„Ich habe die Branche überlebt“

„Ich habe die Branche überlebt“
Erst bejubelt, dann vom Musikradar verschwunden: Manuel Ortega kämpft sich seinen Weg aus dem Schattendasein.

Für den rassigen Latino-Sänger Manuel Ortega, der eigentlich Manuel Hanke heißt und aus Steyregg kommt, sah die Zukunft zu Beginn des Millenniums noch rosig aus. Mit der Single „El amor, la vida“ landete er seinen ersten großen Hit und wurde 2002 zum Eurovision Song Contest nach Tallinn, Estland, geschickt. „Say a word“ schaffte es nur auf den 18. Platz, doch die Fangemeinde stand stramm hinter ihm. Bald wurde es jedoch still um den Sänger. Einzig sein Privatkonkurs in der angeblichen Höhe von 169.000 Euro im Vorjahr ließ aufhorchen. Darüber will sich Ortega nicht äußern, viel lieber spricht er über seine Definition von Erfolg.

KURIER: Wie hart war der Kontrast zwischen der Zeit vor und nach dem Song Contest?

Manuel Ortega: Ich habe es mir schlimmer erwartet. Es war klar, dass der Hype irgendwann enden musste, aber ich bin von den Fans aufgefangen worden. Der 18. Platz war eine große Enttäuschung, aber ich bin froh, dabei gewesen zu sein.

Danach hat man aber nur noch wenig von Ihnen gehört. Was ist passiert?

Daran sind auch die Medien schuld. Erst wird man hochgepusht, dann sinkt die Präsenz. Ich habe bisher sechs Alben gemacht, davon ist keine Rede. Derzeit unterrichte ich am Vienna Konservatorium Popgesang.

Sie waren 2006 bei Dancing Stars. War das ein Versuch, wieder auf sich aufmerksam zu machen?

Sicher war es ein medialer Meilenstein, aber eine Karriere kann man darauf nicht aufbauen. Außerdem war die Promidichte damals, bei den ersten paar Staffeln, noch viel höher.

Spüren Sie einen gewissen Erwartungsdruck?

Ich habe meinen eigenen Zugang zum Thema Erfolg. Der fängt bei einem selbst an und lässt sich nicht in Zahlen messen. Stärke gewinnt man in Tiefzeiten.

Wie haben Sie dieses Tief damals erlebt?

Wenn man schnell berühmt wird, nimmt man sich selbst zu wichtig. Alles dreht sich nur noch um die eigene Person, alle wollen Fotos und Interviews. Wenn die Seifenblase dann platzt, kann das sehr weh tun.

Worauf sind Sie stolz?

Darauf, die Branche überlebt zu haben. Trotz allem, was ich erlebt habe, will ich noch immer Musik machen.

Spurensuche: Was wurde eigentlich aus...?

„Ich habe die Branche überlebt“

Die Trackshittaz mitgerechnet, wurden bisher acht Oberösterreicher zum Eurovision Song Contest geschickt. Die Lust an der Musik haben sich alle bewahrt, nur die inzwischen 31-jährige Bobbie Singer alias Tina Schosser aus Buchkirchen, die 1999 in Jerusalem sang, ist untergetaucht.

Waterloo (1976 in Den Haag) lebt in Schleißheim bei Wels und ist immer noch ein Showman, wie er im Buche steht. Wilfried, der 1988 den letzten Platz in Dublin machte und daraufhin gnadenlos von der Presse zerrissen wurde, ist nach Niederösterreich gegangen. Mit seiner Gattin betreibt er den Kulturverein in Pressbaum.

Bettina Soriat (1997 in Dublin) ist Entertainerin und arbeitet in Wien an ihrem Showprojekt „Gudrun“. Manuel Ortega (2002 in Tallinn) und Eric Papilaya (2007 in Helsinki) leben ebenfalls in Wien und melden sich bald mit neuer Musik zurück.

Global Kryner, 2005 im Semifinale in Kiew ausgeschieden, tourt mit „Neuer Volksmusik“ hauptsächlich durch Deutschland. Frontsängerin Sabine Stieger lebt seit Kurzem in Hamburg und tritt als Singer-Songwriterin „Samy Jones“ auf.

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