"Ich hab Todesangst gekriegt"

"Ich hab Todesangst gekriegt"
Ein dreifacher Vater verlor durch eine Kreissäge vier Finger. Chirurgen nähten die Gliedmaßen an, jetzt bewegt er sie wieder.

Karl Ziebermayr sitzt in seinem Bett im UKH Linz und bewegt vorsichtig die Finger der rechten Hand. Auf vier von ihnen sitzen Blutegel, die sich langsam vollsaugen. Der 41-Jährige blickt auf die Operationsnähte und lächelt: "Ich bin den Ärzten so dankbar", sagt Ziebermayr: "Ihnen ist ein Kunststück gelungen."

Seine Freude ist nachvollziehbar. Am Dienstag vor einer Woche hatte das Leben des Landwirts plötzlich eine dramatische Wende genommen. Der dreifache Familienvater war an dem Tag mit Holzschneidearbeiten beschäftigt. "Ich habe mit der Besäumkreissäge Pfosten geschnitten." Die Arbeit ging problemlos voran, bis sich im Kreissägeblatt ein Pfosten verkeilte, der Vorschub zurückschnellte und dem Mann vier Finger abtrennte.

"Ich hab' Todesangst gekriegt und um Hilfe geschrien", erzählt Ziebermayr. Er fürchtete, das Bewusstsein zu verlieren und unbemerkt zu verbluten. "Ich hab' die Hand hochgehalten und bin zum Elternhaus gelaufen." Sein Vater hörte die Rufe und alarmierte sofort die Rettung.
Der Verletzte wies den Senior an, den Handschuh mit den abgetrennten Fingern zu holen. "Die Mama hat sie dann in eine Alufolie gewickelt - ich hab' ihr geraten, sie besser nicht zu kühlen."

Die Rettungskette funktionierte perfekt. Während der Gemeindearzt Erste Hilfe leistete, kam bereits der Notarzthelikopter. "In zwölf Minuten war ich im Unfallkrankenhaus, wo schon ein Ärzteteam auf mich gewartet hat."

Mikrochirurgie

In einer zwölfstündigen Operation gelang es der medizinischen Crew unter Leitung der Mikro-Chirurgen Wolfgang Huber und Ulrike Rumayr alle Finger unter einem Mikroskop anzunähen. Knochen, Sehnen, Nerven und millimetergroße Blutgefäße wurden Stück für Stück verknüpft.

Der Eingriff verlief erfolgreich. Die Ärzte sind optimistisch, dass Ziebermayr die Finger wieder vollständig gebrauchen können wird. "Es sind alle durchblutet, mit Hilfe einer Therapeutin trainiere ich sie jetzt täglich." Der Patient wird noch eine Woche im Spital bleiben und dann auf Reha fahren. Sein Ziel: "Ich möchte nächstes Jahr wieder Holz zuschneiden können."

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