Hypo-Chef Kumpfmüller: „Wohnbauförderung sollte erhöht werden“
Der gebürtige Schärdinger Klaus Kumpfmüller ist seit vier Jahren Generaldirektor der Hypo Bank OÖ. Zuvor war der 54-Jährige unter anderem Vorstand der Finanzmarktaufsicht und der Bundesfinanzierungsagentur.
KURIER: Es war immer ein konsensuales Ziel der oberösterreichischen Politik, dass sich jede/r Arbeiter/in, jede/r Angestellte ein Haus bauen bzw. eine Eigentumswohnung erwerben kann. Gleichzeitig wurde ein Schwerpunkt auf den sozialen Wohnbau gelegt. Die massive Erhöhung der Kreditzinsen und der Baukosten haben zu einem massiven Einbruch bei der Bautätigkeit und zu einer deutlichen Erhöhung der Mieten geführt.Heute kann sich kaum mehr jemand ein Haus leisten.
Klaus Kumpfmüller: In den zehn Jahren zwischen 2012 und 2022 hat es faktisch keine Zinsen gegeben, die Kreditkosten waren extrem niedrig. Die dadurch ausgelöste Flucht ins Betongold hat zu einer massiven Steigerung der Immobilienpreise geführt, sie haben sich mehr als verdoppelt. Inzwischen sinken die Immobilienpreise, nicht nur nominell, sondern auch real.
Wie stark sinken sie? Um zehn bis 15 Prozent?
Ja, um zehn bis 15 Prozent nominell, aber wenn wir die Geldentwertung dazurechnen, sind sie real sind um 20 bis 25 Prozent gefallen.
In welchem Zeitraum?
Seit Ende 2022. Seit dem Anheben der Zinsen. Die Haushaltseinkommen sind stark gestiegen.
Tatsächlich? Die Inflation betrug doch zehn Prozent.
Die realen Haushaltseinkommen sind gestiegen. Durch die hohen Lohn- und Gehaltsabschlüsse, die Abschaffung der kalten Progression durch die Regierung und Sondermaßnahmen der Politik gegen die Inflation. Sie führen dazu, dass die Leistbarkeit von Eigenheimen wieder gegeben sein wird.
Bei den Menschen hat ein Umdenken stattgefunden, das sehen wir in unserem Haus. Die Immobilien, die gekauft bzw. gebaut werden, sind kleiner. Und es wird wieder mehr in die Sanierung investiert. Das, was wir in der Nullzinsphase gehabt haben, dass man sich ein Haus mit 250 Quadratmetern Wohnfläche mit Pool und Garten in sechs Monaten errichtet hat, geht sich heute nicht mehr aus.
Wie stark sind die Wohnbaukredite zurückgegangen und wie stark ziehen sie nun wieder an?
Sie sind bei den österreichischen Banken durchschnittlich um 50 bis 60 Prozent zurückgegangen. Bei uns betrug das Minus lediglich 24 Prozent. Wir sehen nun, dass es wieder leicht bergauf geht.
Wie stark ist der Zuwachs gegenüber 2023?
Er liegt im einstelligen Prozentbereich. Bei den Stückzahlen sind es um 20 Prozent mehr, bei den Volumina ist das Wachstum knapp einstellig. Es ist wichtig, dass die Gesellschaft den jungen Leistungsträgern die Perspektive vermittelt, dass sie Eigentum erwerben können. Es ist Aufgabe der Politik, hier die Rahmenbedingungen zu schaffen. Die eigene Immobilie ist die beste Altersvorsorge.
Dass sich das jede/r leisten kann.
Jede/r wird sich das nie leisten können. Aber die Leistungsbereiten. Was ist die Alternative? Das Geld wird verkonsumiert, nichts wird gespart und wenn die Menschen in Pension sind, brauchen sie das Geld für die Miete und der Staat muss dafür sorgen, dass das Auskommen ein entsprechendes ist. Die Immobilie als Altersvorsorge ist in Österreich ideologisch unbestritten. Alles andere wie zum Beispiel die private Pensionsvorsorge ist steuerlich nicht attraktiv, weil sie ideologisch so umstritten ist.
Es gibt die staatlich geförderte Pensionsvorsorge, für die es eine Prämie gibt.
Es gibt eine Prämie, aber auch eine Kapitalgarantie, was ein Widerspruch in sich ist. Wenn man in Aktien investiert, hat man ein gewisses Kursrisiko. Die Kapitalgarantie sollte man abschaffen, denn sie kostet Geld. Bei Aktien hat man bei längerer Betrachtung eine jährliche Performance von sechs Prozent.
Die Abschaffung der Kapitalertragssteuer für Wertpapiere zur Pensionsvorsorge steht sogar im Regierungsprogramm, sie wurde aber nicht umgesetzt. Finanzminister Magnus Brunner möchte sie umsetzen, aber die Grünen sind dagegen.
Wie lange sollte die Behaltefrist sein, um in den Genuss der Steuerbefreiung zu kommen?
Das Ziel der Kapitalertragssteuer war, Spekulation zu besteuern. Hier sollte es eine Besteuerung geben, aber nach einer Haltedauer von einem Jahr nicht mehr. Es geht nicht nur um die Vorsorge, sondern auch um die Belebung des Kapitalmarktes, dass eine breite Bevölkerungsschicht in österreichische Unternehmen investiert.
An der KIM-Verordnung gibt es heftige Kritik. Für die Finanzierung einer Eigen-Immobilie müssen 20 Prozent Eigenmittel aufgebracht und es dürfen nur maximal 40 Prozent des Einkommens für die Kreditrückzahlung aufgewendet werden. Teilen Sie diese Kritik?
Die Verordnung gehört sofort abgeschafft. Sie ist kein Instrument, um die Verbraucher zu schützen, sondern eine Maßnahme, um die Finanzmarktstabilität zu sichern. Solche Maßnahmen kann man bei exzessivem Kreditwachstum einsetzen, also im Fall der Gefahr einer Immobilienblase. Als die KIM-Verordnung im August 2022 erlassen worden ist, war das Kreditwachstum schon vorbei. Sie wurde zur Unzeit erlassen.
Zudem vergeben wir Banker Kredite, wenn wir sicher sind, dass sie zurückbezahlt werden. Die Verordnung ist ein bürokratisches Hemmnis, bei dem wir alle mögliche Meldungen machen müssen. Es gibt auch viele Fälle von vermögenderen Personen, die laut Verordnung keinen Kredit bekommen dürften.
Welche Maßnahmen sind notwendig, um den Wohnbau anzukurbeln?
Das Wohnbaupaket der Bundesregierung ist in einem Punkt sehr gut, nämlich bei der Abschaffung der Eintragungsgebühren für das Eigentumsrecht und für das Pfandrecht. Das bedeutet eine Ersparnis von bis zu 11.000 Euro. Beim Ersterwerb einer Immobilie sollten möglichst keine Steuern anfallen und er sollte steuerlich begünstigt werden.
Das bedeutet verstärkte 75 steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten?
Genau. Finanzierungskosten sollten man stärker bei der Einkommenssteuer berücksichtigen. Eine wichtige Rolle spielt die Wohnbauförderung. Sie ist in Oberösterreich sehr gut, man könnte sie noch erhöhen. Das kostet das Wohnbauressort Geld. Die Wohnbauförderung leistet Zinszuschüsse und übernimmt Zinsänderungsrisiken. Hier sollte aufgrund der Zinserhöhungen die Wohnbauförderung wieder stärker hineingehen. Für die Menschen ist es gut, dass die Wohnförderung unterstützend eingreift, wenn die Zinsen steigen.
Haben Sie noch weitere Vorschläge?
Wichtig ist auch der gemeinnützige Wohnbau. Hier hat Oberösterreich eine gute Politik gemacht, weil trotz der Probleme mit gestiegenen Zinsen, Baupreise, Immobilien etc. die Zahl der geförderten Mietwohnungen stabil geblieben ist. Wir brauchen zusätzliche Wohnungen. Wenn nicht gebaut wird, entstehen Lücken, die dann Schwierigkeiten wie explodierende Mieten verursachen. In Niederösterreich sind beispielsweise in den vergangenen Jahren fast keine geförderten Mietwohnungen gebaut worden.
Sie sind auch Präsident des Landesskiverbandes. Sind Sie mit der Wintersaison zufrieden? Für die Skispringer war es eine sehr gute. Michael Hayböck errang eine Silbermedaille im Teambewerb bei der Skiflug-Weltmeisterschaft. Jacqueline Seifriedsberger gewann das Einzelspringen in Willingen, Julia Mühlbacher gewann Gold im Mixed-Team bei der Junioren-WM in Planica. Sarah Schuller hat bei der Junioren-WM ebenfalls eine Medaille gewonnen. So viele Medaillen bei den Skispringern haben wir überhaupt noch nie gehabt.
Bei den Alpinen hat Vincent Kriechmayr Weltcup-Rennen gewonnen, er war aber mit der gesamten Saison nicht zufrieden. Daniel Hemetsberger ist nach seiner Verletzung wieder auf dem Weg zurück. Im Nachwuchsbereich sind wir über alle Sparten hinweg sehr zufrieden. Janik Sommerer hat bei der Jugendolympiade in Südkorea im Skicross eine Medaille gemacht. Nicole Eibl hat bei der Junioren-Ski-Weltmeisterschaft ebenfalls eine Medaille gewonnen.
Wie wirkt sich der zunehmende Schneemangel aus? Es können viele regionale Anlagen nicht mehr betrieben werden.
Bei den Rennen im Leistungssport war es kein Problem, weil es auf der Wurzeralm, in Hinterstoder, in der Gosau und am Hochficht genug Schnee gegeben hat. Im Langlauf und im Skispringen ist es schwieriger. Im Mühlviertel ging gar nichts. Die Cupbewerbe im Langlauf haben wir auf den Hutterer Böden abgehalten. Der Schneemangel ist ein Problem.
Damit wird man sich abfinden müssen.
Wir brauchen in höheren Lagen eine entsprechende Infrastruktur mit einer Beschneiung.
Die geplanten Langlaufzentren in Hellmonsödt und Bad Leonfelden sind Geschichte?
Ja, leider. Nicht wegen des Schneemangels, sondern weil es Anrainer und Bürgerinitiativen gibt, die dagegen sind. Wir brauchen sowohl für den nordischen als auch für den alpinen Bereich Trainings- und Wettkampfmöglichkeiten für unsere Kinder und Jugendlichen.
Wo machen Sie das Langlaufzentrum?
Wir haben das eine im Kobernaußerwald, in Lohnsburg. Es ist saniert und verbessert worden, mit einer Rollerstrecke für den Sommer und mit einem neuen Schießplatz für die Biathleten. Im Mühlviertel waren wir bis zuletzt optimistisch, dass das in Bad Leonfelden etwas wird. Wir haben noch Schöneben und Liebenau. Das Projekt in Innerrosenau in der Pyhrn-Priel-Region ist am Widerstand von Grundbesitzern und der Gemeindepolitik ebenfalls gescheitert.
Es gibt nun Überlegungen für Hinterstoder und Windischgarsten. Wir brauchen drei Standorte in Oberösterreich für das Langlaufen und Biathlon: einen im Mühlviertel, einen in der Pyhrn-Priel-Region und einen im Innviertel. Im Skispringen sind wir gut aufgestellt.
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