Hochbetrieb in den Bergen: Auch für die Retter

Wandersaison fordert die Bergretter
Schlechte Vorbereitung und wenig Erfahrung als Gründe für viele Wanderunfälle.

"Früher gingen die Leute meist am Wochenende in die Berge, jetzt sind sie dort auch wochentags unterwegs." Die zunehmende Attraktivität und Zugkraft der oberösterreichischen Gebirge auf Urlauber, Erholungssuchende und Freizeitsportler wird leider auch durch die Einsatzstatistik der Bergrettung dokumentiert. Da befinde man sich heuer nach dem vorjährigen Rekordjahr erneut am oberen Limit, erklärt der Sprecher der oö. Bergretter, Willi Tillmann.

Fast kein Tag vergeht, an dem nicht in einer der 23 oö. Ortsstellen ein Einsatz ansteht. Dramatische Ereignisse mit Toten standen heuer bereits mehrmals am Einsatzplan. Aber ebenso wurden die Ehrenamtlichen zu vielen harmloseren Hilfeleistungen gerufen. Etwa, wenn entkräftete oder leicht verletzte Wanderer den Notruf "144" gewählt haben. "Egal, jeder, der Hilfe benötigt oder der sich dem Rückmarsch nicht mehr gewachsen fühlt, soll Alarm geben", rät der erfahrene Bergretter Tillmann.

Mit knapp mehr als 800 aktiven Bergrettern sei man in OÖ den Herausforderungen sowohl im Winter als auch in der langen Wandersaison gewachsen, behauptet der Pressesprecher. Das Vorjahr mit drei durchgehend heißen Sommermonaten war mit 370 Bergungen, die allein die Bergrettung betroffen haben, eine Herausforderung, sagt Tillmann. Als Hotspots in der heurigen Saison nennt er Wandergebiete um Gmunden, Hinterstoder, Windischgarsten, den Traunstein, Hallstatt oder Ebensee.

Unfallzahlen

Dass die Unfallraten in den Bergen heuer nicht nur in OÖ hoch liegen, zeigt eine Statistik des Innenministeriums. Österreichweit gibt es zwar weniger Bergtote, allerdings ist Unfallzahl von 1. Mai bis 18. August mit 1080 Ereignissen im Vergleich zu 2015 noch leicht gestiegen. Zu zwei Drittel sind es nicht verunfallte Bergsteiger auf schwierigen Klettersteigen, die in Bergnot geraten, "sondern Wanderer, die schlicht ihre körperlichen und alpinen Fähigkeiten überschätzt haben", erklärt Tillmann.

Fehlende Tourenplanung, mangelnde Erfahrung und Fitness führen dann oft zu Unfällen oder psychischen Ausrastern, beschreibt er. Kurse bei Alpin-Vereinen, erste Touren mit erfahrenen Bergkameraden oder auch Lehrgänge in Bergsteigerschulen seien die beste Vorbereitung auf erholsame Stunden in den Bergen. Weniger zu klagen gibt es seitens der Bergretter über die Ausrüstung der Gäste. Tillmann: "Die ist in den vergangenen Jahren besser geworden".

Wirklich ans Herz legen möchte Bergretter Willi Tillmann dem Wandervolk und allen Bergfexen auch, an eventuelle Kosten für Rettungseinsätze am Berg zu denken. Die Mitgliedschaft bei einem alpinen Verein oder bei der Bergrettung selbst beinhaltet auch den Kostenersatz für eine Bergung durch Bergretter oder den Rettungshubschrauber.www.bergrettung .at

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