Hitlers Geburtshaus: "Abriss ist auch keine Lösung"
Kurz bleibt ein Radfahrer vor dem Haus mit der gelblichen Fassade in der Salzburger Vorstadt in Braunau stehen, fotografiert es und fährt weiter. Szenen, wie sie sich in der Straße hinter dem Stadttor täglich abspielen. In den benachbarten Geschäften ist man das Interesse an Hitlers Geburtshaus gewöhnt. Selbst Touristen würden sich ab und zu hier blicken lassen, sagt die Besitzerin einer Boutique.
Die Einwohner der Stadt im Innviertel scheinen sich längst mit dem Haus arrangiert zu haben, in dem der spätere Diktator 1889 zur Welt gekommen war. Umso weniger Verständnis erntet Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) für seine Aussage, das Haus schleifen lassen zu wollen. Eine Sprecherin ruderte umgehend zurück und sprach von einer "privaten Meinung". Wegen der Sorge, das Haus könnte zu einer "Pilger- oder Gedenkstätte" für Menschen mit nationalsozialistischem Gedankengut werden, soll die Besitzerin enteignet werden. Ein Gesetz dazu ging Ende Mai in Begutachtung.
Seit fünf Jahren leer
Das Gebäude ist dem Verfall preisgegeben, der Putz bröckelt. Seit rund fünf Jahren steht es leer. Das Innenministerium mietet das Haus seit 1972. Dafür zahlt es kolportiert rund 5000 Euro im Monat. Über die Jahre gab es mehrere Untermieter – so waren bereits die HTL und eine Bücherei darin untergebracht. Zuletzt war die Lebenshilfe im Gebäude eingemietet. Alle Gespräche mit der Eigentümerin über einen Nachmieter verliefen ergebnislos. "In den vielen Verhandlungen ist eine Patt-Situation entstanden", sagt Bürgermeister Johannes Waidbacher (ÖVP). Er setze sich weiterhin eine gemeinnützige Verwendung des Hauses ein.
Eine ähnliche Nachnutzung würde Corina A. begrüßen. Abreißen komme für sie nicht infrage. "Was kann das Haus dafür? Es wäre besser, sie täten wieder irgendetwas rein, Flüchtlinge zum Beispiel", meint die Parkwächterin. Über die künftige Verwendung berät kommende Woche eine Historikerkommission.
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