Hirscher: Der Ski-Gott unter dem Giebelkreuz

Generaldirektor Heinrich Schaller (RLB OÖ), Marcel Hirscher und LASK-Trainer Oliver Glaser (v.l.)
Skistar Marcel Hirscher lockte mehr als 2000 Fans in das Linzer Design-Center.

Ski-Götter fallen nicht vom Himmel. Und falls alle heiligen Zeiten doch einmal, haben sie es auch nicht immer nur leicht. Marcel Hirscher zum Beispiel und allen voran. Ist der achte Weltcupsieg eingefahren, ist die Saison längst nicht zu Ende. Erst müssen noch die Sponsoren bedient werden. Dieser Tage im Linzer Design Center zum Beispiel, wohin die Raiffeisenlandesbank zum „Tag des Sports“ geladen hatte.

Werbeträger

Gastgeber Heinrich Schaller begrüßt den „besten Skifahrer der Welt“, der allerdings heute „nichts Neues zu verkünden“ habe. Hirscher habe alle seine Erfolge „im Zeichen des Giebelkreuzes“ erzielt, sei für Raiffeisen zur wichtigen Imagefigur geworden, schwelgt Schaller: „Da kann man nur froh sein, einen solchen Werbeträger zu haben.“ Dass nach wie vor Hermann Maier im Zentrum der aktuellen Werbung steht und Hirscher nur daneben, widerspreche dem nicht, sagt der Raiffeisen-Boss: „Sie haben beide eine sehr bedeutende Rolle.“

Mehr als 2000 Gäste

Sodann führt ORF-Mann Ernst Hausleitner im Nebenerwerb einen „Sporttalk“ mit Hirscher, der das sagt, was er in den vergangenen Monaten bereits in zahllosen ORF-Interviews vor und nach den Rennen sowie zwischen zwei Durchgängen gesagt hat oder auch nicht. Es geht dabei zumeist ja nicht so sehr um das Nichtssagende oder Nichtgesagte, sondern hauptsächlich um die Bilder, in welche die Skier und der mit diversen Firmenlogos verzierte Sportler gerückt werden soll. Und auch darum, zwischendurch einen Schluck aus der Bullendose zu nehmen, damit die Flügel nicht verkümmern.

Erwartungshaltung

Nach Linz ist Hirscher in Zivil und gänzlich unbepickt gekommen, um über das Nichtneue zu plaudern. Etwa über den Druck, den er sich selbst auferlege: „Die Erwartungshaltung ist so groß, dass ich eigentlich mit dem Rücken zur Wand stehe und nur nach vorne gehen kann.“ Oder über den übervollen Rennkalender, der entrümpelt werden sollte: „Es ist inflationär, wie viel Wintersport täglich stattfindet.“ Oder über die neue Herausforderung, Vater zu sein: „Familie und Sport, das ist für 24 Stunden schon sehr viel.“ Da bleibe kaum Zeit für anderes.

Urlaubspläne

Das, was ihn abseits der Skipisten von der Welt interessiere, bekomme er jedoch schon mit. Das, worauf ganz Österreich so sehnlich wartet, ob er weitersiegen möchte oder in Pension gehen wird nämlich, verrät der Marcel klarweise nicht. Kann er auch nicht, jetzt noch nicht. Schon gar nicht in Linz. Das würde die ganze Postwintertour überschatten. Nicht einmal Urlaubspläne gibt er preis. Daraus ließen sich womöglich richtige oder falsche Schlüsse ziehen. Die Verkündung einer Entscheidung von derart skinationaler Bedeutung will entsprechend inszeniert und vor allem herbeigefiebert werden. Auch wenn Hirscher sagt, dass er sich davon nicht allzu viel Zeit dafür nehmen möchte, in sich zu gehen. Weil das ein recht persönlicher Akt ist, kann er klarerweise nicht auf offener Bühne vor mehr als 2000 Leuten vollzogen werden, sondern wird daheim in Annaberg passieren. Oder wo und mit wem immer. Im Übrigen sei er momentan sehr müde, sagt Hirscher. Zwei Wochen lang müsse er noch allerlei Termine absolvieren, „auf die Zeit danach freue ich mich sehr“. Vorher gilt es freilich in Linz noch ein paar hundert Autogramme zu schreiben.

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