„Hier verdiene ich das Doppelte wie in Dresden“

„Hier verdiene ich das Doppelte wie in Dresden“
Die 29-jährige Ostdeutsche Anne Irmisch-Pieper ist mit ihrem Freund nach Linz ausgewandert.

Papa hat geweint, als wir weggegangen sind.“ Im November 2007 hat sie mit ihrem Freund und jetzigen Mann ihre Heimatstadt Radebeul (hier starb Karl May) bei Dresden verlassen, um in Linz zu arbeiten. „Als wir auf der Autobahn an der Großindustrie in Linz vorbeigefahren sind, bin ich schon ein bisschen erschrocken“, erzählt Anne Irmisch-Pieper. Heute, nach mehr als vier Jahren, ist sie von der Stadt begeistert. Ihre Erfahrungen seien „definitiv positiv, ich glaube nicht, dass wir noch einmal zurückgehen werden. Ich denke nicht mehr an Deutschland, weil es uns hier ziemlich gut gefällt.“

Was motivierte die beiden jungen Ostdeutschen zur Emigration? „Ich lebe hier viel besser.“ Sie bekomme ein 13. und 14. Gehalt, das Grundgehalt sei netto um 900 Euro höher (Trinkgeld inkludiert). „In Summe verdiene ich das Doppelte.“ Die 29-jährige gelernte Hotelfachfrau arbeitet im Service des Linzer Promenadenhofs. Dass ihre Chefin Elfriede Seeber mit ihr sehr zufrieden ist, verwundert nicht. Als Gast kann man ihre Dynamik, ihre Freundlichkeit und ihren schnellen Schritt täglich erleben. „Ich brauche den Stress, die Action. Es macht Spaß.“

Viele Deutsche

„Hier verdiene ich das Doppelte wie in Dresden“

Auch Annes Mann hat im Promenadenhof zu arbeiten begonnen. Er ist inzwischen Küchenchef im Linzer Ursulinenhof. Die beiden wohnen nun in der Linzer Innenstadt. Irmisch-Pieper ist kein Einzelfall. Von den 17 Personen im Service des Promenadenhofs kommen sechs aus Deutschland. Auch in der Küche sind einige Deutsche, unter anderem die Sous-Chefin.

„Das, was ich verdiene, ist sehr, sehr gut. Das weiß ich zu schätzen“, erzählt sie. Das erlaube ihr einen anderen Lebensstil. „Man geht viel mehr weg, man unternimmt mehr, die Lebensqualität ist besser. Ich kann mir mehr Klamotten kaufen, ich kann mir einen schönen Urlaub leisten, ich kann mit Freunden auf einen Kaffee gehen. In Deutschland hatte ich immer Angst, dass ich keinen Job mehr bekomme, wenn ich gekündigt werde. Den bekomme ich hier immer. Jobs in der Gastronomie gibt es hier wie Sand am Meer.“ Dass es den Leuten hier in Österreich besser gehe, merke sie auch am höheren Trinkgeld.

Am Monatsende hätte sie in Dresden immer schauen müssen, ob das Geld reiche. „Man wusste nicht, wie man am Ende des Monats mit dem Geld über die Runden kommt.“ Deshalb habe sie sich mit ihrem Mann überlegt, entweder in die Schweiz oder nach Österreich zu gehen. Sie entschieden sich für den Linzer Promenadenhof. Inzwischen wissen auch die Verwandten Österreich zu schätzen. „Mein Papa liebt Leberknödel. Deshalb kommt er so gerne nach Österreich. “ Zwei bis drei Mal jährlich. Die Oma sei scharf auf die Mehlspeisen. „Sie ist zwar eine Strenge, aber ich mag sie.“

Aber es ist nicht nur das Geld, das Irmisch-Pieper in Oberösterreich hält. „Die Natur ist hier besser als bei uns.“ Man sei in kurzer Zeit in wunderschönen Landschaften und an den Seen. Auch die oberösterreichische Mentalität bereite ihr keine Probleme. „Jeder ist anders, aber letztlich sind wir uns sehr ähnlich.“ Die Tiroler seien genauso durstig wie die Bayern. Aber im Fußball seien die Österreich viel nationalbewusster als die Deutschen.

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