„Heute überleben Patienten mit 90-prozentiger Verbrennung“
Prävention ist für Erhard Prugger (50), dem Vertreter der Wirtschaftskammer in der AUVA und im Linzer Unfallkrankenhaus, das Um und Auf im Gesundheitssystem. „Ein Euro in der Vorsorge verhindert sieben Euro Folgekosten.“ Umfassende Programme hätten seit den 1970er-Jahren zu einem Rückgang der Arbeitsunfälle um 50 Prozent geführt.
Dazu habe sicher auch der technische Fortschritt beigetragen. Die Unfälle in der Freizeit seien hingegen massiv angestiegen. „75 Prozent aller Unfälle passieren in der Freizeit.“ Dazu gehören beispielsweise Fußball- und Sportverletzungen sowie das Fallen von der Leiter beim Kirschenpflücken. „Von zehn Patienten, die wir im Linzer Unfallkrankenhaus behandeln, sind neun Freizeitunfälle und ein Arbeitsunfall.“
Das UKH sei in zwei Bereichen Europaspitze: in der Mikrochirurgie , also beim Annähen von abgetrennten Gliedmaßen, und bei der Behandlung von Verbrennungsopfern. „Die Klassiker sind Unfälle beim Grillen und das Einschlafen mit brennender Zigarette.“
Verbrennungen
Die Fortschritte sind enorm. War bis vor einigen Jahren eine Verbrennung von 60 Prozent der Haut ein Todesurteil, überleben heute Patienten mit Verbrennungen von 90 Prozent. Prugger: „93 Prozent aller lebensbedrohlich Verletzten können gerettet werden.“ Das UKH sei top eingerichtet, ein Tag eines Schwerbrandverletzten kostet das Krankenhaus 10.000 Euro täglich. Im Schnitt sei ein Verbrennungspatient sechs Wochen im Spital. Prugger verweist hier auf eine Anomalie in der Kostenabrechnung.
„Von der Gebietskrankenkasse bekommen wir 147 Euro ersetzt. Würde er mit dem Hubschrauber nach München geflogen, würde die Kasse für alle Kosten aufkommen. Hier gibt es eine Reformnotwendigkeit.“ Für 75 Prozent des UKH komme die Wirtschaft auf. Jeder Arbeitgeber zahle 1,4 Prozent der Bruttogehaltssumme des Mitarbeiters als Unfallversicherungsbeitrag. Mit dem Geld werden in Oberösterreich auch jährlich 100 Millionen Euro an Renten für verunfallte Mitarbeiter ausbezahlt.
Freizeitunfälle
Da die Freizeitunfälle steigen, fordert die Wirtschaft eine „angemessene Beteiligung“ der Dienstnehmer. „Es kann nicht sein, dass der Arbeitgeber das gesamte Risiko trägt.“ Eine Möglichkeit sei, dass Dienstnehmer eine Freizeitversicherung abschließen. Eine andere, dass die Arbeitgeber bei der Entgeltfortzahlung (Krankenstandsgeld)entlastet würden. Derzeit kommen die Arbeitgeber für die ersten sechs Wochen voll auf, für weitere vier Wochen für die Hälfte.
Zu viele Akutbetten
Prugger hält die Spitalsreform für „alternativlos und unverzichtbar“. Jeder vierte Österreicher sei einmal jährlich in Spitalsbehandlung. Österreich liege damit EU-weit an der Spitze. Das Angebot schaffe die Nachfrage, „das teuerste Bett ist das leere Bett“. Kein Land habe so viele Akutbetten wie Österreich. Die wichtigste Maßnahme sei die Kooperation mit anderen Spitälern. „Hier liegt das Geld auf der Straße, hier kann man einsparen, ohne dass es der Patient merkt.“ So kaufe das UKH gemeinsam mit dem benachbarten AKH gemeinsam die Medikamente ein, das UKH greife auch auf das Blutlabor des AKH zurück. „Das bringt 140.000 Euro.“
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