Hellste Explosionen des Universums

Hellste Explosionen des Universums
NASA-Forscher Jerry Bonnell erklärt die hellsten und energiereichsten Explosionen von Gamma-Strahlen im Universum.

Würde ein Ausbruch von Gamma-Strahlen in der Milchstraße passieren und die Erde treffen, wären wir sofort tot. Diese Ausbrüche, die beim Zusammenstoß von zwei Neutronen-Sternen entstehen, sind die hellsten und energiereichsten Explosionen im Universum. Sie ereignen sich Milliarden von Lichtjahren von der Erde entfernt."
Jerry Bonnell weiß, wovon er spricht. Der 57-jährige US-Amerikaner ist Astronom, er arbeitet für die NASA und beschäftigt sich mit diesen Gamma-Strahlen-Ausbrüchen. Sein Büro liegt rund 200 km südlich von New York an der Küste im Bundesstaat Maryland. Die Bilder von den Explosionen werden vom Forschungssatelliten Enrico Fermi, der in 400 km Höhe den Globus umrundet, aufgenommen und an die Erde übermittelt.
Bonnell ist derzeit Gast beim Ars Electronica Festival und hält Vorträge über seine Forschungen. Eingeladen hat ihn der Linzer Chirurg Dietmar Hager, ein Hobbyastronom, der Bonnell von ihm aufgenommene Sternenfotografien zugesandt hat. Denn der Amerikaner ist bei der Nasa auch zuständig für die Auswahl und Veröffentlichung des Sternenbild des Tages (Astronomy Picture of the Day - APOD; www. apod.nasa.gov). Es werden auch Bilder von Amateuren publiziert.

Blitze von 20 Sekunden

Wie spielt sich die Entwicklung so eines Ausbruches von Gamma-Strahlen ab? (Siehe Bild oben) Es treffen in sehr weit entfernten Galaxien zwei Neutronen-Sterne zusammen und es entwickeln sich sogenannte schwarze Löcher. Man kann sehr gut beobachten, wie sich die Galaxien formen. Die schwarzen Löcher ziehen aufgrund ihrer enormen Gravitation viel Material an und beschleunigen es auf Lichtgeschwindigkeit. Wenn sich der Stern so verdichtet, fahren im finalen Punkt an den Polen Energieblitze aus.
Ist ein derartiger Ausbruch von Gamma-Strahlen zu erwarten, werden die Programme aller wichtigen Teleskope weltweit unterbrochen, um das Ereignis zu beobachten. Denn es ist nur rund 20 Sekunden zu sehen. Hingegen dauert die Phase der Abkühlung einige Tage.

Wie entstand die Welt?

Beim heurigen Ars Electronica Festival geht es um den Urknall, um den Ursprung der Welt. Ihn zu erforschen ist ein Ziel des europäischen Kernforschungszentrums CERN, mit dem das Festival heuer erstmals zusammenarbeitet. CERN beschleunigt Teilchen enorm und lässt sie beschleunigen, um zu sehen, was passiert. Das Projekt Fermi, an dem Bonnell mitarbeitet, hat ebenfalls dieses Ziel. Es werden aber die natürlichen Teilchenbeschleuniger genützt. Neutronensterne treffen in weit entfernten Galaxien aufeinander, es bilden sich schwarze Löcher, die ständig Masse mit Beinahe-Lichtgeschwindigkeit anziehen, es kommt zu Explosionen, es wird enorm viel Energie frei.
Bonnell und Hager halten heute, Sonntag, im Linzer Ars Electronica Center Vorträge: von 10 bis 11 Uhr, von 12 bis 13 Uhr und von 16 bis 19 Uhr. In 3D-Animationen wird das AEC in ein Raumschiff verwandelt, das bis ans Ende des Universums fliegt. In einer weiteren 3D-Animation kann man das neue ELT-Teleskop (extremly large teleskop) besuchen, das die europäische Raumfahrtsbehörde ESA in den Bergen Chiles um eine Milliarde Euro errichtet. NASA-Mann Bonnell ist von Linz sehr überrascht. "Ich habe noch nie einen Ort besucht, wo man sich so viel mit diesen Vorgängen beschäftigt."

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