Heißer Protest bei Minusgraden

Heißer Protest bei Minusgraden
500 Aktivisten gingen trotz Eiseskälte am Samstag auf die Straße und machten gegen „ewig gestriges Gedankengut“ mobil.

BurschiballNazischeiß, wir machen euch die Hölle heiß“, skandierten rund 500 Demonstranten am Samstagabend bei ihrem Protestmarsch durch die Linzer Innenstadt. Am Schillerplatz hissten sie zur Eröffnung des Burschenbundballs im Palais Kaufmännischer Verein ihre roten Flaggen – der Weg dorthin war beschwerlich.

Nach den Ausschreitungen beim WKR-Ball in Wien war man auf alles gefasst, aber „es wird schon nichts sein“, meinte eine junge Polizistin, die aus Salzburg zum frostigen Einsatz gerufen wurde. Dem Appell eines Demonstranten, „Burschi-Bälle nur im Sommer“, konnte sie nur beipflichten. Uniformierte flankierten die friedliche Masse, die sich hüpfend und tanzend vorwärts bewegte, um die durchgefrorenen Glieder aufzuwärmen. Bei minus 15 Grad bewiesen die Demonstranten und rund 200 Sicherheitskräfte Stehvermögen.

Lautstark

Heißer Protest bei Minusgraden

Per Megafon wurde gegen den Ball und das „faschistische und deutschnationale Gedankengut“ gewettert. Ballorganisator Franz Obermayr (FP) hatte mit seinem Pogrom-Vergleich die Gemüter erhitzt. Ob der Ball-Teilnahme von Landeshauptmann Josef Pühringer war auf zahlreichen Transparenten zu lesen: „Rechts bleibt rechts, auch wenn Pühringer mit Burschis tanzt“.

Der von Obermayr als „gewaltbereiter Mob der Straße“ titulierte Protestzug wurde vor dem Vereinshaus von einer Polizistenfront mit Helmen und Schilden empfangen. Das Areal rundherum war Sperrzone. Ein Tête-à-Tête zwischen Ballbesuchern und -gegnern sollte verhindert werden. Hin und wieder erspähte man ein Korporierten-Käppi am Fenster des Vereinshauses – einige wagten neugierige Blicke auf die Aktivisten.

Die Folge waren Protestgebrüll und ein paar Feuerwerkskörper. Die Polizisten hatten die Demo im Griff, es gab keine Ausschreitungen. Auch der befürchtete Auftritt radikaler Anarchisten blieb aus. „Es war ein friedlicher Protest gegen Rassismus und ein wertvolles Zeichen der Zivilgesellschaft“, lobte die grüne Menschenrechtssprecherin Maria Buchmayr.

Wie es im Vereinshaus zuging, lässt sich dagegen nur erahnen. Der KURIER war im letzten Moment von der Gästeliste für den Ball gestrichen worden.

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