„Heime für Kurzzeitpflege fehlen“

06.08.2013, Steyr, Krankenhaus Steyr, Foto Alfred Reiter
Die niedergelassenen Ärzte sollten in die Reform eingebunden werden.

Das Landeskrankenhaus Steyr gilt als eines der Vorzeigespitäler. Die Bettenanzahl wurde durch die Spitalsreform um 40 auf 700 reduziert. „Diese Reduzierung tut mir insofern weh, als wir hier noch viele Patienten haben, die nicht in den Akutbereich gehören. Das sind Menschen, bei denen die Akutbehandlung vorbei ist, die aber noch eine Pflege benötigen“, erklärt Gabriele Baumann, die ärztliche Leiterin.

Die gebürtige Attnang-Puchheimerin ist auch Universitätsprofessorin und Primaria des Labors. Diese Patienten müssten noch für einen bestimmten Zeitraum gepflegt werden, bevor sie nach Hause entlassen werden könnten. Sie könne diese aber nicht außerhalb des Krankenhauses unterbringen. Die Menschen könnten die Pflege nicht selbst zahlen. Die Kurzzeitpflege könne manchmal bis zu einem Monat dauern. Als Beispiel führt die Primaria ältere, alleinstehende Patienten an. Sie seien oft nicht in der Lage, sich selbst zu versorgen. Es bestehe eine Lücke zwischen dem Krankenhausaufenthalt und der Rückkehr nach Hause.

Praktisches Beispiel: „Im Winter haben wir immer wieder Grippewellen. Grippe ist aber keine Indikation für einen stationären Aufenthalt in einem Akutspital. Viele alte Menschen, die alleine zu Hause sind, können sich selbst nicht versorgen. Dann kommen sie rein ins Spital.“ Der Pflegedienst des Roten Kreuzes sei nicht ausreichend, denn die Menschen bräuchten die Pflege auch während der Nacht.

Betreuung in der Nacht

„Wenn jemand 40 Grad Fieber hat, kann er nicht alleine auf die Toilette gehen. Es besteht die Gefahr eines Kollaps und dass er mit dem Kopf wo anschlägt. Er kann sich nichts kochen. Diese Personen brauchen eine Pflege, aber keine Akutversorgung.“

Die Bettenauslastung sei unterschiedlich, so Baumann. „Es gibt immer wieder Zeiten, wo mehr Menschen krank sind wie bei den Grippewellen. Auf der anderen Seite gibt es Zeiten wie im Sommer, wo es sich mit den Betten gut ausgeht. Die Bettenreduktion funktioniert, wenn man den Durchschnitt nimmt.“ Wenn es zu wenig Betten gebe, versuche man, die Patienten interdisziplinär aufzuteilen. „Das heißt, dass ein Patient, der auf die Lunge gehören würde, dann auf die Interne kommt.“

Baumann findet es eine Herausforderung, die Theorie der Spitalsreform in die Praxis umzusetzen. „Es ist im Alltag viel komplexer als man es von der Theorie her sieht.“ Wo liegen nun die Ecken und Kanten der Reform? Baumann: „Es wurden nur die Spitäler unter die Lupe genommen, der niedergelassene Bereich nicht. Wenn wir die Häuser wieder auf das zurückführen, wofür sie da sind, nämlich auf die Akutbetreuung der Patienten, muss der Bereich außerhalb der Spitäler gut aufgestellt sein, dass die nicht akuten Patienten gut betreut werden können. Wir haben zum Beispiel hierin Steyr nur einen niedergelassenen Urologen. Deshalb kommen die Menschen zur Voruntersuchung zu uns ins Krankenhaus. Bei uns gehen die Ambulanzen über, aber wo soll ich die Leute hinschicken? Der niedergelassene Bereich muss mit berücksichtigt werden.“

Es wären sowohl mehr niedergelassene Ärzte als auch mehr Fachärzte notwendig. Im Raum Steyr fehlten Fachärzte vor allem im urologischen wie auch im psychiatrischen Bereich, die die Betreuung der Patienten übernehmen sollten, die nicht ins Spital gehörten.

Ärztemangel

Auch das Krankenhaus leide unter dem Ärztemangel, mit dem ganz Oberösterreich zu kämpfen habe. „Bei den Turnusärzten fehlen mir ein Viertel von derzeit insgesamt 30.“ Aber auch auf den einzelnen Stationen würden Ärzte fehlen, so zum Beispiel drei auf der Neurologie. Auf der Chirurgie ebenfalls drei, auf der Anästhesie schwangerschaftsbedingt zwei, auf der Palliativ eine.

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