Haftprüfung bei Nazi-Rockern: 41-Jähriger aus U-Haft entlassen

Sie sind alle zwischen 32 und 65 Jahre alt und seit Ende Juni in U-Haft. Und genau dort, werden auch fünf von ihnen für weitere zwei Monate bleiben.
Das hat die neuerliche Haftprüfung der Staatsanwaltschaft Ried im Innkreis am Freitag für jene Männer ergeben, die als Hauptverdächtige im Zusammenhang mit dem Fund eines riesigen Waffenarsenals in OÖ und NÖ gelten.
Wie Alois Ebner, leitender Staatsanwalt in Ried dem KURIER bestätigt: "Ein Mann wurde gegen gelindere Mittel freigelassen. Er hat strenge Auflagen. Muss sich regelmäßig bei der Polizei melden und darf keinen Kontakt zur Szene pflegen".
Ermittlungserfolg im Juni präsentiert
Das Bundeskriminalamt und die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) hatten den Ermittlungserfolg gegen die Rockergruppe Bandidos, die offenbar das Gebiet der Hells Angels übernehmen wollte und im Verband mit bekannten Neo-Nazis in OÖ agierten, Ende Juni der Öffentlichkeit präsentiert.
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Aufgerüstet waren die Männer mit 35 Langwaffen, 25 Maschinenpistolen, 100 „normalen“ Pistolen, Granatwerfern, 1.000 Waffenteilen sowie 10.000 Schuss Munition. Der Gesamtwert: 1,5 Millionen Euro.
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Polizeibekannte Neo-Nazis
Wie KURIER-Recherchen zeigten, sollen zumindest 4 der 6 Männer, die bisher in U-Haft saßen, Verbindungen zum Objekt 21 oder seinem Dunstkreis haben, der damals rund 200 Personen umfasste. Alle sind rechtsextrem, alle den Behörden seit Jahren bekannt.
Beim sogenannten Objekt 21 (O 21), das vor mehr als zehn Jahren in OÖ verboten worden war, handelte es sich um eine der kriminellsten Neonazi-Organisationen Österreichs. Hier hatten sich Rechtsextreme ebenfalls mit Waffen, Drogen und Rotlicht ihr Geld verdient.
Unter den U-Häftlingen befindet sich auch die einstige Nummer zwei des Objekt 21, sowie der einstige Waffenhändler der Nazi-Organisation. Beide bleiben in Haft.
Nazizeichen in der Hofeinfahrt
Apropos Waffenhändler: Auch die aktuell gefundenen Waffen sollen von ihm stammen: Der 58-Jährige lebte vor der U-Haft mit seinen Eltern auf dem Bauernhof im Waldviertel.
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Die Einfahrt in NÖ ziert ein vier Meter großes Nazizeichen. Die Cobra-Beamten soll man Ende Juni mit den Worten begrüßt haben: „Seids eh keine Juden?“ Am Bauernhof in NÖ und in einem der Bordelle des 58-Jährigen in OÖ wurde ein Großteil der Waffen sichergestellt.
Exakt in jenem, in dem auch die O-21-Leute einst Waffen gekauft haben sollen.
Der Waffenhändler soll "wegen Aussichtlosigkeit" sogar freiwillig auf die aktuelle Haftprüfung verzichtet haben.
Objekt 21 Dunstkreis
Nicht in in U-Haft bleibt hingegen ein 41-Jähriger, den Ermittlern ebenfalls aus dem O-21-Dunstkreis kennen. Er präsentiert sich in sozialen Medien mit Bildern mit Bandidos-Bezug. Trägt stolz eine Rocker-Jacke mit dem Batch „Thun“, ein Ableger der Bandidos in der Schweiz, der sich seit Jahren einen Krieg mit den Hells Angels liefert.
Auf Facebook liked er Dinge wie Objekt 21 oder die NPD.
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Die nächste Haftprüfung findet in zwei Monat statt. Bis die Ermittler alle Datenträger, die bei den Verdächtigen gefunden wurden, ausgewertet haben, dürfte noch mehr Zeit vergehen. Mit einer Information der Öffentlichkeit wird laut Insidern nicht vor Herbst gerechnet.
DNA aus Lexus
Eine weitere Spur dürften die Ermittler aber bei jenem Mann gefunden haben, der die Ermittlungen um die Nazi-Rocker überhaupt erst ins Rollen gebracht hatte.
Denn jene Waffen, die die Ermittler am Grenzübergang Simbach im Lexus des 40-Jährigen bereits am 29. November 2022 fanden, führten in weiterer Folge zu einem Waffenarsenal in OÖ und NÖ.
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Und es wurden dabei nicht nur sechs Maschinenpistolen der Marken Skorpion und Sudajew inklusive 7 Magazinen, sechs Revolver, sowie fast 1.600 Schuss Munition und eine der Maschinenpistolen geladen auf seinem Beifahrersitz entdeckt, sondern auch eine DNA-Spur.
Und genau diese, soll einen Treffer auf österreichischer Seite erzielt haben.
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