Gutachten bestätigt: Betrug bei Doktortitel

Der Beschuldigte hat im Jahr 2002 eine Dissertation an der JKU verfasst.
Ein Jus-Absolvent soll Dutzende Seiten seiner Dissertation abgekupfert haben. Die Uni will nun jede Arbeit online stellen.
Gutachten bestätigt: Betrug bei Doktortitel

Eine im Jahr 2002 an der Johannes Kepler Universität Linz eingereichte Doktorarbeit dürfte in erheblichem Ausmaß abgeschrieben worden sein. Diesen Schluss lässt zumindest das abschließende Gutachten eines renommierten Experten zu, das der Uni am Freitag vorgelegt wurde. „Der Plagiatsverdacht hat sich erhärtet“, bestätigt Herbert Kalb, Vizerektor für Lehre im KURIER-Gespräch.

Als nächster Schritt werde der mutmaßliche Plagiator mit dem Sachverhalt konfrontiert, anschließend müsse ihm die Möglichkeit einer Stellungnahme eingeräumt werden. „Danach wird unverzüglich und konsequent über die Aberkennung des akademischen Grades entschieden“, erklärt Kalb. Mit einer Entscheidung sei bereits in den kommenden Wochen zu rechnen.

Der erste Verdacht keimte vor knapp zwei Jahren auf, als der Wiener Historiker Manfried Rauchensteiner bei Recherchen auf die Linzer Jus-Dissertation stieß. Ihm fielen bemerkenswerte Ähnlichkeiten zu einer Diplomarbeit auf, die rund sechs Jahre zuvor an der Universität Wien verfasst wurde. Besonders bemerkenswert: Der Autor kopierte blindlings auch die Rechtschreibfehler in sein Werk.

Die Doktorarbeit liegt – wie die meisten älteren Arbeiten – nur in Papierform vor. Das ist auch der Grund, warum das Plagiat so lange unentdeckt blieb. Damit das nicht mehr passiert, sollen künftig alle Masterarbeiten und Dissertationen auf der Homepage veröffentlicht werden. „Auf diese Weise wird mehr Öffentlichkeit hergestellt und die Arbeiten können digital leichter überprüft werden“, betont Kalb.

Misstrauen

Der verdächtige Doktor schloss im Jahr 2010 auch ein Magisterstudium an der Katholisch-Theologischen-Privatuni (KTU) ab. Rektor Ewald Volgger sieht nun akuten Handlungsbedarf, auch diese Arbeit auf gestohlene Passagen hin zu durchforsten: „Es ist kaum vorstellbar, dass so etwas an unserer kleinen Uni vorkommt. Anders als bei Massenstudien entstehen die Arbeiten bei uns in engem Kontakt mit den Betreuern.“

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