Groteske: Schüler müssen zu Fuß gehen

Zu wenig Platz für Ennsdorfer Schüler, die nach Enns müssen
Schulbus im Grenzraum NÖ/OÖ aus Kostengründen über Nacht eingestellt.

"Zu sehen, wie sich die Bustür vor wartenden Kindern schließt, ist unerträglich."

So wie Andrea Stockreiter beobachten derzeit die Eltern Dutzender Kinder das morgendliche Fiasko an der zentralen Bushaltestelle im niederösterreichischen Grenzort Ennsdorf. Dort versuchen täglich 50 bis 60 Kinder den einzigen Linienbus zu entern, der sie zur Schule in die Nachbarstadt Enns in Oberösterreich bringen soll. Weil der aber hoffnungslos überfüllt ist, dürfen viele nicht mehr einsteigen und müssen sich schnell nach einem privaten Schultransport umsehen.

Groteske: Schüler müssen zu Fuß gehen
Buslnie eingestellt, Mauthausen, Ennsdorf, Enns , zu wenig Platz im Ersatzbus
"Wir stehen zwischen den Fronten, das darf nicht weiter auf Kosten der Kinder gehen", teilte der Ennsdorfer Vizebürgermeister Walter Forstenlechner (SPÖ) beim Lokalaugenschein des KURIER den Unmut der Eltern. Die vom oö. Verkehrsverbund (OÖVV) verwaltete Busverbindung 406, die früher Kinder von Mauthausen (OÖ) über die nö. Gemeinden St. Pantaleon und Ennsdorf in die Schulen nach Enns (OÖ) brachte, wurde vergangene Woche zu Schulbeginn aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt.

Die Folgen sind fatal: Kinder, die früher aus dem Ennsdorfer Ortsgebiet abgeholt wurden, müssen nun bis zu zwei Kilometer zur Haltestelle des OÖVV-Busses 409 marschieren. Doch der ist bei der Ankunft schon so voll, dass der Chauffeur in den vergangenen Tagen gezwungen war, viele Kinder stehen zu lassen.

Fahrausweise

Groteske: Schüler müssen zu Fuß gehen
Buslnie eingestellt, Mauthausen, Ennsdorf, Enns , zu wenig Platz im Ersatzbus
"Die Kinder haben sogar Fahrausweise für die alte Linie und die früheren Haltestellen bekommen. Das ist unzumutbar", schilderte Andrea Stockreiter, bestärkt von anderen Eltern. Zudem gäbe es jetzt statt bisher vier nur mehr einen Bus für die nachmittägige Heimfahrt aus Enns. Raimund Widhalm, ein früherer Busunternehmer ist überzeugt, dass der OÖVV den Bus 406 zu Unrecht einstellte, weil er die Linien-Konzession halte und daher auch eine Betriebspflicht habe.

Wer an dem Dilemma Schuld trägt, ist zwischen den Verkehrsverbünden OÖVV und Verkehrsverbund Ostregion (VOR) in NÖ strittig. Man habe monatelang über die Lage informiert und auf eine Mitfinanzierung für den Transport niederösterreichischer Schulkinder gedrängt, versicherte Meinrad Hubinger aus dem Büro des oö. Verkehrslandesrats Günther Steinkellner (FPÖ).

VOR-Sprecher Georg Huemer widerspricht vehement: "Wir wussten von der Einstellung der Linie nichts. Da hat sich etwas absolut negativ entwickelt". NÖ-Verkehrslanderat Karl Wilfing (ÖVP) zeigt kein Verständnis für die Debatte: "Die Kinder brauchen umgehend einen Bus", lautete die Anordnung an den VOR. Der soll jetzt ab Montag fahren, hieß es zuletzt am Donnerstag.

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