Grau in grau: Junge Künstler bringen Leben in die Bude

perspektiven attersee miglbauer
Bei „Perspektiven Attersee“ nisten sich Kunstschaffende in leer stehenden Geschäften ein.

Wenn die Leute aus meinem Hotel rausgehen, drehen sie sich sofort nach rechts zum See. Kaum einer schaut nach links in den Ort“, hat eine befreundete Gastronomin einmal zur Künstlerin Edith Maul-Röder gesagt. Der Ortskern von Attersee scheint wenig attraktiv. Die leer stehenden Geschäftslokale verfallen vor den Augen der Einheimischen, die sich dort nicht länger aufhalten als nötig.

Doch es braut sich etwas zusammen in Attersee. Junge Fremde laufen im Malerkittel herum. Werkzeug wird aus Transportern geladen. Fotoleinwände montiert. Die leeren Schaufenster geschmückt.

Dahinter steckt die dritte Auflage des Festivals „Perspektiven Attersee“. Von 30. Juni bis 31. August wird das triste Ortsbild zur Kulisse für junge Künstler, Modeschöpfer und Musiker.

Sichtbar machen

„Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, Kunst macht sichtbar“, bedient sich Festivalleiterin Edith Maul-Röder eines Zitats von Paul Klee. Die Fotokünstlerin hat ihren Geschäftssitz in Wels, wo ihr Ehemann Franz Maul als Architekt arbeitet – aber aufgewachsen ist sie in Attersee.

Grau in grau: Junge Künstler bringen Leben in die Bude
Perspektiven Attersee: Horst Anleitner, Edith Maul-Röder, Franz Maul
Den zunehmenden Verfall des Ortskerns hat sie hautnah miterlebt: Ihre Eltern mussten ihr Kaufhaus schon vor 30 Jahren schließen. „Das Festival macht sichtbar, was verloren gegangen ist. Wir wollen um unser Kulturgut, das klein strukturierte Dorf- und Geschäftsleben, kämpfen.“

In den vergangenen zwei Jahren waren es Fotoinstallationen an den Wänden verlassener Häuser, heuer gehe man in die Nachhaltigkeit. Mit der Aktion „Artists in Residence“ komme wieder Leben in die Bude, versprechen die jungen Künstler, die sich in vier Geschäftslokalen eingenistet haben. Sie stammen aus Attersee und sind gut in der Linzer und Wiener Szene vernetzt, erklärt Maul-Röder. Zurück in der Heimat, nutzen sie die leeren Räume als Werkstätte, die Schaufenster als Bühne. So auch das Kaufhaus Miglbauer, wo sie sich von den Besuchern über die Schulter schauen lassen.

Neugierig

Bei einem Haus, das schon im Vorjahr bespielt wurde, ist die Revitalisierung bereits geglückt: Eine Malerin nutzt das ehemalige Kaufhaus nun ganzjährig als Atelier, erzählt Maul-Röder.

Die Reaktionen der Einheimischen und auswärtigen Gäste bestätige das Team in seinem Vorhaben: „Die Leute werden neugierig. Sie merken: Da tut sich etwas. So kommt Attersee wieder ins Gespräch.“ Und so sei es auch gelungen, dass die Gäste, wenn sie aus dem Hotel kommen, einen Blick ins Zentrum werfen, freut sich die Festivalleiterin.

www.perspektiven-attersee.at

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