"Go east, young man!"

"Go east, young man!"
China schaue auf Europa wie wir auf Griechenland schauten, sagt der deutsche China-Experte Frank Sieren.

Ich habe Studenten schon vor 20 Jahren geraten, go east, young man. Früher ging man nach New York studieren, jetzt sollte man sich nach Asien orientieren", sagte der gebürtige Linzer und Hongkonger Reeder Helmut Sohmen bei einem Pressegespräch in der Raiffeisen-Landesbank.

Angesichts des asiatischen Aufstiegs meinte Frank Sieren, der Westen dürfe sich auf den Lorbeeren nicht ausruhen, sonst würden sie verwelken. China blicke mit Sorge in den Westen. "Es schaut so auf den Westen, wie wir auf Griechenland schauen." Die Weltordnung verändere sich von einer unipolaren mit den dominanten USA zu einer multipolaren Welt mit mehreren Akteuren. "Ich glaube, dass die multipolare Welt eine bessere sein wird." Sieren hat kürzlich sein neues Buch "Angst vor China - Wie die neue Großmacht die Krise nutzt" herausgebracht. Die Krise des Westens eröffne den Chinesen Spielräume und Chancen.

Tennis

Er vergleicht das Agieren des chinesischen Drachen mit einem Tennismatch. "Die Chinesen spielen an der Grundlinie. Irgendwann macht der Gegner einen Fehler, den sie nützen." Vor 15, 20 Jahren habe die Wallstreet weltweit die Finanzregeln bestimmt. "Das tut sie jetzt nicht mehr." Es gehe aber nicht nur um Geldfragen, sondern auch um Werte. Wie gut man sie durchsetzen könne, hänge von der wirtschaftlichen Stärke ab. "Manchmal ist es besser mit einem chinesischen Familienunternehmen zusammenzuarbeiten als mit einer Heuschrecke." Es gehe nicht darum, die chinesische Diktatur zu übernehmen. Es gehe um die Modellpflege. "Wir nehmen die Haltung ein, dass wir schon am Ende angekommen sind." Es gehe aber um Weiterentwicklung.

Sohmen bemerkte, die verschärften Regeln für die Banken und Finanzmärkte würden zu einer Kreditklemme und damit zu schwächerem Wachstum führen. Aber: "Neues Kapital wird aus den Ländern kommen, wo die Krise nicht so stark ist."

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