Gmundens Schwäne fliegen hoch

Enis Murati (Gmunden) beim traditionellen Abschneiden des gegnerischen Netzes
Die Swans aus der Traunseestadt gehen als Außenseiter auf den sechsten Titel los. Von Gerhard Marschall.

Die Schwäne gehören zu Gmunden wie Traunsee und Traunstein oder wie Schloss Ort. Nur logisch, dass sich seinerzeit, Anfang der 1990er-Jahre, die hiesigen Basketballer nach ihnen benannten. Der 1965 als Union-Sektion gegründete Verein dachte bereits damals in größeren Dimensionen, also international. Zwar gab es in der Zwischenzeit einen Abstieg aus der Bundesliga samt baldiger Rückkehr und finanzielle Turbulenzen, doch Basketball ist in Gmunden beständig Sportart Nummer eins.

Der Profibetrieb wurde 2016 in die SMG GmbH, eine 100-Prozent-Tochter des Vereins, ausgegliedert. Der Kader der Bundesliga-Teams umfasst aktuell 13 Spieler, insgesamt gibt es rund 200 Aktive. Das Jahresbudget des Gesamtvereins schwankt zwischen 700.000 und 800.000 Euro, es wird zu etwa zwei Drittel durch Sponsoring abgedeckt. Rund 15 Prozent kommen aus dem Ticketverkauf.

Viele Zuschauer

In den guten Vor-Corona-Zeiten verzeichnete Gmunden stets die höchsten Zuschauerzahlen in der Liga. Seit rund 20 Jahren gehört der Klub zur österreichischen Spitze. Fünf Meistertitel stehen zu Buche, der letzte aus 2021. Jetzt soll der sechste folgen. Nach drei klaren Siegen im Semifinale gegen die Oberwart Gunners – zuletzt mit 99:79 – stehen die Swans zum insgesamt 13. Mal im Finale der Superliga. Gegner ist BC Vienna, der Meister wird im „Best of five“-Modus ermittelt. Heute steigt die erste Partie in Wien, am kommenden Donnerstag wird die Volksbank-Arena kochen. Die Herausforderung an den Titelverteidiger ist groß, denn die Rollen scheinen klar verteilt. Die Wiener haben vor der Saison personell stark aufgerüstet. „Vom Kader her ist das sicher das stärkste Team“, sagt Richard Poiger (34). Er war bis 2016 aktiv und ist seither Geschäftsführer der Profiabteilung und Sportlicher Leiter. Poiger gibt die Linie für die Finalspiele vor, die zwischen Understatement und Zuversicht mäandert: „Wien ist sicher Favorit. Aber wir haben gezeigt, dass wir gut drauf sind.“ Anders gesagt: Die Schwäne fliegen hoch und stapeln tief. Trainer Anton Mirolybov (44), seit 2019 beim Verein, schiebt die Favoritenrolle ebenfalls mit beiden Händen den Wienern zu. Zugleich muss der gebürtige Finne jedoch seine Mannen motivieren. „Ich habe Vertrauen, dass die Mannschaft Großes erreichen kann.“

Auf Augenhöhe

Davon ist auch Obmann Rudolf Steiner (65) überzeugt: „Das sind zwei Mannschaften, die fast auf Augenhöhe sind.“ Zwar verfüge der Gegner über „die stärksten Spieler, die momentan in Österreich verfügbar sind“, räumt Steiner ein. „Aber solche Leute müssen auch als Mannschaft funktionieren.“ Genau das hätten seine Swans beim 99:91-Heimsieg gegen Vienna im Grunddurchgang bewiesen. Die Chance auf den Titel sei „absolut gegeben“, befeuert der Obmann den Optimismus: „Unsere Leute sind ein Team, ich traue ihnen alles zu.“

Im Übrigen gibt es im Finale ein Wiedersehen mit dem ehemaligen Swans-Kapitän Enis Murati (33), der im Vorjahr nach Wien gewechselt ist. Er hatte seit 2006 in Gmunden gespielt und möchte von dort jetzt den Titel abholen. Das sollte freilich zu verhindern sein, ist Manager Poiger überzeugt. Er sieht in der einhellig betonten Außenseiterrolle einen großen Vorteil: „Wir sind in einer guten Situation, dass wir nur überraschen können.“

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