„Girtler-Show“ zum Sinn des Saufens

„Girtler-Show“ zum Sinn des Saufens
Der Kult-Soziologe redete sich beim Festival in einen „literarischen Rausch“.

Also meine Karriere ist mir selbst ein Rätsel“, bekannte Roland Girtler Freitagabend bei der Eröffnung der „Floriana“ – der Biennale für Literatur – im Stift St. Florian. Der „vagabundierende Wissenschaftler“ hüpfte mit seinen Gedanken zum Thema „Literatur und RauschSpringschnur. Da musste auch Landeshauptmann Josef Pühringer zugeben: „Bei deinem Vortrag habe ich als Schwarzer Schwierigkeiten, den Roten Faden zu finden.“

Schwierigkeiten, sich während der „Girtler-Show“ Gehör zu verschaffen, hatte sein Vis-à-vis, Club 2-Urvater Peter Huemer. „Girtler muss man erst einmal seine Show abziehen lassen, sonst ist man neben ihm nur ein Pappkamerad“, sagte er wissend.

Das Fundament von Girtlers Assoziationskette war sein Buch „Rotwelsch: Die alte Sprache der Diebe, Dirnen und Gauner“. Von dort aus ging die Reise zurück zu Kindheitserlebnissen mit ungarischen Gaunern in Spital am Pyhrn, seiner betont missbrauchsfreien Zeit in der Klosterschule bis hin zu ersten Erfahrungen mit der weiblichen Brust.

Als Soziologiestudent habe er sich an die Fersen einiger Sandler geheftet, um ihre Motive zu ergründen. „Da bin ich draufgekommen: Der Mensch ist kein Wesen, das sinnlos in sich hineinsauft.“ Trinkgelage seien seit der Antike mit Ritualen verbunden. So bedeute der Begriff „Symposium“ nichts anderes als ein geselliges Besäufnis, klärte er auf.

Seinen Lobgesang auf damals gebräuchliche Redewendungen, Trinklieder und Wortschöpfungen des fahrenden Volkes quittierte Huemer mit: „Du bist so was von nostalgisch reaktionär.“ Dann erzählte er selbst aus seiner Studentenzeit, als er lernte, dass man in Ungarn nicht mit Bier anstößt, ohne dem General Haynau das Verrecken zu wünschen.

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