Königswiesen: Ein Geheimtipp für Gotikfans

Der Innenraum der Pfarrkirche von Königswiesen ist von außergewöhnlicher Schönheit
1554 erhielten die Bürger das Recht, Hasen zu jagen – Das dürfen sie heute noch

Eine Siedlung in einer Wiese, die im unmittelbaren Besitz des Königs war. Das dürfte der Ursprung des Namens Königswiesen sein. „Bereits 1147 wird der Ort als Chunigewisen urkundlich erwähnt. 1279 erfolgte die Verleihung des Marktrechtes durch König Rudolf von Habsburg. 1554 erhielten die Bürger das Recht, Hasen zu jagen“, erzählt Amtsleiterin Maria Anibas.

Dieses Recht haben sie noch heute. Aber wir suchen keine Jagdabenteuer, sondern erfreuen uns an der wildromantischen Natur, den prächtigen Bürgerhäusern und vor allem an der einmaligen gotischen Pfarrkirche. Auf romanischen Mauern aufgebaut zählt sie zu den hervorragendsten Bauwerken der Spätgotik. Das imposante Schlingrippengewölbe besteht aus insgesamt 480 Feldern.

Königswiesen: Ein Geheimtipp für Gotikfans

Blick auf Königswiesen

Klammleitenbachtal

Aus den 16 Wanderwegen wählen wir den Themenweg 7 durch die Klammleiten. Die vielen geschichtlichen und mystischen Besonderheiten im Klammleitenbachtal machen den Wanderweg zur einem richtigen Erlebnisausflug. Als ein wie einem Märchenbuch entsprungener Felsen taucht am Weg die „Waldandacht“ auf. Wie ein bis zum Bauch vergrabener Riese blickt die Felsfigur auf den Betrachter herab. Teils donnert der Bach schäumend zwischen Granitfelsen daher, teils fließt er plötzlich unter der Erde. Bei einer markanten Felsformation, der Teufelsmühle, kann man das unterirdische Rauschen des Wassers hören. Der Sage nach soll hier die Mühle einer geizigen Müllerin im Wasser versunken sein.

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Königswiesen

Wild romantische Felsformationen

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Königswiesen

Kanzlstein

Dann erreichen wir die Holzschwemme, Gfluder genannt. Von 1780 bis 1937 wurde das Schwemmrecht von der Herrschaft Sachsen-Coburg ausgeübt, die auch noch heute große Waldflächen besitzt. Der Holz-Jahreseinschlag wurde mit Schlitten zu den Nebenbächen der Großen Naarn gebracht. Bei Tauwetter war dann die große Zeit der Schwemme. Bis zu 3000 Personen, auch Kinder und Frauen, halfen mit. Die jährliche Schwemme war auch immer ein großes gesellschaftliches Ereignis. Sie dauerte meist zwei bis drei Wochen. Mit Hilfe einer Holzriese, Gfluder genannt, wurden die Stellen überbrückt, an denen der Bach unterirdisch fließt. Zur Vergrößerung der Wassermenge wurden Schwemmteiche angelegt. Das geschwemmte Holz wurde mittels Rechen bei der Naarnmündung in die Donau herausgefischt.

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Holzschwemme, Gfluder genannt

Fleißige Freiwillige haben diesen Gfluder am Klammleitenbach wieder hergestellt. Regelmäßig gibt es auch heute noch Schauschwemmen. Jetzt besteht die Möglichkeit, die Viereinhalb-Stunden- Runde auf drei Gehstunden abzukürzen, indem man auf den Weg Nr. 8 Richtung Haid wechselt. Die Landschaft wird flacher und ähnelt den sanften Hügeln des Waldviertels. Pferdespuren verraten, dass sich hier auch ein Eldorado für Wanderreiter befindet. Hinter der schmucken Steinbloß-Dorfkapelle (1780) befindet sich der „Wirt auf der Hoad“. Die Chefin füllt gerade einen stattlichen Topf voll mit fein geschnittenen Speckwürfeln. Man kann sich gut vorstellen, wie köstlich die Knödel köstlich munden werden.

Wir ziehen jedoch weiter, passieren einige beschauliche Weiler und gelangen zur Ortschaft Hörzenschlag. Der Weg schlängelt sich entlang eines Fichtenjungwaldes. Etwas blitzt rot aus dem Unterholz hervor. Wir sehen das als besondere Einladung, uns ganz klein zu machen und auf allen Vieren die Gegend unter den Bäumen zu erkunden. So entdecken wir das Reich der Fliegenpilze. Der Waldboden ist übersät davon, verziert mit unterschiedlichen Farben und Mustern. In dieser vom Licht geschützten Unterwelt rechnet man jederzeit damit, dass eine Zwergenfamilie auftaucht. Eine geradezu märchenhafte Stimmung.

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Fliegenpilze beherrschen die Unterwelt

Etwas verstaubt, aber um eine Erfahrung reicher, steigen wir ins Tal des Schwarzaubaches ab. Auch dieses Gewässer wurde früher für die Holzschwemme genutzt. Ein Wegkreuz erinnert an den Tod des Johann Huber, der im Jahr 1928 dabei zu Tod gekommen ist. So nähern wir wieder dem Ortszentrum und fühlen uns durch am Wegrand angebrachten Spruch bestätigt: „Gehst Du jeden Tag diese Rund’, bleibst Du Dein Leben lang gesund.“

Josef Leitner ist Universitätslektor und besucht mit seinem Reisemobil interessante Plätze der Natur und Kultur.

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