„Gebe mein Erbe nicht kampflos auf“

Der Hochschartnerhof ist eine begehrte Immobilie: Insgesamt soll der Grund zehn Millionen Euro wert sein – Weiss will darauf nicht verzichten.
Seit vier Jahren verteidigt der verschuldete Bauer Rudolf Weiss seinen Hof. Er und sein Sohn sehen sich als Opfer einer Intrige.
„Gebe mein Erbe nicht kampflos auf“

An der Zufahrt zum Hochschartnerhof im idyllischen Buchkirchen prangt in roten Lettern das Wort „Privat“ – doppelt unterstrichen. Sein Elternhaus verteidigt der 38-jährige Landwirtssohn Rudolf Weiss Junior vehement.

Alle Bemühungen, ihn und seinen schwer verschuldeten Vater Rudolf Senior zu delogieren, waren bisher vergeblich. Vergangene Woche musste selbst das Einsatzkommando Cobra wieder umkehren. 15 Beamte sollen ihn „umzingelt“ haben, bis der Einsatz wegen eines Formfehlers abgeblasen wurde. „Wir sind es gewohnt, wie Schwerverbrecher behandelt zu werden“, lautet sein abgebrühter Kommentar. Ein Beamter habe ihm sogar geflüstert, dass es einen Schussbefehl gebe, weil sein Vater als unberechenbar eingestuft werde: „Die meinten, er hätte als 70-jähriger Waffennarr eh nichts zu verlieren und würde vielleicht durchdrehen.“

Delogierung

„Gebe mein Erbe nicht kampflos auf“

Gestern hätte Weiss vor Gericht erscheinen sollen. „Krankheitsbedingt“ sagte er ab. Gegen den Hausbesetzer läuft unter anderem ein Verfahren wegen Besitzstörung, da der Hochschartnerhof längst dem Marchtrenker Landwirt Andreas Aichinger gehört. Dessen Vater, Gerald Aichinger, sieht die „Besetzung“ gelassen: „Irgendwann muss er den Hof sowieso räumen. Wir bewirtschaften ihn schon und haben kein Problem mit Herrn Weiss, solange er uns nicht angreift und beschimpft.“

Der Betroffene vermutet eine Intrige und ist auf den neuen Besitzer nicht gut zu sprechen. Aichinger sei nur ein Strohmann, der die Stellung halte, bis das Land umgewidmet werde. Zehn Millionen Euro sei der Baugrund dann wert: „Ich lasse mir mein Erbe nicht kampflos nehmen und schöpfe alles aus. Ich geb’ keine Ruhe.“

2007 hatte seine Hausbank den Konkurs eingeleitet, weil Weiss Senior Schulden in Höhe von zwei Millionen Euro nicht bezahlen konnte. Eine Umwidmung, die dem Landwirt die nötige Summe eingebracht hätte, wird ihm zufolge seit 18 Jahren hinausgeschoben. Niemand geringerer als Ex-Justizminister Dieter Böhmdorfer soll das Vater-Sohn-Gespann vor Gericht verteidigen, behauptet Weiss junior. Derweil nutzt Weiss, ein selbstständiger Immobilienhändler, die langsamen Mühlen der Justiz und wohnt ungeniert weiter am Hof, „wenn es sein muss, bis zum nächsten Cobra-Einsatz“.

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