Für Magna Charta des digitalen Zeitalters

Johann Richter, Chef von Thalia Linz, Buchautor Hannes Androsch und Susanne Tschom, Leiterin der Thalia-Filiale in der Universitätsbibliothek (v.l.)
Österreich ist ein digitales Entwicklungsland, meinte Hannes Androsch bei der Präsentation seines neues Buches "Digitaliserung verstehen" in der neuen Bibliothek der Linzer Johannes Kepler Universität.

„Wir brauchen eine Magna Charta des digitalen Zeitalters. Es gibt hier Gefahren, die mit jeder neuen Technologie verbunden sein können. Wir hinken der Entwicklung nach, weil sie so rasch gegangen ist.“ Hannes Androsch (83), Industrieller und Vizekanzler a. D., war Mittwochabend in der Bibliothek der Linzer Johannes Kepler Universität zu Gast. Die Buchhandlung Thalia, vertreten durch Johanna Richter und Susanne Tschom, hatte geladen, um über das neue Androsch-Buch „Digitalisierung verstehen“ (Brandstätter-Verlag) zu diskutieren.

Extrem rasche Entwicklung

„Der Sprung vom Großcomputer zum PC ist erst 30 Jahre her. Das Smartphone gibt es erst seit 14 Jahren. In 14 Jahren werden wir vielleicht kein Handy mehr haben, weil wir den Chip im Körper tragen, wie das Experten von Samsung prognostizieren“, sagte Androsch. Man könne die Digitalisierung zu einer sinnvollen Überwachung nützen oder aber auch, um die Menschen an der Leine zu halten, wie das Diktaturen machen würden.

In den USA liege die Macht bei den Tech-Giganten, die sich einen goldenen Kropf verdienen würden, sie zahlten fast keine Steuern, weil das Steuersystem darauf nicht ausgerichtet sei, nannte Androsch einen weiteren Bereich, der der Regulierung bedürfe.

Tech-Firmen wie Facebook verdienen ihr Geld mit Daten, die ihnen die Nutzer kostenlos überlassen. Facebook macht rund 70 Milliarden Euro Umsatz im Jahr – 97 Prozent durch Werbung. Denn für Werbetreibende sind Daten Gold wert. Androsch dazu: „Wir müssen die Oberhoheit über unsere Daten behalten, denn sonst werden wir Sklaven.“ Europa müsse digitale Souveränität erlangen, „sonst werden wir eine Kolonie Amerikas oder Chinas.

Behörde für Algorithmen

Dazu gehöre auch, dass die Algorithmen hinter den Computern transparent seien. „Der, der die Macht über die Algorithmen hat, hat auch die Macht über uns. Dafür werden wir eine öffentliche Behörde benötigen. Das sind alles noch ungelöste Fragen. Wir müssen schauen, dass wir die Herren dieser Maschinen und Prozesse sind. Derzeit sind wir in Europa in der Entwicklung hinten. Und Österreich ist hier nochmals hinten. Wir sind ein digitales Entwicklungsland

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