„Freizeitunfälle fair abrechnen“

„Freizeitunfälle fair abrechnen“
AUVA-Reform. Auflösung und Zentralisierung abgewendet, Bestandsgarantie für das UKH und seine Mitarbeiter

Die Regierung ist sich einig über die Reform der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA). Sie soll eine Einsparung von 430 Millionen Euro bringen. Ein Gespräch mit Erhard Prugger, dem Vorsitzenden des Landesstellenausschusses der AUVA Oberösterreich, zu der auch das Unfallkrankenhaus mit 155 Betten und 700 Mitarbeitern gehört.

KURIER: Was verändert sich durch die Reform für die Patienten?

Erhard Prugger: Es wird sich nichts zum Schlechten ändern. Es gibt für das Unfallkrankenhaus Linz eine Bestandsgarantie. Sämtliche Leistungen, die wir jetzt erbringen, werden auch in Zukunft erbracht. Es ändern sich Organisationsfragen, mit der man die Effizienz der Leistungserbringung steigern will.

KURIER: Was ändert sich für die Mitarbeiter?

Erhard Prugger: Es gibt eine Arbeitsplatzgarantie. Dadurch, dass die Reform auf zehn Jahre angelegt ist, wird sich für die Mitarbeiter unmittelbar nichts ändern. Es gibt unmittelbar keinen Arbeitsplatzabbau, aber es sollen bis 2026 im Verwaltungsbereich österreichweit 300 Stellen nicht nachbesetzt werden. Das betrifft nicht die Ärzte und das Pflegepersonal.

Wie kann man bei einem Budget von 1,4 Milliarden Euro die vereinbarten 430 Millionen einsparen?

Die 430 Millionen wurden in zwei Blöcke aufgeteilt. Wir müssen intern 135 Millionen Euro stemmen. 295 Millionen sind durch gesetzliche Maßnahmen zu erbringen.

Wir wollen Einsparungen durch eine noch intensivere Kooperation mit den Landesspitälern erzielen. Hier haben wir Luft nach oben. Zum Beispiel durch gemeinsamen Einkauf und gemeinsame Ausbildung. Wir werden uns bei den Sponsoringleistungen einschränken.

Es ist erfreulicherweise gelungen, eine Zentralisierung zu verhindern. Denn es ist eine Mär, dass die Dinge deshalb besser sind, nur weil sie in Wien passieren. Das Gegenteil ist der Fall. Die Leistungen sind besser, wenn sie vor Ort am Kunden erfolgen. Es wird manche Dinge geben, die zentralisiert werden, und andere, die die Landesstellen übernehmen werden. Die Landesstellen waren ursprünglich auf der Abschussliste. Hier haben wir uns erfreulicherweise durchsetzen können.

Prugger ist Vorsitzender  des AUVA Landesstelle Linz, die hauptsächlich das UKH betreibt

Prugger ist Vorsitzender des AUVA Landesstelle Linz, die hauptsächlich das UKH betreibt

Wie sollen die 295 Millionen eingespart werden?

Der AUVA hat man in den vergangenen Jahren alle möglichen Dinge umgehängt, unabhängig davon, ob sie zu ihr gepasst haben oder nicht. Die AUVA unterstützt die kleineren und mittleren Betriebe, wenn Arbeitnehmer in einem längeren Krankenstand sind. Das macht allein in Oberösterreich 15 Millionen Euro jährlich aus. Es ist aber keine Kernaufgabe der AUVA. Es kam zum Beispiel auch das Krankengeld für Unternehmer dazu. Das ist aber eine Krankenversicherungsleistung, die nichts mit der Unfallversicherung zu tun hat. Wir bekamen über die Jahre einen Bauchladen zusammen, wo wir gesagt haben, der gehört weg.

Der größte Posten: Wenn Arbeitsunfälle nicht im UKH behandelt werden, sondern in einem anderen Krankenhaus, dann müssen wir von Gesetzes wegen eine Pauschalabgeltung bezahlen. Das sind österreichweit im Jahr 150 Millionen Euro. Die tatsächlichen Kosten, die die Unfälle in den anderen Spitälern aufwerfen, sind nur 50 Millionen Euro. Wir zahlen jährlich um 100 Millionen Euro zuviel an die Krankenversicherungen, die sich über dieses Körberlgeld freuen.

Der zweite Punkt ist, dass mehr als 90 Prozent der im UKH behandelten Unfälle Freizeitunfälle sind. Dafür sind wir aber nicht zuständig, uns gehen lediglich Arbeitsunfälle etwas an. Die Regierung hat gesagt, warum sollen die Unternehmer auch für die Freizeitunfälle zahlen? In Zukunft soll die Abgeltung dieser Freizeitunfälle an uns in fairerer Weise als bisher erfolgen.

Das alles macht in Summe die 295 Millionen Einsparung aus.

Am Anfang des Diskussion stand die Auflösung der AUVA. Das Ganze hat jetzt positiv geendet.

Das Ergebnis ist, dass die Top-Leistungen im UKH und die Renten, die wir Geschädigten leisten, bleiben. Der Ballast fällt weg, wir können künftig noch fokussierter wirken.

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