Freistadt: „Die Schnellstraße wird den Bezirk beflügeln“
Im Bezirk Freistadt sind alle Augen auf eine Großbaustelle gerichtet. Dieser Tage entsteht das Hoffnungsprojekt der Region – die Schnellstraße 10, die das Ende der A 7 mit der Bezirkshauptstadt Freistadt verbindet. Im Herbst soll der erste Abschnitt für den Verkehr freigegeben werden. Positive Effekte erhoffen sich nicht nur umliegende Gemeinden, die in den vergangenen Jahren ohnehin gewachsen sind, sondern auch jene weiter im Norden. „Vielleicht lernen ja wieder mehr unser schönes, ländliches Sandl zu schätzen, wenn die Verbindung nach Linz besser ist", hofft Bürgermeister Alois Pils. Sandl habe herbe Verluste einstecken müssen, als der Forstbetrieb, ehemals mit 200 Beschäftigten, auf 20 dezimiert wurde.
Bindeglied S10
„Die Schnellstraße wird die Wirtschaft beflügeln", meint Dietmar Wolfsegger von der Wirtschaftskammer in Freistadt. Es gibt keinen Betrieb mit mehr als 250 Mitarbeitern. Die klein strukturierte Wirtschaft sei zwar in Krisenzeiten flexibel, zwinge aber viele, einen Arbeitsplatz fern des Wohnortes zu suchen. Der Bezirk habe daher einen hohen Pendleranteil von über 50 Prozent – ein Großteil davon fährt täglich nach Linz. Das habe zur Folge, dass auch viel Kaufkraft in den Zentralraum abfließe, so Wolfsegger. Der Freistädter Vizebürgermeister Franz Kastler betont dennoch die Stellung der Bezirkshauptstadt: „Natürlich hat Linz größeres Potenzial. Aber wenn sich der Verkehr bessert, kommen sicher wieder mehr nach Freistadt."
Christian Denkmaier aus Neumarkt/M. ist überzeugt, dass die S10 als Bindeglied nach Freistadt einen strukturverändernden Impuls setzen wird. Seine Gemeinde hat im Wanderungssaldo (siehe Grafik) zwar am meisten verloren, die Entwicklung zeige zukünftig aber deutlich nach oben, sagt er. Die Nähe zu Linz, eine gute Verkehrslage und massiver Wohnbau seien dafür die Rahmenbedingungen. So sieht es auch Bürgermeister Erich Hackl in Wartberg. „Wachstum ist nur dann positiv, wenn die Infrastruktur mitwächst und man in Stadtnähe ist", sagt er. In Pregarten sei die Raumordnung eine Herausforderung, da die Siedlungsentwicklung sehr rasch vorangeschritten sei, so Anton Scheuwimmer.
Grenzgebiet
Laut Landesstatistiker Michael Schöfecker hat sich der Bezirk sehr heterogen entwickelt. Der erweiterte Speckgürtel um Linz gewann dazu, Gemeinden entlang der Grenze zu Tschechien und Niederösterreich verloren. In zehn Jahren gab es ein Bevölkerungsplus von 852 auf derzeit rund 65.000 Einwohner. Ein Sonderfall sei die Gemeinde Rainbach. Vorher von Abwanderung betroffen, drehte sich der Trend 2006 schlagartig um.
Der international aktive Konzern Greiner Holding siedelte sich auf dem Interkommunalen Betriebsbaugebiet (INKOBA) in Rainbach an und schaffte 140 neue Arbeitsplätze. Bürgermeister Friedrich Stockinger ist optimistisch, dass der Betrieb weiter ausgebaut wird.
Anders ist die Stimmung in Gemeinden wie Liebenau und Windhaag an der tschechischen Grenze. Die Bürgermeister wünschen sich mehr Rücksicht vom Gesetzgeber und leiden unter mangelnden Arbeitsplätzen. Erich Traxler aus Windhaag: „Die Leute ziehen der Arbeit nach, dabei sollte die Arbeit im Lebensraum der Menschen sein."
Der Liebenauer Bürgermeister Erich Punz scheut keine harten Worte: „Wenn die Politiker sagen, ihnen läge etwas am ländlichen Raum, dann sind das Lippenbekenntnisse. Man vergisst uns hier oben." Er kritisiert das „Gießkannenprinzip" bei Fördermitteln, wünscht sich mehr Unterstützung für schwächere Gemeinden und mehr Spielraum bei der Raumordnung. „Zum Glück gibt es am Land noch einen starken Zusammenhalt und ich bin sowieso ein Optimist."
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