Als erster Bischof Österreichs hat Diözesanbischof Josef Marketz eine Frau zur Bischöflichen Vikarin ernannt. Pastoraltheologin Barbara Velik-Frank, wurde mit Wirksamkeit vom 1. März „Bischöfliche Vikarin für Synodalität und Kirchenentwicklung“ in der Diözese Gurk in Kärnten.
Die Errichtung des neuen Amtes dient laut Bischöflichem Dekret der „Fortführung und Umsetzung der Vorgaben und Impulse aus dem synodalen Kirchenentwicklungsprozess der Diözese“.
Am Internationalen Frauentag am 8. März also alles auf einem guten Weg? Mitnichten, auch wenn manch guter Weg beschritten wird, wie die Theologin Birgit Feldbauer-Durstmüller, die ehrenamtliche Vorsitzende der Frauenkommission der Diözese Linz, einräumt.
Von einer Gleichberechtigung sei man aber weit entfernt. „Frauenförderung ist wichtig und muss strukturell gedacht werden“, hält sie fest. Auch und vor allem in der katholischen Kirche.
Mehr Frauen in Leitungsfunktionen
Und verweist auf den Beschluss der Bischofskonferenz, dass bis 2028 ein Drittel der Leitungsfunktionen in der Kirche von Frauen besetzt sein sollen. Dazu läuft gerade eine Erhebung zum aktuellen Stand, der alle Diözesen in Österreich umfasst, um die nötigen Schritte ableiten zu können.
Frauen gestalten Kirche, Projekt "Die Kirche ist weiblich" der Frauenkommission
Das Ergebnis wird Mitte des Jahres spätestens vorliegen, weiß Feldbauer-Durstmüller. Sie weist auf eine große Diskrepanz in der Kirche hin, die wohl jeder kennt, der in einer Pfarre mitarbeitet: „Frauen sind die mehrheitlich Beschäftigten in der Kirche, Männer nehmen mehrheitlich die Leitungspositionen ein."
Das zeigt auch eine Erhebung der Diözese Linz für Oberösterreich aus dem Jahr 2019. Laut der sind sechs Prozent der Frauen ehrenamtlich im kirchlichen Bereich tätig, aber nur drei Prozent der Männer.
"Kein Unterschied zwischen Mann und Frau"
Und mit Verweis auf den Brief des Apostels Paulus an die Galater („Hier gibt es keinen Unterschied mehr zwischen Juden und Griechen, zwischen Sklaven und freien Menschen, zwischen Mann und Frau.“) tritt sie vehement dafür ein, dass Frauen in der Kirche zu Priesterinnen und Diakoninnen geweiht werden sollen.
„Das ist unabdingbar, weil junge Frauen und auch Männer das nicht mehr akzeptieren“, ist sie überzeugt. Wissend, dass „der Weg dorthin schwierig“ sei.
Wobei es Teilerfolge gäbe, etwa den Mehrheitsvotum des Pastoralrates der Diözese Linz für die Weihe von Frauen zur Diakonin: „Es wird viel darüber diskutiert, aber zur konkreten Umsetzung fehlt noch viel.“ Trotz breiter Forderung in der internationalen katholischen Kirche „wird das immer wieder auf die lange Bank geschoben“.
Die Weihe der Frau
Vielfach würden kulturelle und nicht theologische Argumente gebracht, weiß Feldbauer-Durstmüller, die 2021 ihre Diplomarbeit zum Thema der Ordination, als der Weihe der Frau in der Kirche geschrieben hat.
"Patriachal geprägte Vorstellung"
Schon damals hat sie konstatiert, „dass bei den beiden Gegnern der Frauenordination eine patriarchal geprägte, essentialistische Vorstellung der Geschlechtlichkeit noch immer vorherrschend ist. Im Zuge ihrer Argumentation widersprechen sich theologische und kulturelle Argumente. Die Begrenztheit der eigenen Perspektive wird oft nicht wahrgenommen oder reflektiert.“
"Die Kirche ist weiblich": Weihrauchfass und Weihrauchschiffchen
Dabei ist für Feldbauer-Durstmüller klar: „Die Kirche und das Christentum müssten Vorreiter für Frauenrechte sein.“ Einerseits wegen der vielen Frauenmorde und der Gewalt an Frauen, andererseits auch, weil Frauen für die Weitergabe des Glaubens so wichtig seien: „Sind sie nicht gleichberechtigt, wenden sie sich ab. Dabei findet die Weitergabe des Glaubens in vielen Fällen über die Frauen statt.“
Langes Warten auf erste Priesterin
In der Diözese Linz gäbe es mit Manfred Scheuer einen Bischof, der den Forderungen Frauen in dieser Frage „sehr positiv entgegentretend“ sei, sagt Feldbauer-Durstmüller mit Verweis auf die Tatsache, dass die Diözese Linz die bislang einzige in Österreich sei, die eine Taufbeauftragung für hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Laienstand zugelassen habe.
Dass sie selbst noch Priesterinnen erleben wird, glaubt die 61-jährige Theologin aber nicht. „Frauen im Diakonat ja, Priesterinnen sind so schnell nicht realistisch.“ Einsetzen werde sie sich weiterhin dafür, verspricht sie kämpferisch.
Das bestätigt auch Magdalena Welsch, Frauenbeauftragte und Referentin für Gleichstellung der Diözese Linz: „Bei der Weihefrage holen wir uns immer blutige Knie.“ Dabei lasse sich das Thema in der Synode „nicht mehr wegdrücken, weil es aus jedem Erdteil kommt“.
Und auch sie ist überzeugt: „Wenn wir als katholische Kirche das Thema Ungleichberechtigung endlich weg hätten, hätten wir mit vielen Frauen sofort ganz viel Kraft und einen unvorstellbaren Energieschub.“ Und zwar dauerhaft, nicht nur am 8. März, dem Internationalen Frauentag.
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