Franz Hiesl: "Man darf nicht zaudern"

Mit Franz Hiesl tritt ein Macher ab. Er war ehrgeizig und hat sich mit großem Einsatz von unten nach oben gearbeitet. Pühringer hat er den Rücken freigehalten.
Der Landeshauptmannstellvertreter hält wenig von "Eunuchen" in der Politik.

Als Franz Hiesl 1973 mit 21 Jahren Obmann der Jungen ÖVP Neukirchen am Wald wurde, ahnte der Eschenauer noch nicht, dass ihn die Politik ganz an die Spitze führen würde. Er war damals Buchhalter und Kostenrechner in der voestalpine. Von 1974 bis 1983 war er als Finanzreferent im Landesvorstand der Jungen ÖVP bereits die rechte Hand von Landesobmann Josef Pühringer. Im Paarlauf rückten die beiden auf. Hiesl wurde 1995 Landesrat und ÖAAB-Landesobmann, Pühringer Landeshauptmann. Nach 20 Jahren verabschiedet sich Hiesl nun von der Macht. Am Freitag legte er den ÖAAB-Landesobmann zurück, im Oktober wird der nunmehr 63-jährige Perger aus der Landesregierung ausscheiden

KURIER: Sie sind bekannt dafür, dass Sie Ihren Gestaltungsspielraum nützen.Franz Hiesl: Den habe ich immer eingesetzt.

Sie geben nun die Macht ab.

Ich habe mir das gut überlegt. Ich hätte noch einmal kandidieren und eine halbe Periode weitermachen können.

Gemeinsam mit Josef Pühringer.

Er hat ursprünglich vorgehabt, bereits während der Periode zu gehen. Er ist gut beieinander und spürt, dass er sehr viel Zuspruch hat. Bei ihm kommt dazu, dass seine Frau Christa relativ jung ist. Er hat überlegt, was er tut, wenn er abtritt. Ein Singkreis ist vielleicht auch nicht das Wahre. Und wir müssen heilfroh sein,dass wir ihn wieder als Spitzenkandidaten gewinnen konnten. Umso schneller war für mich klar, dass zwei Alte nicht anzutreten brauchen. Es muss die Mischung stimmen. Wir haben in der zweiten Reihe den Thomas Stelzer, wir haben den Wolfgang Hattmannsdorfer im Hintergrund. Das wäre wie bei einem Bauern, der nicht übergeben will.

Ihr Abgang stört Sie nicht?

Nein, er stört mich gar nicht. Es ist natürlich Wehmut dabei, wenn man so einen Hebel in der Hand hat, wie ich ihn gehabt habe. Denn jetzt kann ich bald nichts mehr anschaffen . (lacht)

Was ist das Erfolgsgeheimnis des Duo Pühringer-Hiesl?

Die Chemie hat offensichtlich immer gestimmt. Es war zwischen uns beiden ein großes, bedingungsloses Vertrauensverhältnis da. Ich konnte sein Handeln gut akzeptieren.

Sie haben ihm die unangenehmen Dinge abgenommen.

Manche haben gesagt, ich bin der Mann fürs Grobe. Das war ich auch zeitweise. Ich habe jene Dinge an mich gezogen, bei denen ich das Gefühl hatte, sie sind besser bei mir aufgehoben als bei ihm. Um ihn zu schützen. Ich habe nie Dinge von mir zu ihm delegiert. Überhaupt nie. Im Gegenteil. Ich habe zu ihm gesagt, wenn wo ein Problem heranwächst, überlasse es mir.

Woraus beziehen Sie Ihre Entscheidungsstärke bei umstrittenen Fragen?

Es gibt keine umstrittenen Entscheidungen, es gibt lediglich verschiedene Anschauungen. (lacht) Ich hatte erst am Donnerstag wieder so Erlebnis, als mir der rote Bürgermeister von Schalchen alle Gegner der Mattighofner Umfahrung organisiert hat. Es waren rund 40 schreiende Demonstranten da. Der Erste, dem ich die Hand geben wollte, sagte mir, so einer schwarzen Sau gibt er nicht die Hand. Die anderen haben mich angeplärrt und angebellt. Das muss man aushalten.

Was waren für Sie die schönsten Erfolgserlebnisse?

Ich habe ein lang anhaltendes Erfolgserlebnis im Straßenbau. Demnächst starten zwei Vorhaben, die eine 40-jährige Vorlaufzeit haben. Die Umfahrung Mattighofen und der Linzer Westring.Ich habe die Steyrer Bundesstraße zustande gebracht, und die S 10 durch das Mühlviertel. Mein Vorteil war, dass mich Pühringer absolut hat gewähren lassen.

Wenn ich wieder auf die Welt kommen würde, würde ich wieder Baureferent werden. Das ist mir auf den Leib geschneidert. Wenn man keine Macht hat, ist man schon ein Eunuch. Wer sich nicht traut, die Macht einzusetzen, missbraucht sie. Ich wurde manchmal gefragt, Herr Hiesl, wollen Sie da wirklich Ihre Macht einsetzen? Ich habe stets geantwortet, ja, ganz sicher auch noch. Da darf man nicht zaudern. Eine schlechte Entscheidung ist schlecht. Aber noch schlechter ist, keine Entscheidung zu treffen.

Wann rückt Ihr Nachfolger August Wöginger in die Landesregierung auf?

Das kann man noch gar nicht sagen. Es hängt von mehreren Dingen ab. Der Nächste, der in die Regierung kommt, ist Stelzer. Er soll auch gleich Landeshauptmannstellvertreter werden, weil er der auserkorene Nachfolger ist. Er ist als erstes Zeichen zum Ersten Landesparteiobmannstellverter gewählt worden, eine Position, die wir vorher noch nie gehabt haben. Er ist unser Wunschkandidat und die Zukunftshoffnung. Und dann muss erst wieder einmal ein Platz frei werden. Wöginger ist bis 2018 in den Nationalrat gewählt. Sollte er dann noch nicht in der Landesregierung sein, bleibt er halt noch einmal im Parlament. Er ist 40 und es läuft ihm überhaupt nichts davon.

Kommt im Herbst Schwarz-Rot oder Schwarz-Grün?

Die Frage ist total offen. Ich erachte beides für möglich.

Ist Schwarz-Blau ausgeschlossen?

Es ist nicht ausgeschlossen. In der Zusammenarbeit mit den handelnden Personen gibt es auch dort keine Hindernisse. Bekanntlich ist aber Pühringer nicht der deklarierte Fanatiker von Schwarz-Blau.

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