Fischotter frei zum Abschuss

Schutz für Fischotter wird in OÖ aufgehoben
Zum Schutz der Fischbestände darf Otter an vier Flüssen drei Jahre lang gejagt werden.

An vier ausgewählten Flüssen in Oberösterreich hat das geschützte Leben der Fischotter ab der nächsten Woche ein Ende. Per Bescheid hat die Landesregierung dort den Abschuss und das Fangen samt späterer Tötung der Fischotter für drei Jahre erlaubt. Anders als in NÖ, wo die "Entnahme" auf 40 Stück bis Sommer 2018 begrenzt wurde, gibt es in OÖ keine Beschränkung.

Ein zwanzigjähriges Ringen habe mit den nun im "Managementplan Fischotter" fixierten Maßnahmen eine erste richtige Reaktion gebracht, atmet Landesfischereimeister Siegfried Pilgerstorfer auf. Und Agrarlandesrat Max Hiegelsberger, ÖVP, ist überzeugt: "Diese Maßnahmen dienen zum Schutz der Fischbestände". Gleichzeitig betont er, dass trotz der Ausnahmebewilligungen stets der gute Erhaltungszustand der Fischotterpopulation zu beachten sei. Ein ausgewogenes Miteinander sei das Ziel, so Hiegelsberger.

Ausschlaggebend für die Entscheidung, den Fraßfeind der Fische zur Bejagung freizugeben war eine Studie der Experten Andreas Kranz und Clemens Ratscher. Sie stellten in sechs ausgewählten Gewässern zum Teil maßgebliche Einbrüche der Fischbestände fest. Der Fischotter soll neben Gänsesäger und Kormoran daran massiv mitschuldig sein.

200 Tonnen Fisch

In OÖ wird der Fischotterbestand auf 600 bis 835 Tiere geschätzt. Ein Tier verspeist pro Jahr rund 300 Kilo Fisch. "Das sind grob gerechnet über 200 Tonnen pro Jahr. Das ist für den Fischbestand, aber auch für die Fischereipächter, nicht mehr verkraftbar", erklärt Pilgerstorfer.

An den vier ausgewählten Flüssen und den anliegenden Jagdgebieten (davon zwei im Mühlviertel und zwei im alpinen Raum) dürfen nur Jäger die Entnahme der Fischotter vornehmen. Im Zeitraum vom 1. November bis zum 28. Februar ist es in OÖ erlaubt, die Tiere in freier Wildbahn abzuschießen. Ansonsten werden Lebendfangfallen mit anschließender weidgerechter Tötung eingesetzt. Trächtige Weibchen müssen freigesetzt werden. Begleitend mit den Abschüssen werde man die Entwicklung des Fischbestandes genau dokumentieren, um in drei Jahren eine genaue Analyse anstellen zu können, versichert Pilgerstorfer.

Völlig überrascht vom Ende der Gnadenfrist für die Otter zeigt man sich beim WWF. "Für uns ist das der falsche Weg", erklärt Sprecher Arno Aschauer. Im alpinen Bereich sei der von der EU verlangte günstige Erhaltungszustand für den Fischotter noch nicht erreicht. Sobald man die Unterlagen zur Verfügung habe, werde man rechtliche Schritte prüfen.

Niederösterreich Seit dem Frühjahr erlaubt das Land Niederösterreich per Bescheid die kontrollierte Jagd auf den europaweit geschützten Fischotter. Während bis Oktober nur männliche Raubtiere – mithilfe einer Lebendfalle und einem gezielten Schuss – erlegt werden durften, ist die Schonfrist seit 1. November vorbei. Die bisherige Bilanz: Mindestens acht Fischotter sind in Niederösterreich seit Inkrafttreten der neuen Regelung getötet worden. Das ist jene Zahl, die der niederösterreichische Teichwirteverband dem KURIER auf Anfrage mitteilte. Ein Vertreter des Landesfischereiverbands war Freitagnachmittag nicht erreichbar.
Beide Verbände sind im Besitz eines Bescheids, um den offenbar wachsenden Bestand des Fischotters vor allem im Waldviertel mithilfe von örtlichen Jägern reduzieren zu können. Wie der KURIER berichtete, klagen die Waldviertler Teichwirte seit Jahren über Einbußen bei der Karpfenzucht von mehr als 30 Prozent. Auch aus verschiedenen Flüssen holt er sich beispielsweise Bachforellen. Tierschutzorganisationen sehen für die Ausfälle andere Gründe und kämpfen auf juristischer Ebene gegen den Abschussbescheid des Landes.
Trotzdem können bis zum Sommer 2018 außerhalb von Schutzgebieten insgesamt 40 Fischotter „entnommen werden“, wie es heißt. Sollte schon bis Februar das Kontingent – 20 beim Teichwirte- und genauso viele beim Landesfischereiverband – erreicht sein, dürfen keine weiteren Fischotter getötet werden. „Wünschenswert wäre, eine bürokratisch einfachere Lösung zu finden“, sagt Willibald Hafellner, Obmann des Teichwirteverbands. Er habe aber Verständnis dafür, dass zuerst Erfahrungen gesammelt werden.

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