Ex-Präsident als Zeuge: "Es gab keine Todesliste"

Dunkler Anzug, sonore Stimme, bedachte Worte: Ex-Präsident Oscar Berger trat souverän als Zeuge auf.
Oscar Berger reiste aus Guatemala ins Innviertel, um Javier Figueroa im Mordprozess zu entlasten.

Perfekt vorbereitet erschien am Mittwoch der Ex-Präsident von Guatemala, Oscar Berger, zum Prozess gegen seinen ehemaligen Kripo-Chef Javier Figueroa am Landesgericht Ried im Innkreis.

Fast zu perfekt, denn die Fragen des Gerichts beantwortete der 67-jährige Staatsmann offenbar nach Protokoll: Wie sich herausstellte, wurde dem Zeugen vorab eine Art Leitfaden für seinen Auftritt geschickt. In einem Brief, der vom Verteidiger des Angeklagten stammen soll, steht unter anderem, er habe die Nichtexistenz jenes Treffens der guatemaltekischen Einsatzkräfte zu bezeugen, das im Prozess entscheidend sein könnte.

Wie berichtet, wird Figueroa vorgeworfen, am 25. September 2006 an der außergerichtlichen Hinrichtung von sieben Häftlingen in der Justizanstalt Pavón beteiligt gewesen zu sein. Während die offizielle Version lautet, die Häftlinge seien beim Widerstand gegen die Staatsgewalt erschossen worden, geht die Anklage davon aus, dass sie gezielt aussortiert und getötet wurden. Einige Tage vor der Säuberungsaktion des Gefängnisses soll es ein Treffen gegeben haben, bei dem dieser Plan in der Führungsriege besprochen worden sein soll. Sieben Männer, die auf einer „Todesliste“ standen, sind tot.

„Absolut falsch“

Von einem Geheimplan will Berger nichts wissen: „So eine Sitzung hat es nicht gegeben.“ Die Aussage des ehemaligen Leibwächters von Figueroa, der ihn dort gesehen haben will, sei „absolut falsch“. Er sei zu dem Zeitpunkt in New York gewesen.

Stattdessen kehrte der Ex-Staatspräsident hervor, wie viel Beifall es für die Polizeiaktion von der Bevölkerung gegeben habe. Man habe das Gefängnis wieder unter Kontrolle gebracht und den kriminellen Machenschaften ein Ende gesetzt.

Figueroa, der seit 2007 mit seiner Familie mit Asylstatus im Innviertel lebt, verfolgte die Befragung Bergers sichtlich optimistisch. Seine Verteidigung basiert darauf, dass er zum „Sündenbock“ gemacht worden sei. Berger bestätigte seine Behauptung, sie hätten sich im Kampf gegen die Korruption Feinde gemacht. „Solche Ämter sind immer ein Risiko.“

Davon konnte auch der zweite Zeuge an diesem Tag, Ex-Strafvollzugsleiter Alejandro G., ein Lied singen: „Man hat versucht, mich zu töten. Auch dafür, dass ich heute hier stehe, wurde mir anonym gedroht.“ Der 57-Jährige bestreitet den Todesplan ebenfalls.

Heute, Donnerstag, wird der Prozess fortgesetzt. Auf die Geschworenen kommen bis zum Urteil am 6. Oktober noch 33 Stunden Zeugenbefragungen auf Video zu.

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