Fachleute rätseln über Flutwelle

APA13056618-2 - 04062013 - WALDING - ÖSTERREICH: ZU APA 211 CI - Nach heftigen Regenfällen ist es in weiten Teilen Österreichs zu schweren Überschwemmungen gekommen. Im Bild die Situation im oberösterreichischen Walding (Bezirk Urfahr-Umgebung) am Dienstag, 04. Juni 2013. APA-FOTO: RUBRA
Die Infokette der Einsatzleitung war lückenlos, offen ist die Rolle des Kraftwerksbetreibers.

Viel Kritik musste sich der behördliche Hochwasserapparat in den letzten Tagen gefallen lassen. Das Ping-Pong der Schuldzuweisungen über Informationslücken zwischen Krisenmanagement, Kraftwerksbetreiber und den betroffenen Gemeinden im Eferdinger Becken, OÖ, dürfte nun vorerst beendet sein. Seit Mittwoch liegt ein beinahe minutiöses Protokoll der behördlichen Einsatzleitung von 2. bis 6. Juni 2013 vor. „Jede Stelle war zu jedem Zeitpunkt mit den relevanten Informationen versorgt“, lautet die Schlussfolgerung von Landeshauptmann Josef Pühringer (VP). Das Konvolut soll diese Woche im Internet veröffentlicht werden.

Damit ist die Causa für die Menschen im Eferdinger Becken aber längst nicht geklärt: Bis heute rätseln die Fachleute, wie die Wasserpegel in der Nacht von 3. auf 4. Juni, Montag auf Dienstag, innerhalb weniger Stunden um mehr als 70 Zentimeter ansteigen konnten.

Der Ursprung dieser „Welle“ wird im Auftrag vom grünen Landesrat Rudi Anschober von Spezialisten der Universität Kassel unter die Lupe genommen. Dabei kommt auch der Kraftwerksbetreiber Verbund zum Handkuss, erklärt Anschober: „Das Gutachten soll unabhängig und umfassend darstellen, wie sich die Kraftwerke verhalten haben. Die Wehrbetriebsordnung ist Teil der Analyse.“

Nach wie vor steht der Vorwurf im Raum, das Becken sei der Flut geopfert worden, um flussabwärts Linz zu schützen. Ob der Verbund darauf Einfluss hatte? „Nicht aktiv“, betont Anschober. „Das Wasser musste irgendwo austreten. Dafür sind die Retentionsräume da. Die Gemeinden sind bei der Errichtung 1970 darüber in Kenntnis gesetzt worden.“

Das Gutachten wird Ende August erwartet und interessiert auch die neu gegründete Initiative „Flutopfer“. „Wir gehen davon aus, dass es beim Verbund ein Fehlverhalten gegeben hat“, sagt Rechtsanwalt Andreas Rabl, der die Initiative, die von vier Unternehmern aus Feldkirchen an der Donau ins Leben gerufen wurde, vertritt. Sollte ihnen das Gutachten recht geben, will er für sie sechs Millionen Euro Schadenersatz einklagen. „Die Summe wird sich deutlich erhöhen, wenn sich weitere Betroffene anschließen.“

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