Endlich haben wir die Haare wieder schön

Endlich haben wir die Haare wieder schön
Nach langen Wartezeiten auf einen Termin ist in den Salons der Alltag zurückgekehrt. Nicht alle haben wieder aufgesperrt

Es waren kleine bis schwere optische Katastrophen, die die Profis nach dem Corona-Lock-Down ausbügeln mussten: Haare nicht blond, stattdessen gelb wie die Sonne Griechenlands. Oder gleich die ganze Farbpalette von Weiß bis Schwarz. Schnitte, die selbst mit beiden Augen zugedrückt nicht als hip und experimentell durchgehen. „Ja, diesbezüglich haben wir einiges gesehen, nachdem wir im Mai wieder aufgesperrt haben“, lacht Jana Bukovica. Die 34-Jährige ist Leiterin des Schönheitssalons BeautyArts in der Linzer Innenstadt. Hier werkeln nicht nur Friseurinnen, sondern Kundinnen und Kunden können unter anderem auch dauerhaft die Haare entfernen oder Permanent-Make-up machen lassen.

Keine Panik

Kurz vor dem Ausbruch von Covid-19 in Österreich und den strengen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus beendete Bukovica gerade einen neunmonatigen Umbau ihres Salons: „Natürlich war ich anfangs geschockt, aber bei uns ist keine Panik ausgebrochen. Im Gegenteil: Wir haben die Zeit genutzt. Meine Mitarbeiterinnen haben sich von zu Hause aus mit Webinaren fortgebildet. Wir haben Termine für die kommenden Wochen und Monate organisiert und ich habe mich sogar nach neuen Mitarbeiterinnen umgesehen, weil ich wusste, dass der Ansturm nach der Wiedereröffnung riesig sein würde“, erinnert sich Bukovica.

Endlich haben wir die Haare wieder schön

Jana Bukovica (li.) ist Inhaberin des Schönheitssalon BeautyArts in Linz, Marijana Lozancic (re.) leitet das Friseurstudio

Genau so war es dann auch: Diesen Ansturm auf die heimischen Friseursalons kennt auch Erika Rainer, Innungsmeisterin der oberösterreichischen Friseurinnen und Friseure: „Das kann ich sowohl persönlich bestätigen von meinem Geschäft hier in Attnang-Puchheim als auch von ganz vielen Kolleginnen und Kollegen rundum. Ich habe das als sehr große Wertschätzung unserem Beruf gegenüber empfunden. Wir sind von unseren Kundinnen und Kunden herbeigesehnt worden.“ Anfangs habe es oft Wartezeiten von vier bis fünf Wochen gegeben, „nun hat sich der Alltag wieder eingependelt.“

Individuelle Preise

Erika Rainer weiß, dass viele Selbstständige die Zwangspause auch für Renovierungen und Verschönerungen im Salon genutzt haben. Und sind seit der Wiedereröffnung die Preise gestiegen? „Die Preispolitik wird individuell gestaltet, vielleicht haben einige erhöht, vielleicht empfindet man das als Kunde aber nur so, weil nach vielen Monaten ohne Farbe zum Beispiel viel mehr Material gebraucht wird. Das kostet dann natürlich auch mehr“, weiß Rainer.

Endlich haben wir die Haare wieder schön

Mund und Nase bleiben beim Friseur weiterhin geschützt

„Wir haben unsere Preise nicht erhöht. Denn ich weiß ja, dass jetzt viele Menschen durch Kurzarbeit oder Jobverlust weniger Geld zur Verfügung haben“, sagt Jana Bukovica, „darauf wollen wir Rücksicht nehmen – auch wenn wir durch die Schutzmaßnahmen einen finanziellen Mehraufwand haben.“

Ihre persönliche Conclusio aus den vergangenen Monaten bringt die 34-jährige Linzerin so auf den Punkt: „Es hat uns allen gutgetan, dass sich das Leben verlangsamt hat. Ich hatte so viel Zeit mit meiner Familie wie noch nie und konnte das genießen.“

Endlich haben wir die Haare wieder schön

Erika Rainer ist Innungsmeisterin der Friseure in OÖ

Fakten: Der Markt regelt das Angebot

Rund 1.450 Friseursalons gibt es aktuell in Oberösterreich. „Einige haben nach Corona gar nicht mehr aufgesperrt“, weiß Erika Rainer, seit sechs Jahren Innungsmeisterin in Oberösterreich und selbst Inhaberin eines Salons in Attnang-Puchheim. „Das waren  nur jene, die entweder schon kurz vor der Pension stehen oder aus anderen Gründen sowieso schließen wollten.“
Eine Obergrenze, wie viele Geschäfte es pro Bundesland geben darf, gibt es nicht: „Das regelt der Markt ganz von alleine.“ In Oberösterreich ist die Zahl der Salons seit Jahren konstant. 500 Lehrlinge werden derzeit  ausgebildet, „ich kenne Salons, die Lehrlinge suchen“, so Rainer. Die Lehre sei das Um und Auf für die spätere Karriere. Sie dauert drei Jahre, Schwerpunkte sind  Lernen und Arbeiten im Lehrbetrieb, Kundenbetreuung, Styleberatung, Waschen, Schneiden, Föhnen, Dauerwelle, Coloration & Strähnen, Frisuren gestalten, Haarpflege, Bartrasur, Nagelpflege und Kosmetik.

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