Emotional zu essen ist problematisch

Dr. Silke Kranz, Sportmedizinerin

Vor einigen Tagen bin ich über eine Studie der Universität Salzburg gestolpert mit dem Titel "emotionales Essen". Mein erster Gedanke war "Ja, da bin ich dabei!" Mein zweiter Gedanke lautete, "Hoppla, vielleicht ist das ja gar nicht so gut!" Essen ist tatsächlich häufig mit Emotionen oder Situationen verbunden.

Als Mutter eines Sohnes war ich natürlich gleich in der ersten Woche im Kino, um den neuen Star Wars-Teil zu sehen. Zwar war auch ich neugierig, wie es mit Luke Skywalker wohl weitergeht, allerdings habe ich mich beinahe mehr auf Popcorn und Sportgummi gefreut. Das gehört für mich zu einem Kinobesuch nämlich dazu. Nebenbei bemerkt: Sportgummi für zuhause würde ich niemals kaufen. Unabhängig von Energieverbrauch und Hungergefühl weiß ich offenbar schon Tage vorher, was ich im Kino essen werde. Mein Gehirn wird die Information "Nahrungsaufnahme" ohnehin nicht verarbeiten, da ich ja durch den Film abgelenkt bin. Der Zucker und das Fett werden also nur von meinen Hüften zur Kenntnis genommen.

Und da sind wir auch schon beim Kernproblem des emotionalen Essens: Lebensmittel werden nicht zur Energieaufnahme, sondern zur Emotionsregulation benutzt. Dies geschieht nicht über Hauptmahlzeiten, sondern über Snacks. Das heißt, dass Nahrung zusätzlich zum täg lichen Kalorienbedarf aufgenommen wird, was natürlich eine Gewichtszunahme zur Folge hat.

An sich gibt es laut Unter suchungen mehr Personen, die bei negativen Emotionen weniger essen. Besonders "gefährdet" für das Gegenteil sind Menschen mit einem hohen Bodymassindex (BMI) Frauen und sogenannte gezügelte und externale Esser. Gezügelte Esser versuchen ihr Gewicht über eine eingeschränkte Nahrungsaufnahme zu kontrollieren, was ihnen unter Belastung nicht mehr gelingt und bis hin zu einem Essanfall führen kann. In diese Gruppe fallen logischerweise auch Personen mit Esstörungen wie Bulimie und Binge-Eating.

Externale Esser lassen sich von Geruch und Aussehen eines Lebensmittels mehr leiten als von ihrem Hungergefühl und essen deshalb oft mehr als nötig.

In der erwähnten Studie reagierten die hoch emotionalen Esser geschmacksbasiert, nach dem Motto "Ich brauche jetzt etwas Süßes!" Diejenigen mit hohem BMI aßen bei negativen Emotionen subjektiv aus Hunger zu viel. Diese negativen Emotionen konnten noch genauer analysiert werden, die Ergebnisse waren für mich wenig überraschend: bei Traurigkeit wurde am meisten gegessen, während Angst und Ärger dazu führten, dass die Nahrungsaufnahme reduziert wurde. Die wissenschaftliche Erklärung dafür liegt in der appetitmindernden Wirkung von Stresshormonen.

Autorin Silke Kranz ist diplomierte Ernährungs- und Sportmedizinerin und Ärztin für Allgemeinmedizin in Bad Zell

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