„Ein ,Geht nicht‘ gibt es nicht“

Schon die Anfahrt nach Großgerharts, einer Ortschaft der 1620-Seelen-Gemeinde Thaya, ist ein Erlebnis. Die Straßen im Land des Erwin Pröll sind großzügigst ausgebaut. Der Blick in die Landschaft ist ein Genuss. Wälder, Wiesen und Felder wechseln sich ab, alles blüht. Das Waldviertel liegt zwar auf 500 Metern Seehöhe, aber es ist viel flacher als das benachbarte Mühlviertel.
Als wir in Großgerharts 26 ankommen, der Heimat der oberösterreichischen Bauernbunddirektorin Maria Sauer, ist nur Mama Helga (74) zu Hause. Sie ist bereits mit dem Schweinsbraten beschäftigt, der ihrer Meinung nach nur in einem holzgeheizten Ofen richtig ziehen kann. Vater Willibald Sauer (75) ist mit seinem Jagdhund Tasso auf Pirsch, denn ab 1. Mai dürfen die „Jahrlinge“ geschossen werden.

Maria sagt, dass ihre Schwester schon immer Lehrerin werden wollte. Irene unterrichtet Deutsch und Geschichte an der Handelsakademie Waidhofen an der Ybbs. Natürlich hilft sie am Hof mit, meist geht sie am späten Nachmittag in den Stall: die Kühe melken, den Melkstand waschen, die Kälber füttern.

Nach dem Besuch bei ihrer Schwester kehren wir in Marias Elternhaus zurück. Die Leberknödelsuppe und der Schweinsbraten sind fertig, der Vater ist zurück vom Revier. Auf die Begrüßung „Grüß Gott, Herr Präsident“ folgt seine Klarstellung: „Präsident gibt es nicht, ich bin der Willi Sauer.“ Seine Laufbahn ist beeindruckend. Seit 52 Jahren ist er in den verschiedensten Funktionen tätig: Zehn Jahre als Gemeinderat, zehn Jahre als Vizebürgermeister, sechs Jahre im Landtag, sechs Jahre im Nationalrat. Seit acht Jahren ist er Präsident des Roten Kreuzes in Niederösterreich. Weiters war er stellvertretender Landesjägermeister und österreichweiter Obmann der Rinderzüchter.

Die Mutti habe geschaut, dass sie in der Schule gut gelernt hätten. „Und sie haben arbeiten müssen. Sie müssen wissen, woher sie kommen“, ergänzt die Mama. Jede habe melken müssen, jede habe den C-Führerschein gemacht. Maria: „Die Devise war immer, wenn wir etwas machen, dann machen wir es ordentlich.“
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