Ein futuristischer Musiktempel

Ein futuristischer Musiktempel
Ein futuristischer Musiktempel. Das modernste Opernhaus Europas in Linz setzt ökologisch, bühnentechnisch und ästhetisch neue Maßstäbe.

Großartig", "unvorstellbar", "schlichtweg ein Wahnsinn", platzte es bei der gestrigen Baustellenführung durch das neue Musiktheater am Volksgarten aus der Journalistenschar heraus. "Wir sind ein großes Stück weiter", verkündete Landeshauptmann Josef Pühringer stolz als Anlass, die Fortschritte am "modernsten Opernhaus Europas" zu zeigen.

Das Musiktheater sehe mit seiner Fassade, die zu zwei Dritteln mit dem Naturstein Travertin bedeckt ist, wie die altpersische Stadt Persepolis aus, meinte Landestheater-Intendant Rainer Mennicken. "Travertin ist ein günstiges und unkompliziertes Material. Es wird in der Nähe von Rom abgebaut und gibt dem Gebäude einen altehrwürdigen Touch", erklärte der technische Geschäftsführer, Otto Mierl.

Innen weht nach den Entwürfen des Londoner Architekten Terry Pawson ein futuristischer Wind. Davon zeugen klare Linien, großzügige Verglasung und ein riesiger LED-Leuchtring in 350 Farbtönen im Auditorium, wo sonst ein Theaterluster hängen würde. "Ich habe bisher nur positive Reaktionen von den Bürgern bekommen - und das passiert einem Politiker selten", freute sich Pühringer.
Man befinde sich mitten im Innenausbau, alles laufe nach Plan. "Die Gesamtbaukosten von 150 Millionen Euro, die zu 78,7 Prozent an oberösterreichische Firmen gehen, werden wir voraussichtlich nicht überschreiten", so Mierl.

Erste Eindrücke

Ein futuristischer Musiktempel

Wie das Interieur des prächtigen Vorzeigeprojekts des Landes einmal aussehen wird, kann man mit etwas Fantasie erahnen. Dem Untersberger Marmor in der Eingangshalle entlang geht es in die obere Etage. Dort sieht man vor seinem inneren Auge elegant gekleidete Damen und Herren mit Champagnerflöten im Foyer stehen. Derweil hängen Kabel wie Girlanden von der Decke, statt High Heels rumpeln derbe Arbeiterschuhe über die Holzbretter, und Neonröhren tauchen die kargen Betonwände in grelles Licht. Überall lauern noch bauliche Stolperfallen, wo später einmal Künstler durch die Halle schreiten werden.

"Das Musiktheater ist ein ökologisches Vorzeigehaus", sagte Thomas Königstorfer, Vorstandsdirektor der Musiktheater Gesellschaft. Das Niedrigstenergiegebäude ist mit Photovoltaik, Fernwärme und modernsten Lüftungsanlagen ausgestattet. "Am Dach befindet sich ein eigenes kleines Kraftwerk mit 200 Solarpaneelen", schwärmte Pühringer.
Auch bühnentechnisch setzt das Musiktheater neue Maßstäbe. Die oberste Galerie im Auditorium gibt den Blick auf die gigantische Transport-Drehbühne frei. Das 600 Tonnen schwere Konstrukt kann von nur zwei Arbeitern bewegt werden und transportiert vollständige Bühnendekorationen mühelos, was eine Personaleinsparung von 50 Prozent bedeutet. "Um Arbeitsplätze muss aber niemand zittern", versicherte Königstorfer.

250 Mitarbeiter werden benötigt, wenn das Musiktheater wie angekündigt am 11. April 2013 seine Tore öffnet. Im Herbst 2012 beginnen bereits die ersten Proben. "Der spannendste Teil kommt ja erst", verwies Mierl auf die vielen Arbeitsstunden, die noch nötig sind, um im Jahr 2013 Stücke wie "Der Ring des Nibelungen" auf die Bretter zu bringen, die die Welt bedeuten.

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