Eigennutz oder Solidarität?

Josef Ertl
Der Winter rückt näher und die ersten bekommen weiche Knie.

Es könnte in den Wohnungen und Häusern nur mehr 19 Grad warm sein, sollte Kriegsfürst Wladimir Putin Europa tatsächlich das Gas abdrehen. So fordern so manche (ober-) österreichische Politiker ein Ende der Sanktionen gegen Russland. Mit dem Argument, sie schadeten Europa mehr als Putin. Möglicherweise ist es tatsächlich so, dass der Westen im Spiel um die Sanktionen und Gegensanktionen momentan die schlechteren Karten hat. Aber die Experten sind sich einig, dass Russland mittel- und langfristig unter dem westlichen Boykott leidet.

Der Krieg in der Ukraine wird dadurch nicht entschieden. Das militärische Schlachtfeld entscheidet. Deshalb ist die Unterstützung mit Waffen für die Ukraine das Um und Auf. Die tapferen Ukrainer haben die Kraft, die russischen Berserker mit entsprechender militärischer und finanzieller Kraft aus dem Land zu werfen. Deshalb ist es völlig verfehlt, wenn beispielsweise der freiheitliche Präsidentschaftskandidat Walter Rosenkranz die militärischen Transporte durch Österreich kritisiert. Oder wenn sich SPÖ-Landesparteisekretär Florian Koppler gegen die Lieferung von schweren Waffen an die Ukraine ausspricht. Wer will, dass die Ukraine in der Verteidigung ihres Landes erfolgreich ist, muss es mit den besten Waffensystemen unterstützen.

Europäer versagen im militärischen Bereich

Die USA tun das Gott sei Dank, die EU-Staaten hinken hinterher. Deutschland hat für die 1000 km lange Frontlinie ganze 15 Panzerhaubitzen geliefert, von denen fünf noch funktionieren. Wären die Ukrainer militärisch auf die Europäer angewiesen, würde es schlecht um sie bestellt sein. Den ost- und nordeuropäischen EU-Staaten wie den Balten oder den Polen ist klar, was ein Sieg Russlands bedeuten würde. Putin würde fortfahren, das ehemalige sowjetische Reich wiederherzustellen. Freiheit und Selbstbestimmung sind durch diesen Imperialismus in Gefahr.

Die moralische Dimension wird von den Sanktionsgegnern völlig unterschätzt bzw. negiert. Die Russen bombardieren die Zivilbevölkerung, es kommt zu Massakern und Vergewaltigungen, die Ukraine und ihre Bevölkerung sollen zerstört werden. Wir sehen darüber hinweg und argumentieren, das sei eine innerrussische Sache? Können hier unsere Wohlstandsbäuche wichtiger sein als die Solidarität mit den Bedrohten, den Opfern, den Massakrierten?

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