„Die Welser Innenstadt ist tot“
Es ist ein Phänomen, dass hier untertags kaum Parkplätze zu kriegen sind und in den Geschäften trotzdem so wenig los ist. Wo sind nur die Leute?“, fragt sich eine Passantin nach einer mühsamen Suche nach einer Abstellmöglichkeit für ihr Auto. Das Urteil mancher Welser ist gnadenlos: „Die Innenstadt ist tot.“ In den Geschäftslokalen rund um die Ringstraße herrscht ein Kommen und Gehen. Hochpreisige Traditionsgeschäfte weichen preisgünstigen Shops, Alteingesessene machen Platz für Jungunternehmer, die ihr Glück versuchen.
So auch Stefanie Steingreß, Geschäftsführerin des neuen Cup & Cino am Stadtplatz. Wo zwanzig Jahre lang die berühmte Café-Konditorei Mayer residierte, hat vor drei Monaten das „Coffeehouse“ eröffnet. Steingreß ist guter Dinge: „Ein Risiko ist immer dabei. Ich sehe Potenzial, sonst hätte ich mich nie darauf eingelassen.“
Das Stadtmarketing verkündete im Sommer, dass sich die Leerstände des rund 40.000 großen Innenstadtareals mit fünf Prozent auf den niedrigsten Wert seit Jahren gesenkt haben. „Wir sind gut unterwegs. Österreichweit liegt der Wert bei acht Prozent“, betont Marketingdirektor Peter Jungreithmair.
Tradition
„Es gibt durchaus Städte, wo das Zentrum belebter ist“, äußert Markus Richtsteiger vorsichtig. Vor einem Jahr hat er die Café-Konditorei Urbann mit dem LT1-Geschäftsführer Wolf-Dieter Holzhey gekauft. Seine Überlebensstrategie: „Die Stammgäste kennen und lieben ihren Urbann so, wie er ist. Natürlich sind auch wir von der Attraktivität der Innenstadt abhängig, aber als Traditionsbetrieb müssen wir uns keine Sorgen machen.“
Wenig optimistisch ist Christian Feichtinger, der ein Trachtenmodengeschäft am Stadtplatz führt. Er befürchtet, dass die Einkaufszentren zu stark sind: „Es fehlt der Innenstadt an Attraktionen. Der historische Stadtkern ist den Leuten zu wenig. Man muss investieren.“ Das kann der Stadtarchivar Günter Kalliauer nicht stehen lassen: „Man hat in den letzten Jahren sehr wohl in die Innenstadt investiert. Es sind vor allem Privatinitiativen, die aktiv geworden sind. Die Aussichten für den Handel sind nicht schlecht.“
Warum viele Welser ihr Geld dennoch lieber in den Einkaufstempeln als in der Stadt lassen, spekulieren die Geschäftsleute nur hinter vorgehaltener Hand. Hier und da blitzt Kritik am Welser Stadtmarketing durch, viel eher sei jedoch die Verkehrslage schuld.
Bequemlichkeit
„Die Einkaufszentren im Osten, Westen und Norden der Stadt liegen an verkehrstechnisch günstigen Plätzen. Auch die Leute aus dem Umland sind in wenigen Autominuten am Ziel und können bequem einkaufen“, lautet Kalliauers Erklärung.
Dönerrestaurantbesitzer Ari Mahir jedoch findet, dass das Gras in den Einkaufszentren auch nicht grüner ist. Über seinen Standort im Einkaufszentrum SCW in Wels-West ist er mehr als unglücklich: „Die hohe Miete deckt sich nicht mit der Kundenfrequenz. Wenn ich noch einmal neu anfangen könnte, würde ich mir ein Lokal in der Stadt mieten. Mit guter Qualität kann man überall Gewinn machen.“
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