Die Landpartie einer schweren Lady

Die Landpartie einer schweren Lady
Die 85 Tonnen schwere MS Marksburg reist von Linz durch das Mühlviertel zum Moldau-Stausee – an Land.

Die Lady, die derzeit noch MS Marksburg heißt, soll bald auf dem Moldau-Stausee als Ausflugsschiff namens „Adalbert Stifter“ den Dienst antreten. Ihr Transport auf dem Landweg ist einer der aufwendigsten, den es in der österreichischen Schifffahrt je gegeben hat. Auf der Donau kam das Schiff vom Rhein bei Koblenz nach Linz. Von dort aus geht es die nächsten drei Tage über kurvige Mühlviertler Bundesstraßen und Güterwege nach Frydava in Tschechien.


Eine riesige Menschentraube, gespickt mit Fernsehteams aus ganz Österreich und Tschechien, versammelte sich Dienstagmittag in Linz-Plesching, um mitanzusehen, wie  eine 85 Tonnen schwere Lady aus der Donau gehievt wird.

Reisefertig

Die Landpartie einer schweren Lady

Der logistische Aufwand für die 62 Kilometer lange Reise nach Südböhmen ist enorm. Ein halbes Jahr dauerten die Vorbereitungen – am Dienstag wurde es ernst.  „Das Schwierigste ist, dass sie ordentlich verladen wird“, sagt der erfahrene Logistikplaner Friedhelm Biermann. Ihn beeindruckte der Anblick des 32 Meter langen und sechs Meter breiten Schiffs, das mühsam von Kränen auf einen 48 Meter langen Lastwagen gehoben wurde, nicht weiter.


Ganz anders ging es der Familie Dorn-Fussenegger, Eigentümer der Rosenberger-Lipno-Linie. „Wir kaufen so schnell kein Schiff mehr“, kündigte Nelly Dorn-Fussenegger lachend an, als die letzten Gurte um den Schiffsbauch festgezurrt wurden. Die Finanzchefin legte insgesamt 300.000 Euro für den Schwertransport aus. Das 50 Jahre alte Ausflugsschiff für 250 Passagiere war für den Kaufpreis von 450.000 Euro quasi ein Schnäppchen. Ein Neues hätte fast vier Millionen Euro gekostet, sagt sie: „Den Stress ist die Sache auf jeden Fall wert.“
Den Stress – damit meint Dorn-Fussenegger, dass die Fahrt von mehreren Wagen eskortiert wird, Ampeln und Verkehrsschilder abgebaut werden müssen und die Straßenbahn in Linz vorübergehend lahm gelegt wird, um die schwere Lady an ihren Bestimmungsort zu bringen.

Ihr Reisebegleiter ist Lukas Dorn-Fussenegger, Chef des Schifffahrtsunternehmens am Moldau-Stausee. Er campiert während der drei Tage langen Reise an Bord. „Ich habe mir extra einen Schlafsack gekauft, weil ich nichts verpassen will“, sagt er. Schlaflose Nächte werde es ihm aber nicht bereiten: „Die Nervosität überlasse ich meiner Gattin.“
Nach der nächtlichen Fahrt durch Linz muss der Lastwagen am Mittwoch seine schwierigste Etappe bewältigen: Die Haarnadelkurve in Hellmonsödt, wo nur 13 Zentimeter Spielraum über eine heile Weiterreise entscheiden. Am Freitag soll die künftige „ Adalbert Stifter“ wieder zu Wasser gelassen werden.

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