Die Kunst nichts zu denken

Seppy liegt im Gras
Ich erzähle oft von unserer Omama. Sie kann so vieles, sie weiß so vieles und vor allem, sie macht so vieles. Von Christa Koinig.

Sie hat immer was zu tun, und man könnte meinen, es ist ihr nie richtig langweilig.

Regungslos im Schaukelstuhl

Aber trotzdem sitzt sie manchmal fast regungslos auf ihrem Schaukelstuhl und schaut still vor sich hin, oder sie liegt gemütlich auf dem Sofa, einfach nur so. Es sieht aus, als ob sie schlafen würde, und ich mag sie gar nicht stören. Doch dann werd’ ich doch zu neugierig, und sobald sie ein kleines bisschen blinzelt, frag’ ich sie, was sie gerade denkt. „Nichts!“ antwortet Omama, und sie schaut dabei sehr zufrieden aus.

Auf den Atem hören

Wie kann man denn an nichts denken, denk’ ich mir dann wieder und frag’ sie, wie das geht. „Nichts zu denken ist eine Kunst! Doch das lernt man im Lauf der Jahre! Ich konzentriere mich auf meinen Atem, ich höre in mich hinein und nehme alles so an, wie es gerade ist.“

Die Langeweile genießen

Ob es ihr dabei nicht langweilig wird, möchte ich wissen. „Sicher ist mir langweilig, aber ich lasse die Langeweile zu mir kommen, ich genieße sie. Langeweile ist ein Geschenk, vielleicht eins der größten Geschenke, das wir uns gerade jetzt machen können. In einer Welt voller schneller Unterhaltungen vergessen wir, wie gut es für unser Hirn ist, ihm einfach einmal eine Pause zu gönnen.“

Na gut, das probier’ ich dann auch gleich aus. Ich leg’ mich einfach ins grüne Gras und warte auf die Langeweile. Aber sie kommt nicht daher. Dafür sind’s hunderte Krabbeltiere, denen echt nicht langweilig ist.

Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters

 

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