„Die Konjunktur wird vor allem in der zweiten Jahreshälfte gut sein“

„Die Konjunktur wird vor allem in der zweiten Jahreshälfte gut sein“
Christian Ratz erhöht den Aktienanteil. Crash werde es keinen geben.

Christian Ratz ist gelernter Börsehändler und seit Herbst 2012 Leiter des Treasury der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich. „Ich bin von meiner Grundeinstellung ein positiv denkender Mensch“, sagt der Wiener. Obwohl sich die Konjunktur derzeit eher schleppend entwickle, sollte im zweiten Halbjahr eine Besserung eintreten. Das Jahr werde schwierig werden, aber die Chancen stünden gut, dass es besser werde. Das lässt ihn auch für die Aktienmärkte optimistisch sein. „Bei ausgewählten Aktien sollte es auf das Gesamtjahr gesehen keine allzu schlechte Performance geben.“

Nischenplayer

Generell empfiehlt er Aktienfonds, weil sie über eine bessere Diversifizierung verfügen und damit das Risiko geringer sei. Von Autoproduzenten und Autozulieferern rät er eher ab, denn er rechnet mit sinkenden Verkaufszahlen. Er setzt auf österreichische Nischenplayer wie AMS, KTM und rät zu Versorgern wie den Verbund oder voestalpine. Bei den Schwellenländern gefällt ihm vor allem Asien. Lateinamerika ist ihm zu stark schwankend.

Die Aktienmärkte, so Ratz, hätten im vergangenen Jahr gut performt. „Viele waren nicht dabei, weder institutionelle Anleger wie zum Beispiel Versicherungen noch private Anleger. „Die Maßnahmen in den europäischen Krisenländern und der Europäischen Zentralbank (EZB) würden zu greifen beginnen. Das sollte sich auf die Konjunktur auswirken. Es sehe sowohl in den USA als auch in Asien gut aus. Es werde sich zwar nicht alles von heute auf morgen zum Positiven wenden, deshalb sollte man auch nicht in Euphorie verfallen.
Die Verbesserungen würden Schritt für Schritt greifen. Das Szenario, die Finanzwelt werde zusammenbrechen, werde nicht stattfinden.

Sicherheit vor Rendite

Für die Vermögensanlage rät Ratz zu folgender Aufteilung: 50 Prozent Sparbuch, Bausparer und Anleihen, vor allem Unternehmensanleihen österreichischer Firmen. 30 Prozent Aktien und 20 Prozent Sonstiges.
Darunter versteht er Immobilien oder Garantiezertifikate auf Rohstoffe. Ratz bevorzugt Sicherheit gegenüber Rendite. Damit sollte der Anleger auch für unvorhergesehene Ereignisse gewappnet sein.

Kein Gold

Von Gold hält Ratz wenig. „Das ist für mich totes Kapital, das als Krisenwährung tituliert wird.“ Es werfe keine Zinsen ab und sei zu risikobehaftet. Er würde es maximal aus den Zinsüberschüssen anderer Anlagen kaufen. Er mache immer wieder die Erfahrung, dass Anleger, die Gold kaufen, es nicht mehr verkaufen und es verpassen, die Gewinne mitzunehmen. Aus der Angst heraus, es könnte vielleicht doch einmal eine Krise eintreten. „Sie bleiben darauf sitzen.“ Ratz erwartet, dass die Zinsen generell tief bleiben werden, möglicherweise steigen sie leicht. Die EZB habe signalisiert, dass es keine weiteren Zinssenkungen geben werde. Aufgrund der regulatorischen Vorschriften für die Banken (Basel III) würden diese mehr Geld in Aktien und Anleihen anlegen. Für die Banken werde 2013 kein einfaches Jahr. „Das Um und Auf ist für sie die Liquidität und die Eigenmittel.“

Christian Ratz hat Jus studiert. Er begann seine Laufbahn bei der Raiffeisenzentralbank in Wien als Börsehändler. Hier lernte er auch seinen nunmehrigen Chef Heinrich Schaller kennen. Ratz baute das Treasury bei Raiffeisen NÖ-Wien auf, anschließend jenes bei den Raiffeisen-Bausparkassen.

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