Die gut Ausgebildeten müssen aus dem Sauwald wegziehen

Die gut Ausgebildeten müssen aus dem Sauwald wegziehen
Der Bezirk Schärding, vor allem der Sauwald, ist eine der Verlierer- Regionen.

Es ist eine dramatische Entwicklung.“ Edi Pamminger, langjähriger Bürgermeister von St. Ägidi, nennt die Dinge beim Namen. Die Geburtenrate gehe zurück, die Leute, vor allem die gut Ausgebildeten, seien gezwungen, der Arbeit in den oberösterreichischen Zentralraum nachzuziehen. Die Abwanderung sei eine logische Konsequenz. 17 Gemeinden des Bezirkes Schärding verlieren Einwohner. Hauptbetroffen ist die Sauwaldregion (Sauwald kommt von Passauerwald) mit den Gemeinden Kopfing, St. Roman, Münzkirchen, Rainbach, Diersbach, Sigharting, Engelhartszell, St. Ägidi und Waldkirchen, St. Willibald, Altschwendt.

Pamminger fordert Maßnahmen zur Stärkung des ländlichen Raumes: den Ausbau der Straßen und die Ansiedlung von Betrieben. Von St. Ägidi nach Linz dauert die Autofahrt eine Stunde 15 Minuten. Nach Passau sind es 20 Minuten. „Aber bis ich durch die Stadt durch und an der Autobahnauffahrt bin, brauche ich 30 Minuten. Das ist unzumutbar.“ Pamminger plädiert für eine neue Donaubrücke in Passau, die an die geplante Nordumfahrung von Passau anschließen soll. Doch die wird auf sich warten lassen, denn die Stadt lehnt dieses vom Landkreis Passau-Umgebung forcierte Straßenprojekt ab.

Kaum Betriebe

Laut Wirtschaftskammer-Bezirksstellenleiter Robert Steiner gibt lediglich zwei größere Betriebe im Sauwald. Den Fensterspezialisten Josko mit den Standorten Kopfing (580 Beschäftigte) und Andorf (170 Beschäftigte) und die Lkw-Aufbaufirma Schwarzmüller in Freinberg.

Die schlechte Verkehrsaufschließung beklagt auch Kopfings Bürgermeister Otto Straßl. „Wir bräuchten in Utzenaich eine Auffahrt auf die Innkreisautobahn. Die wäre von Kopfing 20 km entfernt.“ Auch die Verbindung von Kopfing Richtung Wels sei schlecht. „Das dauert 45 Minuten, ein gehöriger Nachteil.“ Auch die Firma Josko leide unter den schlechten Verbindungen. Straßl weist auf ein interessantes Phänomen hin. Trotz der Abwanderung würden in Kopfing sehr viele Einfamilienhäuser gebaut. Mehr denn je. „Aber in den Häusern wohnen im Gegensatz zu früher nur mehr zwei Leute drinnen.“ Die Anzahl der Zweitwohnsitze nehme zu, „aber die bringen der Gemeinde nichts. Sie werden bei der Zuweisung der Steuergelder nicht berücksichtigt, die Gemeinde muss für sie aber trotzdem die Infrastruktur (Straßen, Wasser, Kanal, Beleuchtung) errichten.“

Eggerding

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Die laut Statistik höchste Zahl an Abwanderern im Bezirk verzeichnet die Gemeinde Eggerding, wo der Landtagsabgeordnete und Gemeindebundpräsident Hans Hingsamer Bürgermeister ist. Den starken Abgang führt er auf eine größere Gruppe von Türken zurück, die in Eggerding eine Zeit lang in abgewohnten Häusern gelebt hätte und die nun woanders hingezogen sei. Dazu komme, dass die jungen Leute, die studierten, nicht mehr zurückkämen. „Der Hauptgrund sind die fehlenden Arbeitsplätze.“ Er sehe das bei seinen eigenen Töchtern. Die ältere habe Betriebswirtschaft in Linz studiert,die zweite in Graz. „Sie ist dort hängengeblieen.“ Der Zug gehe einfach in die Ballungsräume. „Alle ziehen in die Städte. Man bemüht sich, Betriebe herzuholen. Bei den Straßenverbindungen tun wir uns aber sehr schwer.“

Schärding, Andorf

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Es gibt aber auch zwei Gebiete im Bezirk, die Zuwächse verzeichnen. Das sind Brunnenthal und St. Florian, zwei Umlandgemeinden der Innstadt Schärding. In St. Florian ist die weltweit erfolgreiche Elektronikfirma EVG beheimatet. Die Bezirksstadt Schärding hat sehr enge Grenzen und auf einem Drittel der Fläche herrscht wegen des Hochwasserabflussbereichs Bauverbot. Deshalb bauen viele in den Nachbargemeinden. Neben Schärding entwickelt sich Andorf zum zweiten Zentrum des Bezirks. Es verfügt ebenfalls über günstige Baugründe, einen Bahnanschluss und liegt an der Fern straße B137. Das Kaufangebot ist gut, zur landwirtschaftlichen Fachschule ist nun eine HTL dazugekommen.

Steiner von der Wirtschaftskammer hofft, dass das Gebiet entlang der Innkreisautobahn von Ort /I. bis Suben zu einem Wirtschaftspark erklärt wird. Das würde neue Arbeitsplätze bringen.

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