Der Kampf um die Nahversorgung

Der Kampf um die Nahversorgung
Die Zeit des großen Greißler-Sterbens ist vorbei. Damit ein Supermarkt überlebensfähig ist, braucht er ein Einzugsgebiet von 3000 Einwohnern.

In den 60er-, 70er- und 80er-Jahren kam es zum großen Greißler-Sterben in Oberösterreich. Zahlreiche kleine Kaufgeschäfte in den Ortszentren mussten ihre Läden schließen. Sie wurden abgelöst von Supermärkten, die nicht im Zentrum, sondern wegen der Verkaufs- und Parkflächen an den Ortsrändern errichtet wurden.

Diese Phase ist heute weitgehend abgeschlossen. Damit Supermärkte überlebensfähig sind,  brauchen sie ein bestimmtes Einzugsgebiet. „In  Gemeinden mit weniger als 2000 Einwohnern ist es ganz kritisch, einen Supermarkt zu führen." Jakob Leitner, Direktor von Spar Oberösterreich, betont im Gespräch mit dem KURIER, es brauche mindestens 3000 Einwohner, damit sich  ein Markt mit einer Verkaufsfläche von 600 m² und 7000 Artikeln rechne.

Spar  verfügt in Oberösterreich über 164 selbstständige Kaufleute mit einer durchschnittlichen Verkaufsfläche von 400 m².  Das ist eine besondere Stärke, denn der Kaufmann bringt seine Persönlichkeit  ein. Meist arbeiten noch Familienmitglieder mit, was die Personalkosten senken hilft. Der Kaufmann ist in das örtliche Gesellschafts- und Vereinsleben eingebunden und vertreibt  auch regionale Produkte. Und wenn der Markt ihm auch noch  gehört und er keine Miete bezahlt, sind die Standortkosten niedrig.

122 Spar-Filialen

Der Kampf um die Nahversorgung

Zu den 164 selbstständigen Kaufleuten kommen in Oberösterreich noch 122 Spar-/Eurospar-Filialen, acht Interspar-Märkte und fünf Maximärkte. Manche Gebiete sind besonders umkämpft. So gibt es beispielsweise in Winddischgarsten (2442 Einwohner) neben Spar einen Billa, einen Penny, einen Adeg und  einen Unimarkt. Leitner: „Da ist es schwierig, Geld zu verdienen."

Der Kampf um die Nahversorgung beschäftigt  auch die Politik.  Das Land und die Bürgermeister versuchen ein Modell zu finden, wo zum Beispiel Vereine ein Lebensmittelgeschäft betreiben.  „Es ist nicht einfach, die Menschen zum Einkaufen im Ort zu halten", weiß Paul Bacher, der stellvertretende Spar-OÖ-Geschäftsführer. Die Kunden erwarten sich ein bestimmtes Angebot, was nur bei einer entsprechenden Verkaufsfläche möglich sei.  400 m² seien grenzwertig, Spar-Standard seien 600 m².

Spar versucht auch, mit den Märkten in die Zentren zu gehen. Aktuelle Beispiele sind Grünburg, Mondsee, Mauerkirchen und St. Georgen im Attergau. Voraussetzung dafür seien mindestens 60 Parkplätze, die den Spar-Kunden zur Verfügung stehen. Leitner: „Die Parkplätze sind wirklich das Um und Auf." Regionalität Sehr wichtig im Verkauf ist das Angebot regionaler Produkte.  Zum Beispiel Brot und Gebäck von regionalen Bäckern, Kirschen aus Scharten bei Eferding, Fleisch und Wurst von örtlichen Fleischhauern, Bier von regionalen Brauereien. „Die Konsumenten reagieren ganz genau auf die regionalen Angebote", so Leitner.

Food in the City

Der Kampf um die Nahversorgung findet nicht nur am Land, sondern auch in den Städten statt. Spar setzt hier auf eine neues Konzept, das sich „food in the city" nennt.
In Wien, Salzburg  und Innsbruck werden auf einer Fläche von jeweils  rund 100  Kaffee, Weckerln, Salate und Mittagessen angeboten. Sie richten sich an Touristen und Kunden, die zu Fuß unterwegs sind.

Sehr gut entwickeln sich momentan auch die Tankstellen-Shops. Derzeit gibt es von Spar in Oberösterreich in Zusammenarbeit mit  der Firma Turmöl   schon zwölf  Shops. Sie werden bis Ende 2012/`13 auf 35 aufgestockt. War Einkaufen in diesen Geschäften früher teuer,  so kosten Spar-Eigenmarken heute   gleich  viel   wie    in den Supermärkten.  Markenartikel  sind um 15 Prozent teurer.

Besonders an Sonn- und Feiertagen – wenn die Geschäfte geschlossen haben – sind die Tankstellen-Shops sehr gefragt.  An manchen Tagen  werden sie regelrecht gestürmt.
Am Freitag hat Spar am Salzburger Hauptbahnhof einen 650-m²-Markt mit  angeschlossenem Bistro eröffnet.  Der Markt ist in vollem Umfang auch am Sonntag geöffnet. Am Linzer Hauptbahnhof darf Spar am Sonntag nur auf 80  Fläche verkaufen, was von vielen nicht verstanden wird.

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