Das Musik talent aus Hochburg-Ach

Skulptur am Friedensweg in Hochburg
Der Webersohn Franz Xaver Gruber aus Hochburg-Ach lebte seinen Traum als Lehrer, Organist und Mesner. 1818 traf er Joseph Mohr und komponierte „Stille Nacht“.

Dass Joseph Mohr den zweistimmigen Gesang des weltberühmten Weihnachtsliedes „Stille Nacht“ bei der Uraufführung vor 200 Jahren mit der Gitarre begleitet hat, galt damals als Skandal, da die Verwendung von Gitarren in Kirchen damals verpönt war. Aber es war eine Alternative zur defekten Orgel. Weshalb sie ausgefallen war, ist Stoff von Legenden: Mäuse hätten den Blasebalg angenagt oder die eisige Kälte habe die Orgel außer Gefecht gesetzt.

Der oberösterreichische Lehrer, Organist und Mesner Franz Xaver Gruber sang jedenfalls mit dem Salzburger Priester und Dichter Joseph Mohr am 24. Dezember 1818 erstmals das Lied „Stille Nacht“ in der damaligen St. Nikolaus-Kirche in Oberndorf bei Salzburg. Wie kam es dazu? Und wer war Franz Xaver Gruber, der diese wunderbare Melodie einst komponierte?

Das Musik  talent aus Hochburg-Ach

Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber

Liebe zur Musik

Gruber wurde am 25. November 1787 in Hochburg-Ach (Bez. Braunau am Inn) nahe der Grenze zu Deutschland als fünftes von sechs Kindern in eine Leinenweber-Familie hineingeboren. Er verbrachte zirka 20 Jahre seines Lebens in diesem Ort. Bereits sein Großvater und sein Vater waren Weber. Auch er erlernte diesen Beruf, obwohl sein Interesse der Musik galt und er Lehrer werden wollte. Sein Lehrer Andreas Peterlechner entdeckte sein Talent und förderte ihn. Auch Pfarrer Simon Dobler wusste um die Gabe des Buben und ließ ihn heimlich auf der Orgel spielen. Mit zwölf Jahren vertrat Gruber den erkrankten Organisten bei der Sonntagsmesse bravourös. Von nun an unterstützte ihn die Familie.

1805 nahm er ein Jahr in Burghausen Musikunterricht bei Stadtpfarrorganist Georg Hartdobler. Es folgte die Ausbildung zum Lehrer mit Prüfungen in Ried/Innkreis und Salzburg. Sein erstes Arbeitsjahr war Gruber Schulgehilfe bei Peterlechner in Hochburg. 1807 wurde er schließlich Lehrer in Arnsdorf, 1816 zusätzlich Organist im nahen Oberndorf. In diesem Jahr schrieb Mohr als junger Hilfspriester in Maria pfarr das Gedicht „Stille Nacht“ mit sechs Strophen. Zwei Jahre später lernten sich die beiden in Oberndorf kennen. „Mohr händigte Gruber das Gedicht mit der Bitte aus, für die Christmette dazu eine Melodie zu komponieren“, erzählt Gerhard Haring, Obmann der Franz Xaver Gruber Gemeinschaft in Hochburg-Ach. Bis heute wurde das Lied in mehr als 300 Sprachen und Dialekte übersetzt. Mit Mohr entstanden später weitere Lieder.

Gruber heiratete die zweifache Mutter und Witwe Maria Elisabeth Engelsberger. Mit ihr hatte er zwei Kinder. Nach ihrem Tod folgte 1826 die Hochzeit mit Maria Breitfuß. Mit ihr hatte er zehn Kinder. Von Grubers zwölf Kindern erreichten nur vier das Erwachsenenalter. Die Söhne Franz Xaver und Felix teilten die Liebe zur Musik.

1829 wurde Gruber Lehrer in Berndorf, wenige Jahre später Stadtpfarrchorregent in Hallein. Nach dem Tod seiner zweiten Frau heiratete er 1842 ein drittes Mal. Angesehen und relativ wohlhabend starb er 1863 mit knapp 76 Jahren.

Das Musik  talent aus Hochburg-Ach

Webstuhl, auf dem Franz Xaver Gruber weben lernte

Gedächtnishaus

Heute erinnert in Hochburg-Ach ein Gruber-Gedächtnishaus, das Grubers Geburtshaus in Form, Stil und Ausstattung ähnlich ist. Das Geburtshaus musste 1927 einem Neubau weichen. 1976 wurde aus der Nachbargemeinde ein mehr als 200 Jahre altes Holzhaus nach Hochburg übertragen. 2017 wurde es generalsaniert. Besucher können sehen, wie die Menschen damals gelebt haben, welche Möbel, Kochtöpfe und Werkzeuge sie verwendet haben. „Um den Webstuhl herein zu bekommen, an dem Gruber das Weberhandwerk gelernt hat, musste das Dach angehoben werden“, erzählt Anneliese Lugmayr. Sie engagiert sich wie mehr als 200 Menschen aller Altersgruppen ehrenamtlich in der Franz Xaver Gruber Gemeinschaft, um sein Lebenswerk in Erinnerung zu halten. Das Gedächtnishaus ist zudem Start und Ziel des „Franz Xaver Gruberweges“, ein knapp zwei Kilometer langer Friedensweg nach dem Motto „Ein Lied geht um die Welt“.

Stationen zeigen Umrisse der Kontinente Europa, Amerika, Afrika, Asien und Australien, die von einer Skulptur ähnlich einem Engelsflügel gehalten werden (siehe Bild). Auf jedem Kontinent ist jeweils eine Strophe von „Stille Nacht“ und ein Bibelzitat zu lesen. Daneben stehen Informationstafeln zu den Kontinenten und mit Friedenssprüchen.
www.fxgruber.at

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