Das Imageproblem des Regenschirms

Das Imageproblem des Regenschirms
Vom Mode- zum Gebrauchsartikel: doppler hofft auf Trendwende.

Undenkbar wäre es früher für eine Dame von Welt gewesen, hätte sie zur Ballrobe nicht einen standesgemäßen Schirm getragen. „Heute rennt die High Society im Regen mit irgendeinem Fetzen zu den Festspielen“, ist Hermann Würflingsdobler, „Schirm-Herr“ der Firma doppler, entrüstet. Der Regenschirm habe ein Imageproblem. Früher noch ein Modeaccessoire, sei er zum Gebrauchsgegenstand degradiert worden, der möglichst günstig sein muss. „Den Menschen fehlt es am Bewusstsein, dass ein Regenschirm das Äußere aufwerten, aber auch ruinieren kann“, stellt Würflingsdobler fest.

Vom einfachen Zehn-Euro-Schirm bis zum mit Swarovski-Kristallen besetzten Parapluie für 350 Euro – es zählt nicht nur, dass man trocken bleibt, man soll dabei auch noch gut aussehen. „Bei uns geht keiner ohne Regenschirm aus dem Haus“, lautet daher die Firmentradition seit 1947. Jeden Gast konfrontiert Würflingsdobler, Enkel des Firmengründers Ernst Doppler, mit einer riesigen Auswahl an bunten, gefransten, ballonartigen oder filigranen Schirmen. Der Chef selbst besitzt nur bescheidene drei Stück.

Sein persönlicher Favorit hat ein edles, braunes Karomuster und einen Griff aus Kastanienholz. Das aufwendige Verfahren, mit dem das Holz bearbeitet wird, unterscheidet ein Qualitätsprodukt von chinesischer Massenware: „Mit importierten Schirmen handeln wir, aber unsere Herzangelegenheit ist die Eigenproduktion.“

Handarbeit

1,1 Millionen Schirme aus China lagern in einer riesigen Halle. Nebenan werden pro Jahr rund 25.000 Regenschirme von flinken Arbeiterhänden gefertigt. Angefangen beim Zusammenbauen des Gestänges bis zu den finalen Nadelstichen sind es viele Handgriffe, die in jedem doppler-Schirm stecken. Mehr als 1000-mal muss sich ein solcher auf- und zumachen lassen können, so der Qualitätsanspruch. Zum doppler-Konzern gehören die Marken „Knirps“ und „Derby“ sowie die Produktion für einige Luxuslabels.

Regenzeit

„Wenn es eine Woche lang schüttet, geht bei uns das Telefon über“, schmunzelt Würflingsdobler. Um Saisonspitzen auszugleichen, zählen auch Sitzauflagen, Gartenmöbel und -schirme zum Tagwerk. doppler ist mit 170 Mitarbeitern und 50 Millionen Euro Konzernumsatz einer der Großen im Industriegebiet Braunau-Ranshofen. „Unser Standortvorteil ist, dass unsere Mitarbeiter mit dem Betrieb gewachsen und ihm treu geblieben sind.“ Derzeit liefert doppler in 30 Länder der Welt. Die Schirme sind österreichweit im Fachhandel zu haben, wochentags auch direkt im Ranshofener Werk. Trotz eines Umsatzplus von vier Prozent im Vorjahr blickt Würflingsdobler pessimistisch in die Zukunft. „Die Schere geht auseinander. Es gab in Österreich einmal drei bis vier Schirmproduzenten, heute gibt es nur noch uns.“

 

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