Claudia Plakolm: „Ich halte von einer CO2-Abgabe sehr viel“

Claudia Plakolm, ÖVP-Abgeordnete zum Nationalrat
Klimaschutz und Nachhaltigkeit auch in Budgetfragen sind zentrale Anliegen der 24-jährigen Jungabgeordneten und Gemeinderätin aus Walding.

Können Jungabgeordnete im Parlament wirklich etwas bewegen? Ein Gespräch mit Claudia Plakolm, die auch Landesobfrau der Jungen ÖVP und Gemeinderätin in Walding (BEz. Urfahr-Umgebung) ist. Ihr Vater ist dort Bürgermeister. Die 24-Jährige studiert Wirtschaftspädagogik an der Kepleruniversität Linz.

KURIER: Sie sind nun eineinhalb Jahre Abgeordnete zum Nationalrat. Wo war bisher Ihre Leistung?

Claudia Plakolm: Die Zeit ist sehr schnell vergangen. Der ÖVP-Klub besteht zur Hälfte aus neuen Abgeordneten. Wir finden definitiv hinein in den neuen Job. Ich darf Jugendsprecherin sein. Das ist ein dankbarer Bereich, denn Jugend betrifft fast alle Materien. Das Wichtigste war, dass wir im Budget ein Nulldefizit erreichen und dass Schulden abgebaut werden. Eine wichtige Sache ist der Familienbonus, der speziell junge Familien unterstützt.

Ist Ihre Spur in einem Gesetz erkennbar?

Definitiv der Jugendschutz, der auf mein Betreiben hin Thema geworden ist. Wir sind hier einen ersten Schritt gegangen, dass der Alkohol- und Nikotinkonsum über alle Bundesländer hinweg einheitlich geregelt wird.

Aber die FPÖ Oberösterreich, ihr Koalitionspartner, hat sich mit Landesrat Elmar Podgorschek quergelegt.

Bei den Ausgehzeiten. Darum rede ich von einem ersten Schritt. Wenn man zwei von drei Punkten erreicht, ist das dennoch ein großer Erfolg.

Vorgesehen waren Ausgehzeiten bis 23 Uhr bei unter 14-Jährigen und 1 Uhr bei unter 16-Jährigen. Wie beurteilen Sie die FPÖ-Blockade?

Eine Einheitlichkeit wäre wünschenswert gewesen. Österreich ist ein zu kleines Land, dass wir hier neun unterschiedliche Gesetze brauchen.

Ist das altmodisch von der FPÖ? Keine Kritik am Koalitionspartner?

Wir werden da dranbleiben.

Meine weitere Handschrift ist bei den Onlinespielen und bei den Onlinewetten zu sehen. Hier sollen Eltern aufgeklärt werden, weil die Kinder besser informiert sind als die Eltern. Jugendliche sollen in der Medienkompetenz gestärkt werden.

Früher haben die Jungen in den Parteien oft gegen die Alten aufbegehrt. Von Ihnen hört man da nichts. Sind Sie zu brav?

Nein, ich bin nicht zu brav.

Wo sind Sie nicht zu brav? Wo mucken Sie intern auf?

Ich bin kein Fan davon, dass man immer über die Medien ausrichtet, was einem nicht passt. Das ist es auch, was die Junge ÖVP so stark gemacht hat. Wir sind die einzige Jugendorganisation, die wirklich politisch Verantwortung übernehmen darf. Wir stellen alleine in Oberösterreich 554 Gemeinderäte. Wir haben aktuell sechs Bürgermeister unter 30 Jahren. Wir haben drei von zehn Abgeordneten im Nationalrat. Wir werden parteiintern gehört und ernst genommen.

Wo haben Sie sich parteiintern durchgesetzt?

Wir diskutieren sehr intensiv und hart. Die Klubsitzungen dauern oft einen ganzen Tag, wo wir die Tagesordnungen besprechen. Bei den anderen Parteien ist es nicht so selbstverständlich, dass die Jungen vorne mit dabei sind.

Wofür steht die Junge ÖVP?

Sie ist die größte Interessensvertretung für Jugendliche in ganz Österreich. Wir sagen immer, wir sind Politik- und Partymacher. Wir werden gehört, wir müssen nicht auf die Straße gehen. Wir sind in der Partei sehr gut verankert. Ich freue mich schon auf die Gemeinderatswahlen 2021, weil wir wieder viele Kandidaten haben. Wir setzen einen großen Schwerpunkt auf die Aus- und Weiterbildung unserer 2000 Funktionäre in den 250 Ortsgruppen. Wir haben mit der Top-League ein neues Ausbildungsprogramm gestartet, das zukünftige Verantwortungsträger in mehreren Modulen ausbildet und mit dem man sein Netzwerk stärken kann. Der Austausch ist so wichtig in der Politik.

Viele Schüler engagieren sich in der Bewegung Fridays for Future für den Klimaschutz. Von der Jungen ÖVP ist da nichts zu hören und zu sehen.

Es ist sehr begrüßenswert, dass es den Klimastreik gibt. Ich bin den Organisatoren sehr dankbar, weil der Klimaschutz überhaupt einmal ein Thema geworden ist. Alle Generationen reden über dieses Thema.

Ihre Organisation beteiligt sich aber nicht an den Demonstrationen.

Inhaltlicherweise sehr wohl. Wir haben bundesweit heuer einen Nachhaltigkeits-Schwerpunkt ins Leben gerufen, der viele dieser Forderungen betrifft. Wir haben diese schon bei Ministerin Köstinger und anderen Verantwortungsträgern vorgebracht. Nachhaltigkeit ist uns wichtig. Klimaschutz findet auch in unseren Ortsgruppen Anklang. Gerade jetzt im Frühjahr beteiligen sich viele Jugendliche an den Flurreinigungsaktionen in den Gemeinden. Wir setzen hier unseren Aktionismus.

Wir Jugendliche haben den Klimawandel nicht verursacht, aber wir müssen damit leben.

Ida Berschl, bis vor kurzem Sprecherin von Fridays for Future in Oberösterreich, sagte im KURIER-Interview, sie sei gegen Billigflüge, gegen den Bau des Linzer Westrings und gegen die dritte Landepiste in Wien-Schwechat. Welche Meinung vertreten Sie in diesen Punkten?

Man glaubt immer, dass Umweltschutz und wirtschaftliche Maßnahmen ein Gegensatz sind. Das sind aber zwei Seiten derselben Medaille, um die wir uns kümmern müssen. Sie sollten Hand in Hand gehen. Man kann Umweltschutz auch wirtschaftlich umsetzen. Man kann viel selbst beitragen, um den eigenen ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu machen. Zum Beispiel bei Flügen.

Viele Junge können nur deshalb fliegen, weil die Flüge so billig sind.

Ich fliege nicht so oft. Bei der Steuerreform wird es ökologische Ansätze geben.

Soll es eine -Steuer geben?

Wir diskutieren darüber. Man muss die Konsequenzen mitdenken, die die Maßnahmen bei der Bevölkerung hervorrufen. In Frankreich wurde sie eingeführt, was die Gelbwesten hervorrief. Es würde die Pendler, die tagtäglich in die Arbeit fahren müssen, verstärkt treffen.

Was ist Ihre persönliche Meinung?

Ich halte von der -Abgabe sehr viel. Erneuerbare Energiequellen sind für mich ein großes Thema. Wir haben in Österreich zahlreiche Biomasse-Anlagen. Aufgrund des Klimawandels gibt es sehr viele Borkenkäfer. Gerade im Mühlviertel liegt sehr viel Schadholz herum, das zu Energie verarbeitet werden kann.

So wie es derzeit aussieht, kann Österreich die in Paris vereinbarten Klimaziele bis 2030 nicht erreichen und muss mit Milliarden-Strafzahlungen rechnen.

Ich sehe einen wichtigen Schritt im Verbot von Mehrwegplastik. Erneuerbare Energiequellen sollten attraktiviert werden, damit wir vom Atomstrom nicht mehr abhängig sind.

Die Industrie wendet ein, dass erneuerbare Energie häufig mit Steuergeldern subventioniert wird und deshalb wenig zukunftsträchtig ist.

Dass es sich nicht rechnet ist relativ. Es rechnet sich für die nächsten Generationen. Diesen Weg muss man gehen.

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