Burschenbundball: Lauter, aber friedlicher Protest
Nazis, Nazis, jetzt wird’s bitter, linkslinke Yedi-Ritter“ – Sprüche wie diese standen auf den Plakaten der Demonstranten. Untermalt von Trillerpfeifen, Buschtrommeln und antifaschistischen Parolen setzte sich der Protestmarsch gegen den Linzer Burschenbundball am Samstagabend bedächtig vom Hauptbahnhof Richtung Innenstadt in Bewegung.
Nach den gewalttätigen Ausschreitungen bei den Demonstrationen gegen den Wiener Akademikerball hatte das Bündnis „Linz gegen Rechts“ ausdrücklich zu friedlichem Protest gegen den 66. Burschenbundball aufgerufen. Mitglieder und Sympathisanten der waffenstudentischen nationalen Verbindungen feierten bei der umstrittenen Veranstaltung im Palais Kaufmännischer Verein.
Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) kam trotz Kritik des Mauthausen-Komitees auf den Ball. Er betonte, dass er mit seiner Teilnahme lediglich eine Tradition fortsetze, die bereits seine Vorgänger - bis hin zum ehemaligen KZ-Insassen Heinrich Gleißner - gepflegt hätten.
Eindrücke der Demo
Keine Zwischenfälle
Rund 700 Menschen machten laut Angaben der Polizei beim Protestzug unter dem Motto „Laut gegen Nazis“ mit, der vom Hauptbahnhof in die Linzer Landstraße führte. Das Bündnis "Linz gegen Rechts" sprach von circa 3000 Aktivisten. Die Abschlusskundgebung fand am Platz vor der Luther-Kirche statt. „Wir werden jede Eskalation so gut es geht vermeiden“, versicherte SJ-Landesvorsitzende Fiona Kaiser im Vorfeld. Es kam am Samstagabend auch zu keinen Zwischenfällen.
David Furtner von der Landespolizeidirektion OÖ bezeichnete die Demo als "lautstark, aber entspannt". "Es waren viel mehr Teilnehmer hier als in den Jahren zuvor. Aber es wurden keine Schweizer Kracher und Böller gezündet. Und es flogen auch keine Farbbeutel und keine Steine in Richtung des Kaufmännischen Palais".
Friedlich verlief auch die „Burschi-Tour“ am Freitag. 80 Interessierte nahmen an der informativen Stadtrundfahrt zu den Buden der Burschenschaften teil.
Die Linzer Polizei setzte angesichts der Vorkommnisse in Wien gezielt auf Deeskalation. „Wir wollen keine Wiener Verhältnisse“, betonte Furtner vor der Veranstaltung. So verzichtete die Exekutive auf Absperrgitter und sprach auch kein dezidiertes Vermummungsverbot aus, um Demonstranten nicht zu provozieren. Nur unmittelbar vor dem Eingang zum Palais Kaufmännischer Verein wurde ein Platzverbot verhängt.
Foto von Picturenews.at
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