Linzer Burschen- bundball: Offener Brief an Pühringer

Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer wird den Ball trotz Proteste auch heuer wieder besuchen.
KZ-Überlebende und Zeitzeugen fordern den Landeshauptmann auf, den umstrittenen Ball nicht zu besuchen.

Während man in Wien noch mit den Turbulenzen rund um den vergangenen Akademikerball beschäftigt ist, erhitzt in Oberösterreich der anstehende Linzer Burschenbundball die Gemüter. So appelliert das Mauthausen Komitee nun in einem offenen Brief an den oberösterreichischen Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP), nicht mehr an der umstrittenen Veranstaltung teilzunehmen und auch keine Vertretung zu entsenden. Auch der Rektor der Kepler Uni (JKU), Richard Hagelauer, wird in einem Schreiben aufgefordert, den Ball nicht mehr zu unterstützen.

In dem Schreiben, welches von KZ-Überlebenden und Zeitzeugen unterzeichnet wurde, heißt es demnach, dass eine Teilnahme bzw. Unterstützung „den deutschnationalen und rechtsextremen Verbindungen, die diesen Ball unterstützen, den Schein der Salonfähigkeit“ verleihe. Gefordert wird, auf "Distanz zu den Ewiggestrigen" zu gehen, dem Ball fernzubleiben und auch keine Vertretung zu senden.

Pühringer: "Gesellschaftliches Ereignis"

Pühringer zeigte sich von dem Appell unbeeindruckt, er wird, wie bereits in den vergangenen Jahren, auch heuer den Ball wieder besuchen - setze er mit seiner Teilnahme doch lediglich eine Tradition fort, die bereits seine Vorgänger - bis hin zum ehemaligen KZ-Insassen Heinrich Gleißner - gepflegt hätten, reagierte er in einer Stellungnahme an die APA. Es handle sich bei dem Ball um ein gesellschaftliches Ereignis.

Wäre er eine politische Kundgebung, würde er ihm "ganz bestimmt" fern bleiben, versicherte Pühringer. "Eine ein- oder zweideutige Bemerkung in Richtung extrem Rechts würde mir bestimmt genügen und ich wäre nicht mehr dabei." Er habe bisher aber nie Grund zur Beanstandungen gehabt. Und es sei der Burschenbundball in Linz mit jenem in Wien nicht zu vergleichen.

Uni: "Frei von politischer Agitation"

Nach den Erfahrungen der Kepler Uni "ist der Linzer Burschenbundball keine politische Kundgebung und auch frei von politischer Agitation". Sollte man hier einen anderen Eindruck gewinnen, würde man keinesfalls einen Vertreter entsenden, so die Uni in einer Aussendung zur Teilnahme ihres Vizerektors Friedrich Roithmayr. Bisher habe es aber keinen Anlass dafür gegeben.

Gerade aus der historischen Erfahrung bekenne sich die JKU zu "einer offenen und pluralistischen Gesellschaft", hieß es weiter. Damit seien totalitäre Systeme ebenso unvereinbar wie geschlossene Denkstrukturen und Ideologiekonstruktionen. Ausdruck einer pluralistischen Gesellschaft sei auch die Organisation von Studierenden in unterschiedlichen Gruppierungen und Verbindungen. Soweit eine demokratische und humanistische Grundhaltung zu deren Selbstverständnis gehöre, würden sie einen maßgeblichen Beitrag zur Entwicklung des Universitätswesens leisten.

Gegenwind

Das Bündnis "Linz gegen Rechts" hat als Gegenveranstaltung zur "Ersten Linzer Tanz-Demo" aufgerufen. Auf der Homepage wird das Anliegen betont, ein breites antifaschistisches Bündnis, das über viele Organisationsgrenzen hinweg den Unmut gegen den ewiggestrigen Burschenbundball verkörpert“, zu bilden.

Der Protest wird von zahlreichen SPÖ-Vorfeldorganisationen und der Gewerkschaftsjugend, von kommunistischen, Grünen und kirchlichen Organisationen sowie vom KZ-Verband und dem Mauthausen Komitee getragen. Neben Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (SPÖ) und KZ-Überlebenden haben sich auch etliche Promis aus dem Kulturbereich - etwa der Liedermacher Konstantin Wecker, der Autor Kurt Palm oder die Schauspieler Erwin Steinhauer und Stefano Bernardin - gegen den Ball positioniert.

66. Jubiläum

Den Linzer Burschenbundball gibt es seit 1948, am 8. Februar findet er heuer zum 66. Mal statt. Im Palais des kaufmännischen Vereins zu Linz treffen einander dann schlagende Burschenschafter, Mitglieder von Corps, Land- und Sängerschaften, um Fasching zu feiern. Laut Veranstaltern steht der Ball unter dem Ehrenschutz des Oberösterreichischen Landehauptmannes, des Rektors der Johannes Kepler Universität bzw. eines Vertreters, sowie weiteren Vertretern aus Wissenschaft und Politik.

Kommentare