Burg, Jazz und 17.000 Arbeitsplätze

Burg, Jazz und 17.000 Arbeitsplätze
Burghausens Burg ist die weltgrößte. Das Jazzfestival und Hightech-Betriebe verleihen der Stadt internationale Bedetung.

Hans Steindl (SPD) ist seit 22 Jahren Bürgermeister von Burghausen. Die Stadt an der Salzach ist Teil der gemeinsamen bayrisch-oberösterreichischen Landesausstellung.

KURIER: Was finden die Österreicher in Burghausen vor?
Hans Steindl: Das erste, was die Österreicher nach Burghausen ziehen soll, ist die  Burganlage, die die   mächtigste der Welt ist.  Sie ist 1051 m lang, wir haben sechs Burghöfe. Der Burghausener Teil des Landesausstellung umfasst die Frühgeschichte von 800 bis 1300.   

Neben der Burg bietet ja die Stadt eine wunderbar erhaltene Altstadt.
Wir haben den wunderbaren Stadtplatz. Seit 40 Jahren haben wir   die Stadtsanierung betrieben. Unsere Tiefgaragenplätze sind kostenlos. Das Geld, dass die Stadt in einem so guten Zustand ist, kommt aus der Industrie.  Die Stadt hat 18.000 Einwohner und 17.000 Arbeitsplätze. 3000  Österreicher finden hier  eine Beschäftigung. Sie fahren hauptsächlich zu Wacker Chemie. Borealis und Wacker Chemie sind mit 500 bzw. 9000 Arbeitsplätzen die beiden Hauptarbeitgeber. Wir haben einerseits das alte Burghausen und andererseits einen Hightech-Industriestandort. Hier werden die Silicium-Wafer-Scheiben hergestellt, das Jet-Benzin für den Münchner Flughafen  liefern wir mittels einer Pipeline an.  Jedes zweite Flugzeug  in München wird mit Burghausener Kerosin versorgt.  Beim Polysilicium, das die Solarindsutrie benötigt, ist Wacker  der zweitgrößte Produzent der Welt.  80 Prozent gehen in den Export. Die Produkte haben ihre guten Preise, sie werden sehr gut verkauft, die Unternehmen verzeichnen gute Erträge.  Es gibt eine gute Kaufkraft. Aufgrund der guten Steuereinnahmen liegt Burghausen unter den  zehn finanzstärksten Städten  Bayerns.
Wir haben den großen Sportverein SV Wacker.  Im Fußball spielen wir in der dritten deutschen Liga, wir waren schon einmal in der zweiten. Im Tennis sind wir in der ersten Bundesliga. Wir hatten im Schwimmen schon Olympiateilnehmer. Sport war immer schon eine Marke für Burghausen.

Bekannt ist Burghausen auch für sein Jazzfest. Warum hat sich das so gut entwickelt?
Die  Anfänge waren in den  60er-Jahren. Das war die Idee von ein paar Enthusiasen, die gesagt haben, da stehen in der Altstadt ein paar Lokale leer, da  muss ein neuer Schwung rein, da müsste man etwas Neues kreieren. Der damalige Bürgermeister kam vom bayerischen Rundfunk, er hatte gewisse Erfahrungen. Das Jazzfest ist von Anfang an vom Rundfunk begleitet worden.  Burghausen hat sich international etabliert. Die fünf Tage, wenn das Festival stattfindet, sind Weltmusiker in der Stadt. Das Budget umfasst 400.000 Euro. Ein Drittel finanziert die Stadt, ein Drittel kommen herein durch Eintritte und ein Drittel durch Sponsoren und Einnahmen aus Funk und Fernsehen. 80 Prozent der bekannten Jazzmusiker haben schon in Burghausen gespielt. Wir haben auch eine  street of fame, ähnlich wie in Hollywood, mit den Namen von 50 Jazzmusikern auf Bronzeplatten im Boden.
Zusätzlich gibt es noch  Jazzkurse für Musikenthusiasten. Die Kurse gehen über das ganze Jahr. Wir haben auch eine eigene Big-Band auf sehr hohem Niveau. Wir haben eine eigene Sommer-Jazz-Night. Der Jazz geht über das ganze Jahr.

Ihre Nachbarn in Braunau beklagen  die schlechte Verkehrsanbindung. Geht es Ihnen ähnlich?
Die Verkehrsanbindung ist schrecklich. Seit 30 Jahren fordern  wir  über alle Fraktionen hinweg massiv den Bau der Autobahn A94, die  München mit  Passau verbindet.  Sie ist immer zurückgestellt worden, weil man gesagt hat, denen da unten geht es gar nicht so schlecht.  Dazu kam die Wiedervereinigung in den 90er-Jahren,  die alle Mittel in die Ex-DDR hat fließen lassen.  
Seit 2000 geht es stückweise voran, es werden  jeweils sechs, acht oder  zehn Kilometer  gebaut. Wir gehen davon aus, dass der Leidensweg schön langsam sein Ende findet.  Bis 2018, 2020 dürfte die Autobahn bis München durchgehend befahrbar sein. Der Ausbau Richtung  Passau dürfte noch deutlich bis über 2020 hinaus dauern.    
Die Bahnanbindung ist noch schwieriger. Sie ist eingleisig, sie  ist nicht in der Lage, den Güterverkehr aufzunehmen. Die Mengen wären da, denn von Burghausen werden 1,8 Prozent der gesamtdeutschen Güter wegtransportiert. Wir bauen auf Kosten der Stadt um 30 Millionen Euro den Güterbahnhof um.

Warum haben Sie sich beim Straßenbau nicht stärker durchgesetzt?
Ich habe das Schlagwort  vergessene Region geprägt.  Was uns auch geschadet hat, waren die Autobahngegner, die sich massiv gegen einen  bestimmten, 40 Kilometer langen Streckenabschnitt, das Isental,  gewehrt haben. 

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