Brucellose-Seuchen-Verdacht in OÖ: Vier Menschen infiziert

Brucellose-Seuchen-Verdacht in OÖ: Vier Menschen infiziert
Mehrere Rinder im Mühlviertel notgetötet oder -geschlachtet. Keine Gefahr für Konsumenten.

 In Oberösterreich besteht der Brucellose-Seuchen-Verdacht. Vier Menschen und fünf Rinderbetriebe im Mühlviertel sind. Das gab Landesveterinärdirektor Thomas Hain am Dienstag bekannt. Für die Konsumenten bestehe keine Gefahr, beruhigte er.

Von den vier betroffenen Personen - alle aus dem direkten Umfeld der betroffenen Höfe - sind zwei erkrankt, wurden mit Antibiotika behandelt und seien auf dem Weg der Besserung, schilderte Landessanitätsdirektor Georg Palmisano. Die beiden anderen seien zwar positiv getestet, aber symptomfrei.

Übertragung durch direkten Kontakt möglich

Das seltene Bakterium Brucellose führt dazu, dass Kühe ihre Trächtigkeit vorzeitig beenden, geschwächte oder gar tote Kälber zur Welt bringen. Eine Übertragung auf Menschen ist durch direkten Kontakt möglich, etwa auf Landwirte oder Tierärzte oder auch indirekt über rohes Fleisch oder rohe Milch. Beim Pasteurisieren der Milch wird das Bakterium hingegen unschädlich gemacht. Bei einer Ansteckung von Menschen sei die Sterblichkeit laut Palmisano sehr gering. Meist zeige sich ein fieberhafter Infekt, in schwereren Fälle auch wiederkehrendes Fieber bis zu 40 Grad. In 90 Prozent der Fälle würden sich allerdings keine Symptome zeigen. Wenn eine Übertragung festgestellt wird, könne sie gut mit Antibiotika behandelt werden.

Alle Betriebe in der Region überprüft

Die Brucellose wurde zuerst in einem Milchviehbetrieb im Bezirk Rohrbach entdeckt. Seine 102 Tiere wurden notgetötet oder -geschlachtet. Nach allen direktvermarktenden Milchviehbetrieben in der Umgebung wurden flächendeckend alle milchliefernden Rinderbetriebe in den Bezirken Rohrbach und Urfahr-Umgebung überprüft. Insgesamt wurden dabei vier weitere Betriebe positiv getestet. Sie wurden hinsichtlich Milchanlieferung und Tierverkehr gesperrt. Die restlichen 1.327 Höfe wurden negativ getestet.

Am Dienstag war die Sammlung von Proben bei allen Rindern der vier nunmehr betroffenen Betriebe abgeschlossen. Die Ergebnisse der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) werden gegen Ende der Woche erwartet. Aktuell werden sämtliche Tierbewegungen dieser Höfe erhoben. "Die Bekämpfung konzentriert sich auf die Erkennung, Isolierung und Ausmerzung der infizierten Tiere sowie die Kontrolle des Tierverkehrs, um die Verbreitung des Erregers zu vermeiden", sagt Hain.

Brucellose ist in den vergangenen 30 Jahren in Oberösterreich nicht aufgetreten. Wie das Bakterium eingeschleppt wurde, ist noch Gegenstand von Untersuchungen. Denkbar wäre eine Übertragung durch Tierimporte aus betroffenen Ländern. Der erste Betrieb mit positiver Testung hat aber schon seit Jahren keine Tiere mehr auf den Hof bekommen.

Info: Was ist Brucellose?

  • Erreger der Brucellose sind verschiedene Bakterien der Gattung Brucella. Sie kommen weltweit vor und sind gegenüber Hitze und allen geläufigen Desinfektionsmitteln empfindlich. Beim Menschen handelt es sich bei diesen Infektionen bzw. Erkrankungen um klassische Zoonosen, bei denen die Erreger durch Kontakt mit Tieren übertragen werden. Das gilt besonders für die Landwirtschaft.
  •  "Die Brucellose befällt Rinder, Schafe, Ziegen, Bisons, Kamele, Alpakas, Lamas, Schweine, Hunde, Wildwiederkäuer, Füchse und Pferde", stellt die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) fest.
  • Wichtigste Infektionsquellen für den Menschen seien kontaminierte, nicht pasteurisierte Milch bzw. aus ihr hergestellte Produkte. Die Aufnahme des Erregers in den Körper kann aber außer über den Magen-Darm-Trakt auch auf mehreren anderen Wegen erfolgen, so über die Augenschleimhaut, die Atemwege und verletzte Hautareale.
  • Die Sterblichkeit beim Menschen durch Brucellose ist gering. Bei unbehandelten Erkrankungen liegt sie bei zwei Prozent oder weniger.

 

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