Wie geht es den Feuerwehren?
Markus Voglhuber, Sprecher des Landesfeuerwehrverbandes Oberösterreich, bestätigt, dass es "leider immer wieder vorkommt, dass wir Brandstifter bei der Feuerwehr haben". Häufig seien es Probleme im persönlichen Bereich, die letztlich zum Auslöser werden.
Die 19-Jährige, der aktuell mehrere Brandstiftungen zu Last gelegt werden, ist so ein Fall. Sie ist jetzt - wie immer in derartigen Fällen - von der Feuerwehr suspendiert worden, ein Ausschluss erfolge nach einer rechtskräftigen Verurteilung, erläutert Voglhuber.
Brandstifterin in U-Haft
Die mutmaßliche Brandstifterin ist übrigens in Untersuchungshaft - wegen Tatbegehungsgefahr. Für aktuelle Brandstiftungen kann sie demnach nicht verantwortlich sein.
Bei ihr liegt allerdings bereits eine Diversion vor. Zwar nicht wegen Brandstiftung, aber wegen Sachbeschädigung, ausgelöst durch ein Brandereignis, wie Ulrike Breiteneder, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Linz, bestätigte. Strafrahmen im Fall der 19-Jährigen bei einer Verurteilung wegen mehrerer Brandstiftungen: bis zu zehn Jahre Haft.
Bei der Feuerwehr war diese Diversion bekannt, bestätigt Voglhuber. Sie war zu dem Zeitpunkt auch Mitglied der Feuerwehr, ein Ausschluss ist aber nicht erfolgt. Aus rechtlichen Gründen, weil es zu keiner Verurteilung gekommen ist.
Trotz Vorfall nicht suspendiert
Warum die Frau nicht suspendiert wurde? "Praktisch ist das oft eine Gratwanderung", räumt Voglhuber ein. Und er betont: "Oft gelingt es uns bei der Feuerwehr, junge Menschen wieder auf eine ordentliche Bahn zurückzuführen."
Es sei nicht Stil der Feuerwehr, zu sagen: "Du hast einen Fehler gemacht, wir schmeißen dich raus." Vielmehr versuche man, zu helfen. In dem Fall müsse man aber sagen: "Es hat nicht funktioniert."
Wichtig sei, und das passiere laut Voglhuber immer, dass der Fall in der Feuerwehr besprochen und aufgearbeitet werde.
Ursache für Einsatz unerheblich
Wenn Brandserien mit dem Verdacht auf Brandstiftung auftreten, ist für die Feuerwehren klar: "Wir handeln jeden Einsatz genau gleich professionell ab." Denn für die Bekämpfung des Feuers sei die Ursache vorerst unerheblich. "Auch einsatztechnisch bleibt alles gleich", versichert Voglhuber.
Was sich ändere, sei die Aufmerksamkeit und die Hellhörigkeit innerhalb der Feuerwehren in betroffenen Regionen. "Die Mitglieder der Feuerwehr hören dann ganz anders auch in die Bevölkerung hinein, sie sind ja Teil der Bevölkerung, und sie schauen dann noch genauer hin, wenn sie etwa in der Nacht nach Hause fahren", schildert Voglhuber.
Aber während der jüngsten Brandfälle sind die Wogen hochgegangen, weiß Voglhuber: "Bei einer Brandserie, wie im Mühlviertel, ist schon die ganze Bevölkerung in Aufruhr, alle haben Angst, dass wieder etwas passiert."
Da könne es dann schon vorkommen, dass einem Feuerwehrmitglied etwas auffalle, das dann zur Klärung einer Serie beitragen können.
Flammen lodern ungezügelt
Unterdessen ist noch nicht Ruhe in Oberösterreich eingekehrt. Auch am Pfingstwochenende mussten die Feuerwehren zu Bränden ausrücken. Der Brand einer Hütte in Steyr, bei dem 30 Zuchthühner und Tauben verendet sind, ist eindeutig auf einen technischen Defekt zurückzuführen.
Ebenso jener im Bezirk Linz-Urfahr, wo in einem Innenhof eine gartenähnliche Hütte in Flammen aufgegangen war. Die Fassade der Wohnhausanlage wurde schwer beschädigt, Fenster waren geborsten und vier Bewohner mussten ins Spital gebracht werden. Hier haben die Brandermittler am Mittwoch ein defektes Poolreinigungsgerät als Brandursache ausgemacht.
Weitere Verdachtsfälle
Allerdings gibt es zwei weitere dringende Verdachtsfälle: Sowohl bei dem Brand in Kopfing am 18. Mai als auch bei jenem in der Gemeinde Diersbach (Bezirk Schärding), wo landwirtschaftliche Gebäude in Vollbrand standen, stehen die Zeichen auf Brandstiftung.
Bei beiden Fällen wurde die Brandstelle am Tag nach dem Feuer von einem Sachverständigen der Brandverhütungsstelle Oberösterreich gemeinsam mit einem speziell ausgebildeten Polizeibeamten begutachtet.
"Dabei konnten keine Hinweise auf technische Defekte aufgefunden werden bzw. sind diese auszuschließen", informierte die Polizei in einer Aussendung. Demnach kann in beiden Fällen Brandstiftung nicht ausgeschlossen werden. Das Landeskriminalamt OÖ hat die Ermittlungen in beiden Fällen übernommen, weitere umfangreiche Ermittlungen laufen aktuell, sagte eine Sprecherin der Landespolizeidirektion am Mittwoch.
Ärger über Mistkübelbrände
Aber Voglhuber räumt ein: "So lange ein Brandstifter unbekannt ist, ist das schon eine Belastung." Wobei es für die Feuerwehrmitglieder oft belastender sei, wenn bei Einsätzen Kinder, Bekannte oder gar Angehörige betroffen sind. "Da haben wir dann den Dienst für Stressbearbeitung nach belastenden Einsätzen", erläutert Voglhuber.
Was schon nervenaufreibend sei, weil völlig unnötig, weiß Voglhuber auch genau: "Wenn eine Reihe typischer Mistkübelbrände in städtischen Gebieten auftritt." Aber selbst da gilt für die Feuerwehr zuerst einmal: "Wir bekämpfen jeden Brand, auch wenn er uns nervt."
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