„Bin kein Blumenschnupperkasperl“

„Bin kein Blumenschnupperkasperl“
Seit 20 Jahren lässt Stefan Gaugusch im Kinderfernsehen die Puppen tanzen. Im Februar gastiert er mit Kasperl in Linz.

Seid ihr alle da?“ – Auf diese berühmten Zeilen aus dem Holzmund des Kasperl reagieren Kinder damals wie heute mit euphorischem Gebrüll. Am Publikum hat sich nur die Mode verändert, meint Stefan Gaugusch, der seit über 20 Jahren als Puppenmacher und Drehbuchautor hinter den Kulissen die Fäden zieht. „Auch wenn die Kinder heute mit Smartphonesim Publikum sitzen, das Schöne, Altmodische funktioniert heute noch genauso gut wie vor fünfzig Jahren.“ Das Kasperltheater ist mit seiner ORF-Erstaustrahlung im Jahr 1957 die weltweit älteste TV-Kindersendung. Mehr als 130 Sendungen hat Gaugusch seit 1989 gestaltet.

Gut und Böse

„Bin kein Blumenschnupperkasperl“

Für Gaugusch, der mit „Kasperl & Co.“ eine von fünf Bühnen leitet, muss ein Kasperl vor allem eines sein: Spannend. „Ich halte nichts von diesen weichgespülten, lehrreichen Geschichten mit dem erhobenen Zeigefinger. Ich mag keinen Blumenschnupperkasperl, sondern einen, über den auch Erwachsene lachen können.“ Im Zentrum der Geschichten steht der ewige Kampf zwischen Gut und Böse, und sei es nur der Kasperl, der gegen das Krokodil in die Schlacht zieht.

Unzählige Arbeitsschritte stecken in jeder einzelnen Puppe, für die sich Gaugusch meist einen Monat Zeit nimmt. Um die 60 Figuren hat er in seiner Wiener Werkstatt per Hand gefertigt und liebevoll mit Kostümen ausgestattet. „Die sind wie Kinder für mich“, gibt er zu. Seine Lieblingsfigur, die Großmutter, sei seiner eigenen Oma nachempfunden: „Die war auch dick, gemütlich und bei jedem Blödsinn dabei.“ Sich selbst hat er in der frechen Ratte Rolf Rüdiger verewigt. „RoRü hat ein Problem mit Obrigkeiten und spricht aus, was viele denken. Da sind wir uns sehr ähnlich“, sagt der 43-Jährige.

Schon in jungen Jahren machte Gaugusch seiner Mutter die Nähmaschine streitig, gestaltete Puppen und Kostüme und schrieb eigene Drehbücher. Seine ersten Auftritte absolvierte er im Keller der Pfarre Christkönig in Linz-Urfahr. Durch Zufall landete der kreative Kindskopf beim ORF-Kinderprogramm, damals unter der Leitung von Edgar Böhm. Seine erste Livesendung mit der Geschichte „Das geheime Buch“ sorgte für Gelächter im Studio, weil Gaugusch nicht imstande war, Hochdeutsch zu sprechen. Böhm amüsierte sich über den „Volkskasperl“ in Mundart und engagierte den Oberösterreicher vom Fleck weg. Seine künstlerische Heimat hat Gaugusch aber nie vergessen und tritt jedes Jahr, heuer zum 15. Mal, in Linz auf. Die Kinder von damals sind heute oft schon selbst Eltern.

"Die Tanzmaus" im Kuddelmuddel

„Bin kein Blumenschnupperkasperl“
Der Kasperl am Mittwoch um 17 Uhr war für einen Kollegen das Highlight der Woche. "Dafür unterbrachen wir sogar das Fußballspiel im Hof. Weil in einem Floridsdorfer Gemeindebau noch nicht alle Mieter einen Fernseher hatten, schauten wir oft gemeinsam mit Freunden."

Von Freitag, 24. Februar bis Sonntag, 26. Februar 2012 gastiert Gaugusch mit dem Stück „Die Tanzmaus“ im Linzer Kinderkulturzentrum Kuddelmuddel. Auf Kasperl und Sepperl wartet dabei ein königlicher Auftrag: Sie sollen die Tanzmaus des Mäusekönigs beaufsichtigen. Der verwirrte Professor Spekulatius, der nach Versuchsobjekten für seine neueste Erfindung sucht, kommt ihnen in die Quere. Wer wissen möchte, wie die Geschichte endet, sollte sich rasch Karten sichern, die sieben Vorstellungen sind rasch ausgebucht.

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