Berufsschule: Schüler kämpfen gegen Schließung ihres Standorts

David Renn und seine Mitstreiter haben bisher knapp 200 Unterstützer gefunden
Die Berufsschulen in Braunau und Steyr stehen zur Debatte. Die ressortzuständige Landesrätin will Ergebnisse einer Projektgruppe abwarten.

"Komisch" und "geschockt" beschreibt David Renn das Verhalten des Lehrpersonals und der Angestellten der Berufsschule Braunau am vorvergangenen Montagvormittag. Renn ist der Sprecher der mehr als 450 Schüler am Standort. "Sie haben noch versucht, das zu verheimlichen", sagt Renn. Dann sei der Grund für die eigenartige Stimmung aber bald durchgesickert: Die Bediensteten sollen darüber informiert worden sein, dass die Berufsschule nach dem laufenden Schuljahr geschlossen wird. Die Braunauer Berufsschüler starteten kurzerhand eine Unterschriftenaktion. Knapp 200 Unterstützer haben sie laut Schulsprecher Renn bis Dienstagnachmittag für den Erhalt des Standorts gefunden. Die Liste soll in den kommenden Tagen dem Direktor übergeben werden.

Von Verzweiflung an der Berufsschule spricht der grüne Bundesrat David Stögmüller. Vergangene Woche habe ihn der Direktor eingeladen, weil Pläne der Landesregierung durchgesickert seien, den Standort in Braunau mit Beginn des kommenden Schuljahrs aufzulassen. Ähnliche Pläne soll es für die Berufsschule 2 in Steyr geben. An beiden Standorten werden Schüler vorwiegend in kaufmännischen Berufen ausgebildet.

Stögmüller spricht von "ganz schlechtem, schwarz-blauem Stil" der Landesregierung, da weder Landtag, noch Landesschulrat über das Vorhaben informiert worden seien. Er habe nun parlamentarische Anfragen zur Causa an Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) und Wirtschaftsminister Harald Mahrer (ÖVP) gestellt.

Die Grünen im oberösterreichischen Landtag haben unterdessen angekündigt, bei der Plenarsitzung am Donnerstag einen Dringlichkeitsantrag gegen die befürchteten Schließungen einbringen zu wollen. Auch die SPÖ fordert "volle Transparenz".

Weniger Berufsschüler

Eine offizielle Bestätigung für Schließungspläne gibt es allerdings nicht. Im Büro der ressortzuständigen Landesrätin Christine Haberlander (ÖVP) verweist man aber auf einen Rückgang bei den Schülerzahlen: Gab es 2008/’09 noch 30.000 Berufsschüler, so seien es im laufenden Schuljahr noch 24.400. Daher würden "Überlegungen zur Qualitätsoptimierung angestellt". "Es gibt eine Projektgruppe, die sich mit Umstrukturierungen auseinandersetzt", sagt Haberlander-Sprecherin Karin Mühlberger. Warum nun ausgerechnet die Aufregung an zwei Schulen groß sei, könne sie sich nicht erklären, da man die Ergebnisse erst Ende des Jahres präsentiert bekomme. "Es stehen aber noch keine Schließungen fest", sagt Mühlberger auf Anfrage des KURIER.

Landesschulrat-Präsident Fritz Enzenhofer erklärt sich die Empörung – neben den bevorstehenden Nationalratswahlen – damit, dass die Lehrervertreter ihre Kollegen über die Überprüfung ihrer Standorte informiert hätten. Angeschaut werde aber jede Schule, betont Enzenhofer.

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