Bauern hoffen auf sanfte Eisheilige
Den Schock über die massiven Frostnächte im April hatten die Obst- und Gemüsebauern noch nicht verdaut, da stellte sich in der Nacht zum Freitag auch schon das erste Hagelunwetter der Saison ein. Mit existenzbedrohenden Wetterkapriolen müssen die heimischen Landwirte fast schon jederzeit rechnen.
"Der Kohlrabi könnte weit größer sein. Bei der Kälte wächst alles sehr langsam. Die Kartoffeln haben wir überhaupt mit doppeltem Flies abdecken müssen, damit sie der Frost nicht vernichtet. Beim Nachbarn hat’s die Spitzen des grünen Spargel abgefroren", schildert Gemüsebauer Christian Zinöcker aus dem Eferdinger Becken beim Lokalaugenschein des KURIER am Linzer Südbahnhofmarkt. Die dort gebotene Pracht an frischem Salat, Gemüse und den ersten Erdbeeren haben die Bauern mit viel Fleiß und Sorgen der Natur abgerungen. "Wir hoffen halt, dass die Eisheiligen schon da waren", spricht Zinöcker die nach den Bauernregeln meist von Kälte begleiteten Heiligentagen von Pankratius bis Sophia vom 12. bis 15. Mai an.
Die Spätfrostphase im April haben Oberösterreichs Bauern mit einem blauen Auge überstanden, berichtet der Direktor der Bauernkammer Friedrich Pernkopf. Steinobst wie Marille und Kirschen waren regional unterschiedlich schwer betroffen. Für Erdbeer- und Spargelbauern war es besonders heikel. Insgesamt dürfte der Frost einen Schaden von zwei Millionen angerichtet haben, schätzt Pernkopf. Obstbaureferent Heimo Strebl schätzt, dass auf rund 400 Hektar Kulturflächen mit rund 20 Prozent Ernteschäden zu rechnen sein wird. Der Einsatz der Bauern, die versuchten mit verschiedensten Maßnahmen ihre Kulturen zu schätzen, sei jedenfalls enorm gewesen. Mit stark rauchenden Feuern, Hagelnetzen oder aufgezogenen Regenfolien über den Kirschenbäumen wurde versucht die Kälte abzuschirmen. Wie das Obst , von der Marille bis zu den Äpfeln, den Frost tatsächlich überstanden hat, werde sich aber erst zeigen. Fix sei, so Strebl, dass nach 2016 auch heuer die Walnüsse massiv geschädigt worden sind.
Klima-Index
Viele Bauern hätten heuer die Möglichkeit genutzt ihre Kulturen gegen den Frost zu versichern, berichtet Strebl. Aus dem Katastrophenfonds gibt es keine Unterstützung mehr, weil die öffentliche Hand die Versicherungspakete stützt. Strebl: "Die finanzielle Absicherung ist wichtig, noch wichtiger ist den Bauern, dass sie unseren Markt beliefern können."
Dass der Kampf der Landwirte gegen extreme Witterungsereignisse nicht kleiner wird und eine Folge des Klimawandels ist, belegt der erstmals für OÖ erhobene Klima-Index. Wie Landesrat Rudolf Anschober von den Grünen und Klimaexperte Andreas Drack präsentierten, waren 2016 zehn von zwölf Monaten wärmer als im langjährigen Temperaturmittel und die oö. Feuerwehren verzeichneten bei den Unwettereinsätzen einen absoluten Rekord.
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